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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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, Anno Domini 1709 .» Unter einem Stich mit der schönen Büste Josephs stand geschrieben: Tibi militat Aether : «Der Himmel kämpft an deiner Seite.»
    Ich blätterte eilig, und bald fand ich die Aufzählung der kriegerischen Taten Josephs und seiner Generäle und Verbündeten. Der Autor wandte sich direkt an den Kaiser:

    Auf gleicher Stufe mit den antiken stehen anjetzo die grossen Siege , welche Eure unüberwindlichen Heere und jene der Verbündeten , angeführet von den zwey Blitzen des Mars , Eugen und dem Hertzog von Marleburgo , auf den Feldern von Höchstädt über die Frantzosen errungen . Dank dieses unbesiegten Helden aus Gross-Brittannien ward bei dem großen Gefechte von Giudogna der grösste Theil Flanderns erobert , und dank des edelmüthigen Geistes von Karl dem Dritten wurden mit sonderlicher Furchtlosigkeit und Tapfferkeit die äussersten und verderblichsten Gefahren der Belagerung von Barcellona ertragen , so dass mit einem Siege ohngleichen gantz Katalonien befreit ward durch die eilige Flucht der zu Thode erschrockenen Feinde .
    Aber in der wunderbaren Befreiung von Turin that sich der unübertreffliche Werth Eurer Armaden kundt , und hell strahlte die Glorie Eures Glückes . Der memorablen Standhafftigkeit der Sagontini gleich war die heftigliche Verteidigung dieser trefflichen Stadt , welche viel Monate lang mannhafft den frantzösischen Waffen trutzte . Allein , die wilde Gewalt der wiederholten Angriffe , die grosse Menge der Truppen , so sie umgaben , der Mangel an Munition , imgleichen an Verteidigern und die Schwierigkeiten jedweder Hilfe von aussen hatten die Verteidigung dieser so starcken & erhabnen Stadt aufs Äusserste erschöpft . Alsdann zog der höchlich gewitzigte Eugen samt Euren furchtgebietenden Legionen gen Süden , mit dem belagerten Turin das gantze freie Italien zu rächen wie ein zweiter Bellisario , und er überquerte nicht nur die entsetzlichen Gebirge Teutschlands und Italiens , sondern zog in langer Wanderung über die Etsch , den Po , die Dora & die an mannigfaltigsten Gefahren reichsten Gegenden gantz Italiens , immerfort bedrängt von einem starcken Heer der Frantzosen , und gelangte mit unglaublicher Schnelle vor das Angesicht Turins , und nachdem er sich mit dem wackeren Hertzog von Savoyen vereinigt , griffen beyde mit so gewaltiger Wuth die verschanzten Armeen der Frantzosen an , dass die wilde Attacke der Teutschen ein Gemetzel , nicht einen Kampff anzukündigen schien , und so grässlich waren die Confusion , der Schrecken und der Tod in diesem grossen Gefechte , dass die Feinde keinen andren gemeinsamen Gedanken hatten als nur den Sturz in den Abgrund , die Versprengung und die Flucht ; dessenthalben Turin durch ein ungeheures Blutbad und Gefangenschafft der Franzosen befreit ward , und es zerstreuten sich in wenigen Monaten die frantzösischen Militzen in allen italiänischen Landen , und mit der Eroberung von Mailand gewann das Kayserliche Heer die gantze Lombardei & allzugleich bemächtigten sich Eure Waffen mit unglaublicher Raschheit des blühenden Reiches von Neapel , und Italien kehrte zum ursprünglichen Zustande der allsosehr ersehnten Freiheit zurück .

    Ich schloss die Schrift mit dem Loblied. Was sagten mir diese, freilich recht pompösen, Zeilen über den Erhabenen Kaiser? Dass Joseph der Sieghafte sich nur allzu sehr von Maximilian dem Mysteriösen unterschied. Hier die Sanftmut, dort das glühende Soldatentum, im Ahnen das nachdenkliche Wesen, im Nachfahren das resolute Naturell. Das Leben Josephs schien sich bis jetzt in der Geschichte seiner Feldzüge und siegreichen Eroberungen zu erschöpfen.
    Und doch einte etwas die beiden Imperatoren, den jungen Kaiser und seinen Vorfahren: Ersterer holte jetzt den Ahnen und den Ort Ohne Namen aus einem jahrhundertelangen Vergessen hervor, als wäre dies ein neuer Feldzug, mit Architekten statt mit Generälen geführt. Indem er seinen wohlwollenden Blick auf die Schöpfung Maximilians II. richtete, zog Joseph mit gezücktem Spaten gegen zeitlose Feinde ins Feld und forderte uralten Groll gegen das Reich der Christen heraus. Ein nie besänftigter Groll, wie der verheerende Überfall der Kuruzzen auf das Neugebäu vor wenigen Jahren gezeigt hat.
    Fast sah ich ihn vor mir, wie er, angetrieben von dem Kleinmut seiner Vorväter, den bestürzten Baumeistern ankündigte, dass er nach den Erweiterungsarbeiten des Jagdschlösschens Schönbrunn den Ort Ohne Namen in seinem alten Glanze wiederherzustellen

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