Verico Target
Sonderfall.
CINELLI: Verdammt, warum sagt mir das keiner? Solche Sachen
muß ich doch erfahren! Besonders, wenn’s um so was
Wichtiges geht.
DENISI: Hör zu, es gibt ’ne Menge Leute, die wichtige
Sachen nicht erfahren. Wie mit Jimmy, letzten Monat. Das is’
Mascaro. Der is’n Arschloch.
CINELLI: Könnte das Schwein glatt umbringen. Ich hätte
das erfahren sollen!
»Wir konzentrieren uns hier auf die Erwähnung von
Verico«, dozierte Deming. »Wie Sie bemerken, beweist die
Bandaufnahme zweifelsfrei, daß Verico nicht Teil derselben
illegalen Verwendung der Fondsmittel wie Northwood ist und aus diesem
Grund nicht Gegenstand des gerichtlichen Einzugsverfahrens war. Wir
haben keine ausreichenden Gründe für eine zwangsweise
Vorlage von Dokumenten, doch verwenden die beiden
Gesprächsteilnehmer das Wort ›wichtig‹ im Zusammenhang
mit Verico. Dieser Umstand in Begleitung…«
»Wird Cinelli reden? Oder Denisi?« unterbrach ihn
Cavanaugh.
»Nein, sie…«
»Wurde ihnen Immunität zugesichert, wenn sie vor der
Anklagekammer reden?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Deming
gekränkt. »Sie bestreiten beide, je von Verico gehört
zu haben. Sie behaupten, die Bandaufnahme wurde falsch
übertragen.«
»Nicht anders zu erwarten«, bemerkte Felders.
»Diese Leute haben so eine merkwürdige Vorliebe dafür,
nicht auf dem Grund des New Yorker Hafens zu enden. Ich verstehe das
nicht. Verstehen Sie das, Bob?«
»Ich verstehe es ganz und gar nicht«, sagte
Cavanaugh.
»Diese Bandabschrift«, fuhr Deming frostig fort,
»hat zusammen mit anderen Informationen, welche ich sogleich
näher erläutern werde, die Aufmerksamkeit der Sektion
für organisiertes Verbrechen und Bandenunwesen am
Justizministerium erregt. Die Seiten eins bis fünfzehn enthalten
alle bislang bekanntgewordenen Hintergrundinformationen über
Verico, Inc. Angeblich handelt es sich hierbei…«
»Vielleicht könnte ich es mal mit einer Zusammenfassung
versuchen«, meinte Felders. Er bedachte Deming mit einem
Lächeln – ob aus schlechtem Gewissen heraus oder weil
Deming ihm den Nerv tötete, konnte Cavanaugh nicht
feststellen.
»Verico ist eine Biotechfirma«, sagte Felders, zu
Cavanaugh gewandt, »zwei Jahre alt. Eingetragen in Elizabeth,
New Jersey. Einziger Eigentümer ein gewisser Joseph Kensington.
Unser typischer exzentrischer Multimillionär. Hat das Geld
geerbt, alles einwandfrei bis hierher. Und bis vor ein paar Wochen,
als dieser Bericht zusammengestellt wurde, hätte wohl jedermann
gesagt, daß Kensington selbst auch einwandfrei ist:
ausschweifender, liederlicher Tunichtgut in seiner Jugend, Drogen in
den sechziger Jahren, vorzeitig von Yale abgegangen. Mitte
dreißig begann er dann ein anständiges Leben und ging
daran, das ererbte Vermögen zu vergrößern. Eine
amerikanische Erfolgsstory.«
»Und dann, vor ein paar Wochen…«, half Cavanaugh
nach. Felders liebte es, wenn sein Publikum mittat.
»Und dann, vor ein paar Wochen, bekommen wir plötzlich
das Foto auf Seite siebzehn, das Bild eines gewissen Vincent DiPrima,
der am 28. Juli um drei Uhr morgens von Kensington persönlich in
sein Haus auf Long Island eingelassen wurde. Wir hatten einen Agenten
auf DiPrima angesetzt, weil der im ganzen Land umherflog und im
Auftrag des Syndikats eine Unzahl von Leuten abklapperte. Eine der
Personen, die er so spät nachts besuchte, war Joseph Kensington.
Was im Licht des Umstandes, daß Kensington ein so aufrechter
Mitbürger ist, doch sehr merkwürdig erscheint.«
»Allerdings«, erklärte Cavanaugh und nickte.
»Die Info ging in den Computer, und der spuckte den Hinweis
auf die Cinelli-Denisi-Erwähnung von Verico aus. Bei der Justiz
forderte man eine Überprüfung des gesamten Hintergrundes
an, einschließlich der Steuern, was Sie alles in der Mappe da
finden. Nein, lesen Sie es nicht jetzt. Vor fünf Jahren fand
sich auf Kensingtons Einkommensteuererklärungen Verlust auf
Verlust, resultierend aus erstaunlich dummen Investitionen, wie die
Bilanzsachverständige meint. Sie sagt, man müßte es
geradezu darauf anlegen, Geld zu verlieren, um so schlechte
Investitionen zu tätigen.«
»Oder in Panik geraten sein, weil die Kohle zu Ende
geht.«
»Volltreffer«, sagte Felders. »Natürlich
könnte er jede Menge Geld auf Schweizer Bankkonten oder sonstwo
beiseitegeräumt haben. Der Umstand, daß er einen Haufen
Geld verloren hatte und dann innerhalb eines Jahres zwei
Unternehmungen anfangen konnte, beweist nicht unbedingt, daß
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