Verico Target
Plätzchen, aber es ist besser, wenn
ihr nicht wißt, wo es ist. Für den Fall, daß sie uns
schnappen, nachdem wir uns getrennt haben.«
»Sie werden uns nicht schnappen«, sagte Charlie.
»Nicht diesmal.«
Wenn Wendell ihn so ansah, das Ingram in einer Hand, eine
Zigarette in der anderen, und die Tarnjacke über seine
prächtigen Muskeln gezogen, dann glaubte er ihm jedes Wort. Sie
würden sich nicht schnappen lassen. Und er würde endlich
das bekommen, worauf er ein Recht hatte.
Glaub dran, und du schaffst es!
Grady sagte: »Wollen wir jetzt den Lageplan zeichnen,
Kumpel?«
»Hab ich schon gemacht, während ihr weg wart. Hier. Lern
es auswendig, Charlie – alles, verstanden? Wir lassen die Wagen
im Unterholz stehen, da einen und da…«
»Wir haben ein Autotelephon in unserem«, unterbrach ihn
Charlie. »Hast du auch eins, Wendell? Weil wenn du eins hast,
und wir müssen hinterher Verbindung aufnehmen…«
»Niemand rührt das verdammte Telefon an!« warf
Grady scharf dazwischen. »Hast du gehört, Charlie? Diese
Dinger kann man aus einem Kilometer Entfernung anpeilen! Das ist mein
Ernst, Charlie!«
»Na gut, es ist dein Ernst«, seufzte Charlie. Ohne das
Ingram aus der Hand zu legen, zündete er sich eine neue
Zigarette an.
»Ich muß dich was fragen, Grady«, sagte Wendell,
»und ich möchte die Wahrheit wissen. Scheiß mich
nicht an, klar? Kannst du über den Wagen ausgeforscht
werden?«
Grady zögerte und sagte dann: »Nein.«
Das hieß, daß der Wagen gestohlen war. »Okay. Ich
will’s bloß wissen. Nächste Sache: die Handgranaten
kommen nicht mit. Sieh zu, daß Charlie sie irgendwo
verliert.«
Grady sagte: »Sind schon weg, Wendell. Und jetzt komm wieder
zu dem Plan. Ich möchte wissen, wo jeder verdammte Grashalm in
dieser Siedlung wächst!«
»Er war seit zwei Jahren nicht drinnen«, bemerkte
Charlie düster. »Kann inzwischen alles anders
sein.«
»Nicht die Gebäude«, widersprach Grady mit seiner
besänftigenden Stimme. »Häuser rühren sich nicht
von der Stelle, Charlie. Man kann neue dazubauen, das ja. Und jetzt
paß du genau auf, Charlie. Wir müssen alles wissen
über das Gelände.« Aufmerksam wartend und respektvoll
sah er Wendell an.
Wendell nickte zufrieden; er wußte nicht, warum. Er
wußte nur, daß es so war, wie es sein sollte: daß
er etwas unternahm und plante, um David und Penny
zurückzubekommen, und daß die anderen beiden genau
aufpaßten, weil er derjenige war, der sich dort auskannte, wo
es geschehen würde. Genau so sollte es sein, doch irgendwie sah
Saralinda so was nie ein.
Aber jetzt würde sie es einsehen müssen.
»Wir durchschneiden den Zaun hier, dicht beim
Wald…«
Die drei Köpfe beugten sich tief über Wendells
Skizze.
Die
Straße verwandelte sich von Asphalt mit vereisten
Schlaglöchern zu Matsch mit vereisten Reifenspuren. Hier war
viel weniger Schnee gefallen als in Boston. Judys Teenager-Chauffeur,
der inzwischen eine Hard-Rock-Sendung eingeschaltet hatte, nickte im
Rhythmus der Smashing Pumpkins mit dem Kopf. Er schien keine
Unterhaltung zu erwarten.
Der Feldweg durchschnitt eine große Kuhweide – oder
vielleicht waren es zwei Weiden, zwischen denen er
hindurchführte –, begrenzt von weißen
Holzzäunen. Es war zu dunkel, um zu sehen, ob sich Tiere auf der
Weide befanden oder nicht. Als die Weide zu Ende war, führte der
Weg wieder in den Wald. Die Bäume standen ganz dicht am Wegrand,
und ihre Äste neigten sich tief in den Lichtkegel, den der Wagen
vor sich herschob.
»Gleich sind wir da«, sagte Judys Fahrer.
»Bitte schalten Sie das Radio aus.«
Was er sogleich tat. Unvermutet endete der Wald, und der Weg
führte hinaus in offenes Gelände. Unter den letzten
Bäumen hielt der Junge den Laster an. Die Scheinwerfer
beleuchteten ein flaches, baum- und strauchloses Stück Land;
harte Grasbüschel bohrten sich durch die dünne Schneedecke,
und dahinter befand sich ein Stacheldrahtzaun mit einem eisernen Tor
zwischen gemauerten Pfeilern. Hinter dem Zaun konnte Judy gerade noch
die Umrisse niedriger Gebäude ausmachen.
Der Junge sagte: »Die sind nicht besonders freundlich dort
drinnen. Und sie werden Sie nicht reinlassen, falls Ihnen das
vorschwebt. Und wenn Sie ’ne Reporterin sind, dann werden sie
Sie garantiert nicht reinlassen. Vor ein paar Monaten, als der
verrückte Ex-Soldat im Fernsehen auftrat, wimmelte es hier nur
so von Reportern, und keiner von denen bekam ein Interview. Sie
werden auch keins kriegen. Die lassen keinen rein,
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