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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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entnommen.

    Jede einzelne Information über das elende Leben der Schornsteinfeger in Italien ist wahr; vgl. z. B. Benito Mazzi, Fam , füm , frecc , il grande romanzo degli spazzacamini (Hunger, Rauch, Kälte, der große Roman der Schornsteinfeger), in: «Quaderni di cultura alpina», 2000. Ebenso authentisch ist die Beschreibung des begünstigten Lebens, das die italienischen Schornsteinfeger in Wien führten, und der vielen kaiserlichen Privilegien, die ihrer Zunft gewährt wurden, vgl. Else Reketzki, Das Rauchfangkehrergewerbe in Wien . Seine Entwicklung vom Ende des 16 . Jh . bis ins 19 . Jh ., unter Berücksichtigung der übrigen österreichischen Länder , Dissertation, Wien 1952. Auch alle Einzelheiten des Gewerbes IV, das Atto Melani seinem Freund schenkt, einschließlich Weinberg und Haus «nahe bei der Michaelerkirche» in der Vorstadt Josephina, die heute zu dem schönen Innenstadtviertel Josefstadt geworden ist, können in den Akten der Rauchfangkehrerinnung im Wiener Stadt- und Landesmuseum nachgeprüft werden.
FREIZEIT, BEISLN, FRESSGELAGE UND ANDERE BESONDERHEITEN

    Alles, was die schier unglaubliche Anzahl an Feiertagen und Prozessionen oder das fortwährende Fernbleiben vom Arbeitsplatz aufgrund unterschiedlichster religiöser Verpflichtungen betrifft, alle Angaben über den verbreiteten Wohlstand auch in den unteren Gesellschaftsschichten, den Beginn des Arbeitstages noch vor Sonnenaufgang, einschließlich des Rufes des Nachtwärters («Haußknecht, steh auf in Gottisnam, der helli Tag bricht schon herann!»), ferner die Wirtshäuser, Spiele, Steuern, Spionagetätigkeiten, Freizeitvergnügungen und alles andere, was das Leben in Wien beschreibt, beginnend bei dem Hetzhaus und den Tierkämpfen, ist bis in die kleinsten Einzelheiten authentisch und belegt.
    Wie Gerhard Tänzer in seiner lesenswerten Dissertation über die Freizeit im Wien des 18. Jahrhunderts ( « In Wienn zu seyn ist schon Unterhaltung genug !» Zum Wandel der Freizeit im 18 . Jh ., Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie, Wien 1988) und in seinem daraus hervorgegangenen Buch (Spectack müssen seyn . Die Freizeit der Wiener im 18 . Jh ., Wien/Köln/Weimar 1992) schreibt, gab es zwischen 1707 und 1717 bei den Wirtsleuten starke Widerstände gegen die Besteuerung der Bocciabahnen, wovon auch Simonis dem Schornsteinfeger während ihrer Suche nach Populescu erzählt. Leute, die Gesetzesbrecher anzeigten, wie der rumänische Student, gab es wie Sand am Meer. Ihre Entlohnung überstieg die Steuereinnahmen, doch man fand sich damit ab und sah die positive Seite: Die beim Spiel gewonnenen Summen waren immerhin Geld, das im Umlauf war, Hauptsache, es wurde nicht ins Ausland transferiert! So erfuhr das Glücksspiel in den folgenden Jahren eine explosionsartige Entwicklung, ähnlich wie die Tanzveranstaltungen. Überall werde getanzt und gespielt, klagten die Traditionalisten, sogar wenn draußen vor dem Lokal das Allerheiligste Sakrament auf einer Prozession vorübergetragen werde.

    Die Zahl der Wirtshäuser in Österreich und die Liste der Speisen, die bei einem Hochzeitsbankett verschlungen wurden, stammt aus Franciscus Guarinonius, Die Greuel der Verwüstung menschlichen Geschlechts , Wien 1610.
    Die Szene mit den Gästen, die sich bei Tisch den gröbsten Zügellosigkeiten hingeben, und deren Zeuge Atto, Domenico und der Schornsteinfeger am vierten Tag werden, ist keineswegs eine Übertreibung der Autoren. Ein derartiges Benehmen (auf heiße Speisen pusten, sodass dem Nachbarn Fett-Spritzer in die Augen fliegen; sich den Wein in den Hemdkragen gießen; die Serviette zum Naseputzen benutzen; das Tischtuch zu sich heranziehen, um an den Braten zu kommen, usw.) wird ausführlich in den zahlreichen – in der Bibliographie angegebenen – Werken des berühmten Hofpredigers und Barfüßigen Augustiners Abraham a Sancta Clara beschrieben – um es zu geißeln (vgl. auch E.M. Spielmann, Die Frau und ihr Lebenskreis bei Abraham a Sancta Clara , maschinengeschriebene Dissertation, Wien 1944, S. 125-126).
    Auch die unglaublichen geheimen Tauschgeschäfte mit Brot und Wein, die Türken und Wiener während der Belagerung von 1683 betrieben, sind historisch belegt, siehe K. Teply, Die Einführung … a.a. O., S. 30. Doch Teply berichtet auch (S. 35), dass der Historiker Onno Klopp (Das Jahr 1683 und der folgende große Türkenkrieg bis zum Frieden von Carlowitz von 1699 , Graz 1882) es gewagt hatte, das tatkräftige Wirken der

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