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Verirrte Herzen

Verirrte Herzen

Titel: Verirrte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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gespannt, wie die neuen Kollegen und Kolleginnen auf sie reagieren würden.
    Dann öffnete sie die Tür und trat ein. Aber immer noch hatte sie das Gefühl, ihre Beine würden gleich nachgeben.
    Die Sprechstundenhilfe begrüßte sie sehr freundlich und zeigte auf die Stühle gegenüber dem Empfang, wo sie noch einen Moment warten sollte. Anne merkte, wie ihre Hände immer feuchter wurden. Sie nahm Platz. Sie wischte ihre Hände an dem weißen Sweatshirt mit Praxisaufdruck, das sie von ihrem Chef schon gleich im Anschluss an ihr erstes Gespräch bekommen hatte, ab. Ihre Füße wippten in den weißen Turnschuhen.
    »Ach hallo, da sind Sie ja schon.« Herr Kleinemann kam gutgelaunt auf sie zu und reichte ihr zur Begrüßung die Hand.
    Seine Freundlichkeit nahm Anne ein wenig die Angst. Ihr Pulsschlag beruhigte sich.
    »Ich dachte, ich zeige Ihnen zunächst unsere Räumlichkeiten und Geräte und erkläre Ihnen nebenbei unseren Tagesablauf«, fasste Herr Kleinemann seinen Plan für den Vormittag in wenigen Worten zusammen.
    »Das hört sich sehr gut an.« Anne erwiderte den festen Händedruck ihres Chefs. Langsam fühlte sie sich sicherer.
    Im Laufe des Vormittags lernte Anne einige ihrer Kollegen und Kolleginnen kennen, allesamt waren ausgesprochen nett. Das Praxisteam war noch ziemlich jung, die meisten genau wie sie Anfang dreißig. Anne war überzeugt, dass es ihr keine Probleme bereiten würde, sich in das Team einzufügen. Die Zeit verging wie im Flug.
    »Auch wenn Sie heute noch nicht selbständig arbeiten konnten, so hoffe ich doch, dass Sie einen guten Einblick in unseren Arbeitsablauf bekommen haben«, bemerkte ihr neuer Chef am Ende des Vormittags.
    »Auf jeden Fall. Ich glaube, es wird mir hier sehr gut gefallen.« Anne lächelte Herrn Kleinemann an. Sie hatte sich auf Anhieb in der Praxis wohlgefühlt und konnte sich sehr gut vorstellen, dass ihr die Arbeit hier viel Spaß machen würde.
    »Gut, dann sehen wir uns morgen früh«, verabschiedete sich ihr Chef und verschwand geradewegs in seinem Büro.
    Anne sah entsetzt auf ihre Uhr. »Verdammt, ich bin viel zu spät dran.« Dabei hatte sie doch eigentlich alles so gut geplant. Sie würde sich ganz schön beeilen müssen, um noch rechtzeitig am Kindergarten zu sein.
    So schnell sie konnte, eilte sie los. Völlig außer Atem kam Anne an. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. Doch trotz aller Eile schaffte sie es nicht mehr pünktlich. Lilly wartete bereits mit einigen anderen Kindern, deren Mütter wohl auch zu spät kamen.
    »Mama! Da bist du ja endlich. Ich habe schon auf dich gewartet«, erklärte Lilly empört. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah aus wie eine kleine zornige Erwachsene.
    Anne drückte ihre Tochter etwas zu stark an sich. »Das tut mir leid, es kommt nicht wieder vor. Morgen bin ich ganz früh hier, dann musst du nicht warten.«
    Lilly nickte zufrieden und befreite sich aus der Umarmung. Anne rückte ihr die Mütze zurecht und nahm ihr die bunte Kindergartentasche ab. Hand in Hand machten sich die beiden auf den Heimweg.
    Als sie zu Hause angekommen waren, hatte Annes Tochter so großen Hunger, dass sie angeblich keine Minute mehr warten konnte, ohne zu verhungern.
    »Wann gibt es denn endlich was zu essen?« nörgelte Lilly im Minutentakt und ließ ihre Mutter, die durch die Küche wirbelte, nicht aus den Augen.
    »Gleich. Dauert nicht mehr lange.« So stressig hatte Anne sich das alles nicht vorgestellt, aber morgen würde es sicher besser werden. Sie musste sich einfach erst daran gewöhnen und ihren Tag noch etwas besser planen. Sie durfte die Uhr nicht aus dem Blick verlieren.
    Wenig später hatte sie eine Hühnersuppe aus der Dose erhitzt. Noch eine richtige Mahlzeit zu zaubern hätte sie kaum geschafft, bevor Lilly eines fürchterlichen Hungertodes starb.
    Dann klingelte auch noch das Telefon. Anne wusste nicht, wo ihr der Kopf stand. Sie stellte Lilly ihren Teller hin und hetzte zum Apparat. Es war Caro.
    »Wie war dein erster Tag?« fragte Caro neugierig.
    »Es war wirklich toll. Die Kollegen sind sehr nett, und die Praxis ist großartig.«
    Anne erzählte ihrer Freundin im Schnelldurchgang, wie ihr Vormittag verlaufen war, während ihre Gedanken um den bevorstehenden Einkauf kreisten. Sie musste unbedingt noch eine Liste machen. Sie musste ein paar Gerichte besorgen, die sie mittags schnell zubereiten konnte. Oder sollte sie lieber abends etwas vorkochen?
    »Hörst du mir eigentlich zu?« unterbrach Caros Stimme

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