Verico Target
Deming«, machte
Felders bekannt, »Robert Cavanaugh.«
Die beiden Männer schüttelten einander die Hand -Deming
ohne auch nur den Anflug eines Lächelns. »Ich danke Ihnen
für Ihr Kommen, Agent Cavanaugh«, sagte er bombastisch.
»Wir haben etwas sehr Interessantes mit Ihnen zu
besprechen.«
»Allerdings, das haben wir«, bestätigte
Felders.
Felders konnte Bundesanwälte nicht leiden. Das war, fand
Cavanaugh, ein sonderbarer Zug für einen leitenden Beamten beim
FBI; immerhin waren die meisten von Felders’ Vorgesetzten und
etliche seiner Kollegen Bundesanwälte. Aber Felders hatte sich
eine andere Karriereleiter hochgeturnt: Er war ein Ex-Bulle. Und er
wirkte immer noch wie ein Bulle – drahtig, wild, immerzu in
Bewegung. Seine Finger trommelten auf den Tisch, ein Fuß wippte
über dem anderen, die Schultern zuckten. Wenn er in seinem
Büro auf und ab rannte und wie Maschinengewehrfeuer auf
Cavanaugh einredete – von Anwälten, die den hartgesottenen
Kerl spielten und nie in ihrem Leben auch nur eine einzige Tür
eintreten mußten –, dann sah er aus wie ein typischer New
Yorker Polizist in einem Zeichentrickfilm, der im Zeitraffer
ablief.
Ganz automatisch nahm Felders an, daß auch Cavanaugh
Bundesanwälte verabscheute, vielleicht, weil Cavanaughs
Karrierepfad noch verrückter verlaufen war: vom Studium
englischer Literatur über den Großhandel zum FBI. Aber
Felders hatte recht. Zu viele von Marcys snobistischen Freunden waren
Staatsanwälte. Genau wie Felders waren Cavanaugh die Juristen im
Justizministerium drüben lieber; die beschäftigten sich mit
den Fällen, sobald das FBI sie gelöst hatte, und das war
sauberer. Aber wie Felders achtete auch Cavanaugh darauf, daß
diese seine Meinung auf Felders’ Büro beschränkt
blieb. Der Stellvertretende Bundesanwalt Jeremy Deming sah ganz nach
einem der Gründe dafür aus, daß Cavanaugh das so
hielt.
»Schießen Sie los«, sagte Cavanaugh. Er ließ
sich in Felders’ gepolsterten Besuchersessel fallen, wodurch
für Deming nur der harte Stuhl mit dem geraden Rücken
blieb. Felders hockte auf der Schreibtischkante und wippte mit dem
Fuß.
Deming reichte Cavanaugh eine Mappe. »Dies hier ist der
Vorbericht für etwas, aus dem, so hoffen wir,
schlußendlich eine EVOK werden könnte.« Er klang, als
würde er die Wiederkunft Christi ankündigen. »Er
enthält sowohl die Ausbeute langzeitiger taktischer
Überwachungsarbeiten als auch die Ermittlungsergebnisse
jüngeren Datums. Vielleicht sollte ich mit einigen grundlegenden
Informationen beginnen, meine Herren. Wir hoffen, daß wir unter
Titel 18, Abschnitt 1962 des Strafgesetzes der Vereinigten
Staaten…«
»Ich denke, wir sind alle vertraut mit den
VVO-Paragraphen«, unterbrach ihn Felders leichthin. Cavanaugh
bewunderte seine Zurückhaltung.
Deming sagte: »Ich hörte, Mister Cavanaugh sei
einigermaßen neu in der Abteilung…«
»Mister Cavanaugh hat eine gründliche Schulung über
die diversen Verfahrensweisen des FBI erhalten und verfügt dazu
über jahrelange profunde Erfahrung als
Ermittlungsbeamter.«
»Tut mir leid, wußte ich nicht«, sagte Deming
flüchtig.
Cavanaugh blinzelte. Er hatte zwei Jahre beim Nachrichtendienst,
der langweiligsten Abteilung des Büros, hinter sich gebracht,
und dazu weniger als ein Jahr bei der Ermittlungsabteilung – das
meiste davon in einem Wagen, aus dem heraus er zu beobachten hatte,
wie Menschen in Gebäude gingen und wieder herauskamen.
Routineüberwachungen. Dieser aufgeblasene Esel mußte
Felders tatsächlich ein Dorn im Auge sein. Aber wenn sich hier
wirklich eine Chance für ihn auftun sollte, an einer EVOK zu
arbeiten…
Eine ›Ermittlung bei Verdacht von organisierter
Kriminalität‹ war das wirksamste Instrument gegen das
organisierte Verbrechen. In konventionellen Fällen verfolgte die
Justiz die Mitglieder der Mafiafamilien einzeln – diesen wegen
Zinswucher, jenen wegen Mordes, einen dritten wegen
Rauschgifthandels. Alles in allem gesehen machte es keinen
Unterschied. Der verurteilte Kriminelle, oftmals ein Angehöriger
des Fußvolks, wanderte ins Gefängnis, ohne gegen das
Gesetz der omertà verstoßen zu haben, und ein
neuer Mann rückte an seinen verwaisten Platz im Gefüge der
Organisation nach. Um an die wirkliche Macht heranzukommen,
nämlich an die Familienmitglieder an der Spitze, brauchte man
die Gesetze, die beim Verdacht von Verbindungen zu einer
verbrecherischen Organisation zum Tragen kamen. Unter dem
VVO-Paragraphen stellte es
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