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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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letzten Atemzug damit verschwendet. Doch der Goldene Apfel hat nichts mit seiner Ermordung zu tun.»
    Bei Hristo Hadji-Tanjov, dem Schachspieler, gestaltete sich die Tat ein wenig komplizierter. Der dickköpfige Bulgare hatte gewittert, dass man gut daran tat, nicht vor der ganzen Gruppe von der Sache zu reden.
    Tatsächlich, dachte ich, während der Pennal sprach, der arme Hristo hatte sich mit Simonis und mir heimlich im abgelegenen Prater verabredet.
    «Glàwari, der uns alle immer beschatten ließ, wusste bei der Versammlung in Populescus Wohnung schon, dass Hristo nicht kommen würde: Seine Komplizen hatten ihm gesagt, Hristo sei auf dem Weg zum Prater. So begriff er, dass der Bulgare seinen Freunden nicht mehr traute.»
    «Und er tat gut daran», ermahnte ich ihn.
    «Glàwari aber musste mit uns zu der Versammlung kommen, also hatte er zwei seiner Meuchelmörder, zwei Ungarn, mit dem Verbrechen beauftragt. Er hat mir sogar gesagt, wie sie heißen: Bela und Törek. Vorausgesetzt natürlich, es handelt sich um ihre richtigen Namen. Auf jeden Fall gehören sie zum Netz seiner Spione. Bei dem Mord an Hristo bestand die Gefahr, dass man von den Wachen oder von spielenden Kindern im Prater gehört wurde. Darum sollten die beiden Ungarn ein Messer benutzen. Zum Glück sei schließlich alles glatt gegangen, hat er mir grinsend erzählt. Gewiss, seine Männer hätten fast ein Unheil angerichtet, als sie auf Euch schossen. Euer Erscheinen war nicht vorgesehen. Glàwari hatte Anweisungen gegeben, jeden gefährlichen Zeugen zu eliminieren, doch er wusste nicht, dass Hristo ausgerechnet mit Euch eine Verabredung hatte. Als die Mörder sahen, wie aufmerksam Ihr die Leiche untersuchtet, haben sie sofort beschlossen, Euch aus dem Weg zu räumen. Meine Ankunft hat sie zum Glück davon abgehalten. Und stellt Euch vor, Glàwari hat mir sogar gedankt: Er brauchte Euch beide noch, hat er gesagt. Während er mir das alles erzählte, hat er gelacht», keuchte Penicek, «und er beschrieb mir genau, wie sie Hristo erst das Messer in den Hals stießen und seinen Kopf dann in den Schnee drückten, bis er sich nicht mehr rührte.»
    Und dann war Dragomir Populescu an der Reihe. Hier habe die Sache den Gipfel der Gerissenheit erreicht, hatte Glàwari grinsend erzählt. Er wusste, dass sich der Rumäne bei Frauen stets einen Korb holte, und hatte eine Armenierin bezahlt, damit sie ihn umgarnte. Es war sehr einfach, ihn in die Falle tappen zu lassen, denn es hatte genügt, ihn auf eine Tasse Kaffee in die Blaue Flasche einzuladen, wo das Mädchen arbeitete. Der ahnungslose Dragomir hatte keinen Verdacht geschöpft.
    «Es war eine Brünette, eine gewisse Mariza. Auf Anweisung von Glàwari hat sie sich mit ihm bei der Andacht auf dem Kalvarienberg verabredet.»
    «Dann war es genau das Serviermädchen, das auch Atto und mich ein paar Tage zuvor bedient hatte! Wie dumm von mir, ich habe den Abbé geradewegs in die Höhle des Löwen geführt!», rief ich aus und dachte daran, wie viele Geheimnisse Melani mir im Kaffeehaus anvertraut hatte. Gott sei Dank hatte er mir die wichtigsten Dinge draußen beim Spazierengehen gesagt.
    «Alle gehen in die Blaue Flasche, und Leute wie Glàwari wissen das. Dort gibt es immer jemanden, der einem zuhört. Kein Wunder bei den Armeniern: Sie spionieren für jeden, Hauptsache, sie werden ordentlich bezahlt.»
    «Also auch an dem Abend, an dem Dragomir umgebracht wurde. Da war dieser Alte in der Blauen Flasche, der den Abbé mit seinem Gerede über die Tekupah und das verfluchte Blut erschreckt hat …»
    «Alles für Euch organisiert. Doch die Grausamkeit, mit der Populescu gemeuchelt wurde, und dann der Fund des armenischen tandur mit seinem zerfetzten Geschlechtsteil: Das alles hatte einen Grund. Ihr solltet vermuten, dass die Familie der jungen Armenierin Dragomir wegen seines zu großen Interesses an der Frau ermordet hat. Die Armenier sind ein sonderbares Volk mit brutalen Gepflogenheiten, die die kühnsten Phantasien übertreffen. Ihr solltet auf eine falsche Fährte gelockt werden, die Euch verleitet hätte, immer weiter zu ermitteln. Und in der Tat seid Ihr darauf hereingefallen.»
    Der Pennal hielt kurz inne und sprach dann stöhnend vor Schmerz weiter:
    «Die Geschäfte der Armenier, der Goldene Apfel, die Türken, die gefährlichen Gewerbe jedes einzelnen Toten: All dies diente dazu, Euch in ständiger Ungewissheit zu halten. So hättet Ihr immer weiter gesucht, bis Ihr irgendwann den einen falschen

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