Verico Target
Nostra den Weg zu einem ganzen neuen
Geschäftszweig zu versperren. Zu einem Gebiet, von dem niemand,
nicht einmal die Wissenschaftler, die sich damit beschäftigen,
weiß, was die Zukunft bringen wird. Wir müssen diese
Ermittlungen weiterführen! Nehmen Sie sie mir weg, wenn das
Ihrer Meinung nach besser wäre, aber führen Sie sie
weiter!«
Felders saß da und überlegte, die Finger immer noch
reglos auf dem Schreibtisch. Cavanaugh hielt den Atem an und wartete.
Felders hatte tatsächlich etwas von einem wilden Tier, am
ehesten von irgendeinem ausgehungerten Nagetier, dessen zarter
Knochenbau über seine scharfen Zähne hinwegtäuschte.
Klarerweise wollte Felders diese Zähne nicht unbedingt Duffy,
seinem Boss, ins Fleisch bohren. Aber wenn Felders nein
sagte…
»Okay, Bob. Wenn ich Duffy soweit bringe, daß er sich
einverstanden erklärt, dann können Sie noch einen Agenten
haben. Und Tamara Lang. Sie ist noch grün, A.A.D. in
Molekularbiologie an der Stanford Universität, aber sie soll
wirklich gut sein.«
»Was heißt A.A.D.?« fragte Cavanaugh erleichtert.
Felders ließ ihn den Fall weiterverfolgen!
»Und Sie wollen ein gebildeter Literat sein? Tamara hat
›alles außer den Doktorhut‹. Brachte das ganze
Studium hinter sich, und als sie mit der Dissertation anfangen
sollte, überlegte sie es sich noch mal und entschloß sich,
statt in die Forschung in den Polizeidienst zu gehen.«
»Warum hat sie das getan? Sie…«
»Warum haben Sie es getan? Hören Sie auf
herumzukritteln, Bob und freuen Sie sich, daß Sie haben, was
Sie wollten: einen Agenten, der Judy Kozinski im Auge behält,
und eine wissenschaftliche Beraterin, die die Genforschung im Auge
behält. Gehen Sie daran, sich beides zu verdienen!«
»Das werde ich«, sagte Cavanaugh und hoffte zu Gott,
daß es die Wahrheit war. Er stand auf, um zu gehen.
»Ach, und Bob…«
»Ja?«
Felders sah an ihm vorbei. »Bleiben Sie Marcy vom Hals. Es
sieht nicht gut aus, wenn Ermittlungsbeamte der Justiz wegen ihrer
häuslichen Probleme mit gerichtlichen Verfügungen
eingedeckt werden. Geben Sie’s auf.«
»In Ordnung«, sagte Cavanaugh.
Der
Radiosender war nicht das, was Wendell Botts erwartet hatte.
Es fing damit an, daß man beim Empfang seinen Namen nicht
vorgemerkt hatte. Der Empfang bestand aus einem Schreibtisch in einem
winzigen, vollgeräumten Straßenlokal mit dem dreckigsten
Fenster, das Wendell je untergekommen war. Da kaufte er sich einen
neuen Anzug, der ihn fünfzig Mäuse kostete, putzte sich die
Schuhe und hängte sich einen Schlips um und dann das hier! Hinzu
kam, daß er das A.A.-Treffen schwänzen mußte –
die erste Auslassung in seiner bisher lückenlosen
Anwesenheitsliste. Und das Flittchen hinter dem Schreibtisch hatte
nicht mal seinen Namen!
»Wie?«
»Wendell Botts. Ich werde heute auf Sendung sein.«
»Aha.« Sie schob ihm einen Ringordner hin – die
Sorte, wie sie auch von Schulkindern benutzt wurde. »Tragen Sie
sich hier ein und nehmen Sie Platz.«
Das linierte Blatt war verschmiert und eingerissen. Wendell
schrieb seinen Namen ein; unter ›Sendung‹ schrieb er in
Großbuchstaben DIE RICK-ABRAMS-STUNDE.
Der Sender war der einzige gewesen, der auf seinen Brief
geantwortet hatte. Zweiundvierzig verdammte Briefe, und dieser Sender
in Albany hatte als einziger darauf reagiert! Wendell hatte sofort
angerufen und gesagt, ja, er würde kommen, er hätte dem
amerikanischen Volk etwas Wichtiges vorzutragen. Endlich würde
jemand wirklich zuhören! Aber dann hatte er sich die
RICK-ABRAMS-STUNDE zweimal angehört, und danach war er dessen
nicht mehr so sicher. Der Kerl behandelte seine Gäste echt
rotzig! Fast hätte Wendell die Sache abgeblasen.
Aber sonst hatte niemand auf seine Briefe geantwortet.
Das Mädchen hinter dem Schreibtisch ignorierte ihn. Wendell
hockte auf einem durchgesessenen Regiestuhl, die Hände auf den
Knien, und wartete. Draußen auf der Straße blinkte eine
Neonschrift mit drei kaputten Buchstaben: G-N- -EE. Eine halbe Stunde
verging.
»He, sollte ich nicht bald drankommen?«
»Ach ne, die wollen Sie erst um neun haben. Sie sind der
letzte Gast.«
»Warum mußte ich dann um acht hier sein?«
Das Mädchen zuckte die Achseln. Miststück. Als er sie so
anstarrte – das gefärbte Haar, das dicke Makeup und den
engen Pulli, da dachte Wendell an Saralinda. An Saralindas sauberes,
süßduftendes braunes Haar, ihr schmales, ernstes Gesicht,
ihren langsamen, zögernden Gang, der so
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