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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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Charagmaskopie, die Dialogologie, die Athenographie, die Philautologie, die Brontologie, die Kephalogie, die Stilbologie, die Aphroditologie und vor allem die Nephologie.
    Ich warf einen Blick auf das erste der Bücher, die der Pennal auf dem Tisch aufgehäuft hatte.
    Einige Seiten waren mit Papierstreifen gekennzeichnet. Ich öffnete das Buch an einer der markierten Stellen und las:
    « Jene aristotelische Anatimìasis , welche nach Plinius anderes nicht ist denn ein in die Luffi emporgestiegener , wolkichter Dunst , und jener exkavierte , wässrige Vapor , davon Metrodorus spricht , idem die verdickte Luffi des Anaximander , wenn sie zu Nuben gepräget , obgleich jetzo noch in flüssiger Gestalt , wird sie jedoch sichtbar vermöge und innerhalb des die Luffi durchdringenden Korpus , dahero sie unter dem Einflusse einer unruhigen Turgeszenz selbst schwellend wird … »

    Meine Brauen hoben sich in ungläubigem Staunen. Dies schien weniger ein Buch der Naturwissenschaften als ein Rätsel zu sein. Ich blätterte weiter zu einem anderen Lesezeichen und versuchte es erneut:

    « Die Gesamt-Gestalt der wolkichten Körper aus kreisförmig oder elliptisch , wie sie auch seyen , verdichteter Lufft , vermag folglich , wie man sieht , durchaus als ein Aggregat unendlicher , partieller , in höchsten Graden variabler und variierender Zirkumskriptionen zu erscheinen . Sie muss sich nach allem zuvor Gesagten demnach gäntzlich der Gestalt ihres lokalen Raumes adaptieren und allso konservieren , ob dieser nun kreisförmig oder elliptisch sey … »

    «Verflucht, man versteht ja überhaupt nichts», rief ich ungeduldig aus, indem ich dem Böhmen das Buch reichte.
    Penicek nahm den Band, der noch auf der Seite geöffnet war, die ich aufgeschlagen hatte, rückte sich die Brille auf der Nase zurecht, überflog die wenigen Zeilen und übergab ihn schließlich mit hilfloser Miene Opalinski. Dieser verkündete, nachdem er die Seite rasch gelesen hatte: «Es ist sonnenklar.»
    «Was ist sonnenklar?»
    «Sehr grob zusammengefasst, bestehen die Wolken nicht aus einer besonderen Substanz, sondern aus einem vaporösen Dunst. Da die Luft sehr beweglich ist, kann dieser Dunst erhoben und verschoben werden.»
    «Aber das weiß ich auch!», protestierte ich.
    «Nun, Herr Meister», erwiderte Opalinski, ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen, «hier könnte uns ein anderes Werk Montalbanis von Nutzen sein, die Brontologie , worin mit Geistesschärfe alle Geheimnisse des Donners, des Blitzes und des Wetterleuchtens untersucht werden. Doch da die Zeit drängt, ist es geraten, gleich das Werk eines anderen Autors in Betracht zu ziehen, eines Landsmanns von Montalbani. Dieser Meister von gewaltiger Gelahrtheit und Bildung ist der exzellente Doktor Geminiano Montanari.»
    Er nahm ein Büchlein mit einem kuriosen Titel von dem Stapel und reichte es mir:

    DIE KRÄFFTE
    DES ÄOLUS
    DIALOGUS
    PHYSICUS -MATHEMATICUS

    Ich drehte und wendete es in der Hand.
    «Also?», fragte ich, von vorneherein aufs Lesen verzichtend.
    Opalinski nahm das Buch wieder an sich und öffnete es dort, wo ein Papierstreifen steckte. Dann gab er es mir zurück.
    «Es ist eines der gelehrtesten Werke des Meisters», verkündete er.
    Ich betrachtete die Seite. Hier gab es zwei Illustrationen, die endlich unmissverständlich waren:
    «Seht Ihr? Hier ist das Schiff, und der kreisende Luftstrom eines Wirbels kommt auf es zu. Solche Wirbel, auch Windhosen genannt, können Häuser, Kirchen und Türme umstürzen, ja ganze Gebäude mit ihren Bewohnern in die Luft heben.»
    Dann zeigte er mir die zweite Abbildung:
    «Und hier wird das Segelschiff erfasst und – zack! in den Himmel gehoben.»
    Simonis sah mich mit großem Erstaunen an.
    «Ja, Windhosen kenne ich auch», sagte ich. «Ihre verheerenden Wirkungen sind allseits gefürchtet.»
    Opalinski und Penicek nickten.
    «Tausend Dank, Jan, für deine wertvolle Hilfe», sagte der Grieche zufrieden. «Herr Meister, darf ich mich einen Augenblick absentieren?», fragte er dann. «Ich bringe die Freunde in mein Zimmer und komme gleich zurück.»
    Ich nickte.
    «Und du nimm deinen Hut ab, Bestie von einem Pennal! Und entbiete dem Herrn Meister einen Gruß!», schimpfte Simonis, indem er dem armen Hinkenden eine gehörige Kopfnuss versetzte, worauf dieser sich, auf seinem lahmen Bein schwankend, beschämt mehrmals verbeugte.

    Kurz darauf kehrte mein Geselle zurück.
    «Also, Herr Meister», hub er freudestrahlend an, «folglich hätte

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