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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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giesse den Brantewein ab/und frisch Brunnen-Wasser darauf/koche es zu einem dicken Brey oder Leim/thue kleingestossen Ledern-Gummi darein 5 . Untzen/lasse es in diesem warmen Leim zergehen . Ferner thue hinein 4 . Untzen praeparirt-gepülverten Smirgel/z . Untzen alten Terpentin /koche es nochmahlen zusammen/und bestreiche eine feine dick-häutige Leinwand darmit /(diese muß aber auf ein fein glatt Bret ausgespannet und aufgenagelt seyn)/lege andere Leinwand darüber/und bestreich sie wieder also/und das offt/biß die Leinwand zehen oder zwölff-fach auf einander kommet ; das letzte Blat wird gar durch die Materie gezogen . Alsdann lasse es durch und durch trocken werden/welches im Sommer in 8 . Tagen geschehen kan . Mit dieser Leinwand kan man Wämser/ Camisol/ Futterhembder/ja Hüte und dergleichen machen/Ein auf diese Art und Manier zu bereitetes Camisol bey Herrn Baron K . zu Labach/wie auch gleichfalls in der Königlichen Kunst-Kammer zu sehen ist .

    Schwerter, Pistolen, Kampfanzüge. Was tat mein griechischer Geselle mit all dem Zeug?
    Noch eine Materie /durch welche man weder hauen noch stechen noch mit einem Pistol durch schiessen kann . Nimm Haußblasen und Fisch-Leim /die solvire und exprimire /daß es klar wird ; koch es alsdann ad consistentiam melleam , darein tuncke eine Leinwand/lasse es an der Luffl dürre werden . Wann es etwas trocken/so bestreiche es abermahl mit diesem Leim/mit einem Pinsel . Dieses so offt getrocknet und bestrichen/bis es gnug .
    Gewand/das einem Degen widerstehet . Nehmet neue/sehr starcke Leinwand/leget sie doppelt/und bestreichet sie mit einem Fisch-Leim /so in gemeinem Wasser zerlassen ; hernach lasset sie trocknen auf einem Bret . Wann dieses geschehen/so nehmet gelb Wachs/Hartz und Mastir/jedes 2 . Untzen /lasset alles mit einer Untzen Terpentin schmeltzen /rühret alles wohl um /und tragets auf die Leinwand/biß sie alles in sich gezogen hat .

    Und weiter:

    Ein Gollet zu zurichten / das man mit einer Musqueten-Kugel nicht durchschiessen kann . Man nimmt von einem erst geschlachteten Spiel- oder Reit-Ochsen die Haut/läst die Haar auf das sauberste darvon thun/und Gollet daraus schneiden am Leibe gerecht zu machen und zusammen nehen/alsdann 24 . Stunden in Wein-Eßig beitzen/und an der Lufft wohl austrocknen .

    Das alles hatte Simonis sorgfältig unterstrichen und am Rande mit seiner unleserlichen Handschrift kommentiert.
    Ich dachte zurück an Attos skeptische Bemerkung über Simonis’ Einfältigkeit. Ganz klar: Der Abbé misstraute ihm. Welch ein Unsinn! Überdies hatte Melani nicht mehr sagen wollen. Vielleicht, weil es nur wenige Anhaltspunkte gab und auch er sich in keinem einzigen Punkt mehr gewiss war.
    Wie sollte man andererseits nicht jeden verdächtigen? Wir tappten vollkommen im Dunklen. Wenn ich in den vergangenen Jahren mit Abbé Melani falschen Fährten nachging, hatte sich früher oder später doch immer der Weg aufgetan, der zur Wahrheit führte. Diesmal aber fanden wir uns, nachdem wir den trügerischen ersten Pfad verlassen hatten, in einem unentwirrbaren Gestrüpp aus Vermutungen, wo alles im Flusse war, sich uns entzog und in sein Gegenteil verkehrte. Alle waren verdächtigt worden: zuerst Atto und Ciezeber, dann Penicek und zuletzt sogar Simonis, ganz zu schweigen von Ugonio und Orsini, deren Beziehung immer noch geklärt werden musste. Alle anderen waren tot: Danilo Danilowitsch, Hristo Hadji-Tanjov, Dragomir Populescu, Koloman Szupán und die beiden mysteriösen Gehenkten auf Ugonios Billett. Alle außer Opalinski. Sollte man ihn auch verdächtigen? Wie auch immer die Wahrheit aussah, die Frage blieb immer die gleiche: Warum waren die Studenten ermordet worden?
    Im Schatten des Übels, das den Kaiser (und den Grand Dauphin) befallen hatte, gab es zu viele Tote, zu viele mögliche Schuldige und keine Wahrheit.
    Unter den Verdächtigen fehlten nur Cloridia und ich: wer weiß, ob nicht …
    Bei dem Gedanken, wie aberwitzig auch immer er war, stockte mir der Atem im Halse, so überrascht war ich. Die Serie der Morde hatte begonnen, kaum dass ich Simonis’ Kameraden mit den Ermittlungen über den Goldenen Apfel beauftragt hatte. Dann aber hatten wir gesehen, dass diese Nachforschungen nichts mit den Morden zu tun hatten.
    Das einzige Verbindungsglied waren also wir selbst, oder besser ich, und daran hatte ich auch schon gedacht, doch erst jetzt zählte ich zwei und zwei zusammen: Ich war der einzige wirklich Verdächtige. Erst nachdem sie mich

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