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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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sagte ich, «er hat uns ein Billett geschickt.»
    «Als ich ankam, hat er mich gefragt, ob ich wüsste, wo Ihr seid. Er wartete auf Euch und war sehr nervös. Dann wurde es immer später, und er dachte, Ihr kämt nicht mehr. Also habe ich ihm gesagt, Ihr wäret vielleicht beschäftigt, denn heute solltet Ihr ja zum Neugebäu fahren.»
    «Und du, Pennal? Was weißt du von dem, was wir tun oder nicht tun wollen?», fragte Simonis misstrauisch, die Pistole immer noch auf ihn gerichtet.
    «Ihr habt gestern davon gesprochen, entsinnt Ihr Euch nicht? Hätte ich doch bloß nichts gesagt! Es war mein Verderben. Er hat ein Messer gezogen.»
    Er machte eine Pause und stützte sich auf den Sessel.
    «Jan hat Euch und mich zu diesem Treffen gelockt, um uns alle zu töten», hub Penicek wieder an, während er sich, von dem Zweikampf noch sichtlich erschüttert, den verletzten Arm heftig drückte. «Zwei Handlanger warteten auf der Straße auf Eure Ankunft. Sobald sie gesehen hätten, wie Ihr das Haus betretet, wären sie heimlich hinaufgegangen und hätten ihrem Anführer geholfen, Euch kaltzumachen.»
    Mit Müh und Not auf seinem lahmen Bein das Gleichgewicht haltend, betrachtete er uns aus erschrockenen Augen und wartete auf unsere Reaktion. Wir blieben ungerührt.
    «Plötzlich hat er mich angegriffen, ich habe mich verteidigt, wir sind beide zu Boden gestürzt und haben gekämpft. Schließlich …»
    «Schließlich?», fragte mein Geselle kalt.
    «… hat er mir mit einem Gegenstand auf den Kopf geschlagen», sagte er, auf das Blut weisend, das ihm von der Schläfe rann. «Dann glaubte er wohl, ich sei tot, und ist geflohen.»
    «Wann ist das passiert?»
    «Ich weiß nicht … vor wenigen Minuten», keuchte er, dann blickte er ängstlich zum Ausgang. «Wenn Euch jemand gehört hat und jetzt kommt, was … was machen wir dann, Herr Schorist?», fragte er mit erstickter Stimme.
    «Lass uns sofort gehen», versetzte Simonis.
    «Und wohin?», fragte ich.
    «An einen ruhigen Ort, wo wir uns ein wenig unterhalten können», sagte er, packte den Pennal am Kragen und schleifte ihn ohne Rücksicht auf seine Verletzungen und sein lahmes Bein zum Ausgang.

    Der Frühling hatte einen Schritt rückwärts getan, der Tag war kühl und ungewöhnlich neblig, wenige Menschen waren auf den Straßen, außer einer schwarzen Kutsche, die langsam den gleichen Weg nahm wie wir. Tatsächlich hätte man keinen abgeschiedeneren Ort wählen können als jenen, wohin Simonis uns geführt hatte: den kleinen Friedhof des Bürgerspitals in der Nähe der Kärntnerstraße, wo Frosch behandelt wurde. Im Innenhof des Krankenhauses, in welches wir uns ungehindert eingeschlichen hatten, gab es zwischen der Krankenhauskapelle und den Festungsmauern eine kleine Gräberanlage. Ein feiner Regen fiel, zwischen den Grabsteinen war keine Menschenseele zu sehen.
    «Opalinski hat uns eine Falle gestellt, und ich bin direkt hineingetappt», hub Penicek an, die Hand auf seine Wunde pressend. «Ich meine, wenn wir ihn noch Opalinski nennen wollen.»
    Er hielt einen Augenblick inne. Sein Blick war gesenkt, auf die Gräber geheftet, die ihn umgaben. Fieberhaft irrten seine kleinen, kläglichen Augen von einem Stein zum anderen.
    «Was willst du damit sagen?», fragte ich.
    «Opalinski existiert nicht, es hat ihn nie gegeben. Sein richtiger Name ist … Glàwari.»

    «Andreas Glàwari, um genau zu sein», fuhr er nach einer Pause fort, «und er stammt aus Pontevedro, er ist kein Pole. Das hat er mir gestanden, bevor er mich umbringen wollte. Er konnte ja nicht wissen, dass ich überleben würde. Daher hat er sich einen Spaß daraus gemacht, mir alles zu erzählen. Und so wie ich es gehört habe, wiederhole ich es jetzt für Euch. Alles.»
    Danilo war die leichteste Arbeit gewesen. Er hatte Glàwari unvorsichtigerweise Ort und Stunde unserer Verabredung verraten, und so hatte er nur ein wenig früher kommen müssen, um sein Werk ungehindert zu verrichten. Das Opfer war seinem Mörder direkt in die Arme gelaufen und hatte ihn nicht einmal mehr erkannt. Erst als das Messer ihm schon in die Leber drang, hatte Danilo mit Erstaunen reagiert.
    «Als Ihr ihn sterbend fandet, war das Einzige, was er Euch noch sagen konnte, der Name Eyyubs und jener der vierzigtausend Männer von Kasim, also eine der tausend türkischen Legenden um den Goldenen Apfel. Sie war das Ergebnis von Danilos Nachforschungen. Er dachte, er würde deswegen erstochen, und da er glaubte, es sei wichtig, hat er den

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