Verkehrte Welt
Hals in den Schnüren. Meine Narde gab ihren Geruch, ich möchte ihn tränken mit dem süßen Most meiner Granatäpfel. Er war wie ein junger Hirsch auf meinen Scheidebergen. Deine Haare sind wie eine Herde Ziegen und dein Schoß wie ein runder Becher, dem nie Getränk mangelt.«
»Wenn Sie das lesen, klingen die Feuchtgebiete von Charlotte Roche richtig poetisch, ist mir beim Lesen gar nicht so vorgekommen«, murmelte die Päpstin und schloss verträumt lächelnd die Augen. Ich meinte sogar, sie schnurren zu hören, während ich ihr weiter aus dem Hohelied Salomons vorlas, bis sie zu schnarchen begann.
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DER ZWEIKAMPF
Schon zwei Stunden wogte der ungleiche Zweikampf hin und her. Gehdochweg, der einarmige Ritter, gegen Dumichauch, den einbeinigen Wegelagerer. Gehdochweg kämpfte auf schnellen Beinen, dafür ohne Schild, Dumichauch konnte natürlich die Hiebe des Gegners gut parieren, teilte selbst auch wacker aus, merkte aber doch, wie die Oberschenkelmuskulatur langsam dichtmachte.
»Hör mal, Gehdochweg, meine Oberschenkelmuskulatur macht langsam dicht, wollen wir mal eine Pause machen?«
»Das bringt nix«, versetzte der Kontrahent, »wenn du dich jetzt hinsetzt, kommst du nachher gar nicht mehr hoch, gib doch einfach auf, ich hab auch keine Lust mehr, meine Sehnenscheidenentzündung macht sich wieder bemerkbar.«
»Wieso soll ich dann aufgeben, gib du doch auf!«
»Wir können ja beide gleichzeitig aufgeben, was hältst du davon?«
»Auf keinen Fall, Aufgeben ist nicht drin, aber ich bin ein Sportsmann, sagen wir unentschieden, remis, 1:1 ohne Verlängerung.«
»Gut«, willigte der einarmige Ritter ein, »damit kann ich leben.«
Sie warfen ihre Schwerter und Helme ins Gras und sich daneben. Nach kurzer Verschnaufpause nahm der Ritter die Konversation wieder auf.
»Welch fairer Geist in dir steckt, was machst du beruflich?«
»Raubmörder, und du?«
»Bin momentan auf der Suche.«
»Ach was! Was hast du denn verloren?«, wollte Dumichauch wissen.
»So ziemlich alles«, gab Gehdochweg zerknirscht zu, »auf dem Kreuzzug meinen Arm, und als ich letzte Woche nach Hause kam, waren meine Burg, meine Frau und meine Ländereien auch noch weg. Hat sich zwischenzeitlich alles die bucklige Verwandtschaft unter den Nagel gerissen. Das Einzige, was mir noch gehört, ist der Schlüssel zum Keuschheitsgürtel meiner Frau, so kann - wenn ich schon nicht mehr rankann – auch kein anderer ran.«
»Wie heißt deine Exfrau eigentlich?«
»Gehdochwegda.«
»Dann hab ich jetzt eine schlechte Nachricht, der hab ich letzte Woche das Schloss ausgewechselt, weil ich doch früher Schlosser war. Aber ich kann dir den Schlüssel ihres neuen Schlosses geben, denn ich hab natürlich ein Duplikat angefertigt. Tut mir echt leid, aber ich kannte dich doch noch nicht.«
Gehdochweg starrte wie versteinert auf den ihm gereichten Schlüssel, wobei einige Tränen in seinem Kettenhemd versickerten. Das rührte die schöne Fee, in deren Hain sie sich befanden, und sie beschloss zu erscheinen.
»Habt ihr nichts Besseres zu tun als meine Rabatten zu zertrampeln?«
»Doch doch«, stotterten beide und kamen flugs auf die drei Beine.
»Ich bin auf der Suche nach dem heiligen Stuhl«, antwortete der Ritter wahrheitsgemäß.
»Ich auch«, sagte Dumichauch, weil ihm nichts Besseres einfiel.
»Was kann ich für euch tun?«
»Oh, ein angemessenes Fortbewegungsmittel wäre schön«, antwortete Dumichauch, der sich kaum auf seinem Bein halten konnte, prompt.
»Okay«, lachte die Fee, und schon stand ein Esel vor ihnen.
»Der ist aber nicht mehr der Jüngste, oder?«, fragte Gehdochweg die Fee.
»Nein, aber alte Tiere sind gutmütiger«, versetzte die Fee.
»Aber der ist doch auch blind!«, rief Dumichauch.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte die Fee.
»Na was soll die gelbe Binde mit den drei schwarzen Punkten denn sonst bedeuten?«, fragte der Strauchdieb, schon leicht angefressen.
»Wenn man euch so sieht, sollte man eigentlich meinen, dass ihr Behinderungen gegenüber toleranter gegenübersteht, aber bitte, wenn es kein alter blinder Esel sein soll ... «
Sie ließ den Zauberstab durch die Luft sausen, ein Ton wie von einer Windharfe erklang, und der Esel war verschwunden. Dafür stand ein junges Kamel da, mit zwei gesunden Augen sowie immerhin drei gesunden Beinen, und entleerte sich aus Herzensgrund.
»Was sollen wir denn
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