Veritas
Bonvisi , Apostolischer Nuntius bei Ihrer Majestät dem Kaiser) , Wien 1685, erklärt der italienische Kommandant zum ersten Mal, wie man die Bohnen röstet, zu Pulver mahlt und mit kochendem Wasser vermischt. Belege zu allen anderen Informationen über Marsili, die in Atto Melanis Erzählung auftauchen, finden sich in den zahlreichen Werken, die in der angehängten Bibliographie angegeben werden.
BETTELSTUDENTEN UND RAUCHFANGKEHRER
In der Nummer 280 des Wiennerischen Diarium mit den Nachrichten vom 7. bis zum 9. April 1706, die in der Wiener Stadtbibliothek aufbewahrt wird, haben wir ein sehr seltenes Zeugnis über die Bettelstudenten im damaligen Wien gefunden, das bis jetzt noch kein Historiker behandelt hat:
Mittwoch , den 7. April . Alldieweilen man schon vor geraumer Zeit mißfällig verspühret : daß / ungehindert öffters in Sachen publicierten Edicten, sich annoch vile vagierende Studenten / und andere / so sich davor außgeben / zu denselben sich gesellen /gleichwohl aber keine seynd / auff denen Gassen in und vor denen Kirchen / auch Häusern / im Bettlen Tag und Nacht /ja so gar unter der Schul-Zeit einfinden lassen ; mit denen / unterm Schein des Studierens / sich dem Müßiggang / sodann dem darauß erfolgenden Stehlen und Rauben ergeben ; allermaßen eine und andere dergleichen zu dem / unterm 17 . und 18 . Jenner dises Jahrs / in und vor der Stadt / auch zu Nußdorff entstandenen Tumult (wessenwegen man annoch in scharffer Nachforschung / und gegen die Schuldigbefundenen mit verdienter Bestraffung unnachlässig verfahren werde) sich zugeschlagen / dadurch den guten Nahmen deren übrigen rühmlichen Studenten in eine widrige Achtung höherer Orthen gesetzet haben ; wann nun aber dem gemeinen Weesen daran gelegen : daß dieses so beschwerliche Bettlen / forderist aber / der untreue Vorwand des Studierens treibende Müßiggang / un d andere Laster mit allem Ernst abgestellet : mithin denen von Ihm Kayserl . Majestät ergangenen allergnädigsten Resolutionen ein Vollzug geleistet werde ; als ist von dem Herrn Rettore Magnifico, Kayserl . Superintendenten und Consistono der allhiesigen ur-uralt und weitberühmten Universität dieser Tagen allen vagirenden Bettel-Studenten und andern so sich davor außgeben / den Studien aber nit obliegen / durch ein besonderes Edict zur letzten Wahrnung bedeutet und ernstlich anbefohlen worden : daß sie inner 14 . Tagen sich von hier nacher Hauß oder anderwerts hinbegeben ; unwidrigen sie durch die Wache eingefangen / ad Carceres Académicos überbracht / sodann nach Befund deren Sachen / denen Werbern überlieffert / oder auch mit anderen empfindlichen Straffen beleget werden sollen ; diejenige arme Studenten aber / so täglich denen Studien mit gutem Fortgang obliegen / sollen entweder umb ein Stipendium in denen Alumnaten / wirken / oder sonsten umb eine Unterhaltung oder Condition sich umbschauen ; da sie aber nichts dergleichen bekommen könnten / oder nicht fähig wären /folglich ihre Studien nicht änderst / als durch Sammlung des Almosens / so ihnen außer der Schulzeit dermahlen / und biß auff andere Verordnung / erlaubet /fortzusetzen vermöchten ; sollen sie das gebräuchliche Zeichen außwürcken / und monathlich erneueren lassen /bey sich tragen / auch auferforderendem Fall auffweisen ; Widrigens selbige von niemand für wahre / sondern vagirende Studenten / gehalten / und ebenfalls mit ihnen /gleich Erstgedachten / verfahren werden solle .
Dass der Schornsteinfeger nichts erfindet, kann man anhand der zahlreichen Quellen nachprüfen, die das Leben der Studenten zu Beginn des 18. Jahrhunderts beschreiben, so z. B. bei Rudolf Kink, Geschichte der kaiserlichen Universität zu Wien , Wien 1854, oder bei Peter Krause, « 0 alte Burschenherrlichkeit ». Die Studenten und ihr Brauchtum , Wien 1987, oder bei Uta Tschernut, Die Kärntner Studenten an der Wiener Universität 1365-1900 , unveröffentlichte Dissertation, Wien 1984. Auch die bizarre studentische Zeremonie der Deposition, bei der Penicek von Simonis zum Pennal ernannt wird, folgt einer alten, vielfach dokumentierten Tradition, wie Wolffgang Karl Rost, Kunze Nachricht von der Academischen Deposition , Jena o.J., erklärt.
Die Tricks, Hilfsmittel, abergläubischen Bräuche und Hinterhalte, deren sich Simonis und seine Studentenfreunde bedienen, haben wir dem äußerst unterhaltsamen Büchlein von Henricus Caspar Abelius, Leib-Medicus der Studenten und Studenten-Künste , Leipzig 1707,
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