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Verirrte Herzen

Verirrte Herzen

Titel: Verirrte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schoening
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war mindestens zehn Jahre jünger als Caro. Musste sie jetzt mit solchen Eroberungen ihr Ego pushen?
    »Ach, das ist nur meine Ex. Wir haben aber keinen Kontakt mehr«, erklärte Caro diesem Flittchen.
    Alles um sie herum verschwamm vor ihren Augen. Nur ihre Ex? Dumpf hallten diese Worte in ihrem Kopf nach, sie hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Bedeutete sie ihr denn überhaupt nichts mehr? Anne wurde schwindelig.
    Caro wandte sich von Anne ab und wieder ihrer neuen Bekanntschaft zu. Demonstrativ flirtete sie weiter. »Was machst du denn eigentlich, wenn du nicht hier bist?«
    Ohne ein weiteres Wort drehte Anne sich um. Wie in Trance ging sie davon. War ihr die Beziehung gar nichts mehr wert? Sie hatten sich geliebt, sich ewige Liebe geschworen. Und jetzt hatte Caro nur noch so abschätzige Worte für sie übrig.
    Als sie sich außer Sichtweite glaubte, blieb Anne stehen. Sie zitterte am ganzen Körper und hatte das Gefühl, gleich zusammenzubrechen. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Nadine, die sich einen Moment mit einer flüchtigen Bekannten unterhalten hatte, hatte aus dem Augenwinkel gesehen, was passiert war. Sofort kam sie auf Anne zugestürmt. »Scheiße. Ich hatte keine Ahnung, dass sie hier sein würde. Es tut mir so leid.« Sie nahm Anne in den Arm und drückte sie fest an ihre Brust. »Wollen wir gehen?« fragte sie.
    »Nein. Auf keinen Fall. Diese Genugtuung will ich ihr nicht gönnen.« Annes Miene hatte sich verfinstert. Die Freude an dem Abend war ihr schlagartig vergangen. »Außerdem interessiert mich Caro gar nicht mehr. Es stört mich nicht, dass sie hier ist«, log sie sich selbst vor. »Lass uns lieber wieder tanzen gehen.«
    Nadine nickte seufzend. Sie glaubte Anne zwar kein Wort, folgte ihr aber widerspruchslos auf die Tanzfläche. »Wir machen, was du möchtest. Du wirst wissen, was das richtige für dich ist.«
    Annes Körper wollte sich dem Takt nicht fügen und zuckte unrhythmisch. Krampfhaft versuchte Anne nicht zu Caro hinüberzusehen, doch es gelang ihr einfach nicht. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, sie immer wieder ansehen zu müssen. So sehr es sie auch verletzte, sie musste Caro bei ihrem Flirt beobachten.
    Caro war die schönste Frau, die sie kannte. Selbst in der Masse der anderen Frauen fiel sie auf, sie war einzigartig.
    Aber auch Caro konnte Anne nicht mehr aus den Augen lassen und beobachtete, wie sie ohne Begeisterung übers Parkett tanzte. Ihre Begegnung hatte sie keineswegs so kaltgelassen, wie sie es gern gehabt hätte. Ihre feindselige Haltung war nur Fassade, in ihrem Innersten loderte die Sehnsucht nach Anne.
    Eigentlich wollte sie sich an diesem Abend endlich von ihrem Gefühlschaos ablenken. Seit Wochen hatte sie nichts mehr unternommen, hatte gegrübelt und sich zu Hause vergraben. Sie hatte sich zu nichts mehr aufraffen können.
    Caro hatte an diesem Abend nicht vorgehabt, jemanden kennenzulernen. Ihre Gefühle für Anne waren noch viel zu stark. Es hatte sich einfach zufällig ergeben. Aber eigentlich langweilte Lara sie. Caro hatte längst den Spaß an ihrem Flirt verloren.
    Die gemeinsamen Gespräche mit Anne fehlten ihr. Mit Anne konnte sie stundenlang über alles reden. Sie konnten ernsthaft diskutieren oder auch einfach herumalbern. Selbst ohne Worte hatten sie sich verstanden.
    Caro sehnte sich danach, Annes Körper, der in dieser Jeans und diesem Top einfach unwiderstehlich aussah, zu berühren. Sie vermisste das gemeinsame Aufwachen, vermisste die Nähe. Ihr fehlte Annes Lachen, das jeden Tag erhellte, und auch Lilly fehlte ihr sehr.
    Kurz nach Mitternacht hielt Caro die vielen fröhlichen Frauen nicht mehr aus. Sie wollte nur noch nach Hause und ihre Ruhe haben. Sie war meilenweit davon entfernt, selbst ausgelassen und glücklich zu sein, auch wenn sie verzweifelt versuchte diesen Schein zu wahren.
    Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, und sie konnte die immer wiederkehrenden Fragen nicht mehr länger unterdrücken.
    Vielleicht war sie ja selbst schuld an dem, was geschehen war? Hatte sie Anne in die Arme dieser anderen Frau getrieben durch ihre ständigen Verletzungen und Verspätungen? Sie hatte viel zu wenig Rücksicht genommen, obwohl sie es immer wieder versprochen hatte. Sie hatte ihre Liebe für garantiert gehalten, hatte sich schon lange nicht mehr bemüht, in die Beziehung zu Anne zu investieren. Erst jetzt, als es zu spät war, erkannte sie ihre Fehler und bereute bitter.
    Aber trotz ihrer Gefühle,

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