Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Äquivalent zu
klinischen Tests, wenn Sie so wollen… eine Population, innerhalb
derer Todesfälle nicht sehr auffallen würden.«
    »Ein Krankenhaus?« fragte Deming mit belegter Stimme.
»Ein Altersheim?«
    »Nein«, entschied Felders, »dort wird einfach zu
oft gestorben. Die müssen doch hundertprozentig sicher sein,
daß es ihr Virus war, das zum Tod führte, und nicht etwa
Altersschwäche oder irgendeine Krankheit. Sie müßten
eine isolierte Örtlichkeit wählen, mit einer Population,
die den staatlichen Behörden mißtraut oder vielleicht
sogar mithilft, sie zu umgehen. Keine Ahnung, wo sich ein solcher
Platz findet.«
    »Irgendwelche Ideen dazu?« erkundigte sich Duffy.
    »Nein«, sagte Felders. »Cavanaugh?
Lancaster?«
    Auch Cavanaugh konnte sich keinen solchen Ort vorstellen. Er
konnte überhaupt nicht denken. Seine Hand, die den Bleistift
hielt, bewegte sich auf den Schreibblock zu und hielt inne.
    Lancaster sagte, ohne Cavanaugh anzusehen: »Vielleicht
benutzen sie Sizilien. Kleine Dörfer in den Bergen, die lokalen
Polizisten sind ohnedies auf der Lohnliste, keiner stellt unangenehme
Fragen…«
    Scheiße, Sizilien, dachte Cavanaugh. Eine Spur dorthin
wäre unmöglich zu verfolgen. Gewiß hätten diese
Menschen keine Skrupel, ihre eigenen Leute als Versuchskaninchen zu
verwenden – aber würden sie sich die Mühe machen, ihre
biotechnischen Produkte über den Atlantik zu
transportieren…?
    »Nein«, sagte Felders. »Die erledigen die Dinge auf
direktem Weg. Sizilien paßt nicht ins Schema. Es würde
hier sein, irgendwo in diesem Land.«
    Langsam nickte Lancaster.
    »Ich lege jetzt auf«, sagte Lederer. »Rufen Sie
mich nicht mehr an. Ich habe alles gesagt, was ich weiß –
einschließlich reiner Spekulation. Und ich hoffe zu Gott,
daß Sie sie finden, bevor sie das Virus perfektionieren und in
die Luft blasen können.«
    Falls sie das nicht schon getan haben, dachte Cavanaugh, in all den Wochen und Monaten, in denen wir darüber
gestritten haben, ob es sich hier um einen Fall handelt oder nicht. Aber er behielt seine Gedanken bei sich.
    Als Duffys Stimme aus dem Lautsprecher des Telefons kam, klang sie
kühl und hart. »Ich glaube«, sagte er, »daß
ich jetzt den Direktor anrufen und ihn ersuchen sollte, den
Justizminister zu informieren.«

Am
nächsten Morgen kamen Grady und Charlie mit drei Cobray-M-11,
einer Drahtschere und einem Erdungsstab für einen elektrisch
geladenen Zaun wieder.
    Angeekelt sah Wendell die Feuerwaffen an. »Meine Güte,
so große Cobrays sehen ja recht gefährlich aus, aber genau
schießen sie alle nicht.«
    »Brauchen sie auch nicht«, sagte Grady fröhlich.
»Solange sie nur gefährlich genug aussehen. Du hast doch
gesagt, in der Siedlung gibt’s keine Waffen, oder?«
    »Stimmt«, nickte Wendell. »Die halten nichts von
Gewalt.« Er war jetzt wieder nüchtern, aber seiner
Entschlossenheit tat dieser Zustand keinen Abbruch. Im Gegenteil, er
war heute möglicherweise noch entschlossener. Er hatte
endgültig genug von dem schlappen Herumgealbere mit Gesetzen,
Vorschriften und Bravsein. In Wirklichkeit rechnete es einem keiner
hoch an, wenn man sich daran hielt. Wie lange er schon bettelte und
im Dreck kroch – und was hatte es ihm eingebracht? Die Leute
respektierten Männer, die wußten, was sie wollten, und es
sich holten. Er wollte seine Kinder.
    Und Saralinda.
    Wenn Saralinda sah, wie entschlossen er sich daranmachte, sie
zurückzubekommen, wie weit er dafür gehen wollte, dann
würde sie ihn auch respektieren. Verdammt, sogar die Bibel
ließ das gelten! Der Mann war der Frau überlegen, und so
sollte er sich, zum Teufel, auch benehmen. Brief des Apostels Paulus
an Timotheus, irgendwo mittendrin.
    »Und das ist noch gar nicht alles«, sagte Charlie und
grinste wie ein Zweijähriger. Nach der vorangegangenen Nacht in
Albany, in der sie beide kein Auge zugemacht hatten, sah Grady ein
wenig triefäugig aus, aber Charlie, der schien überhaupt
nicht müde zu sein. Aus seiner Sporttasche zog er zwei
Ingram-Maschinenpistolen hervor und sechs Handgranaten aus
Armeebeständen.
    »Du lieber Himmel, das brauchen wir doch alles nicht!«
rief Wendell angewidert. »Scheißgranaten! Ich hab doch
gesagt, die Siedlung hat keine Waffen!«
    »Weiß man nie«, bemerkte Grady. »Obwohl ich
Charlie auch gesagt habe, daß die Ingrams ein bißchen
viel sind.«
    »Siebenhundert Schuß die Minute«, erklärte
Charlie.
    »Die Handgranaten sind schon ein bißchen
viel!« wetterte Wendell.

Weitere Kostenlose Bücher