Verkehrte Welt

Titel: Verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen von der Lippe

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oft mit diesen Dingen zu tun und weiß, dass viele Frauen die Polizei nicht einschalten aus Angst, dass sie es damit noch schlimmer machen, oder weil sie die Hoffnung nicht aufgeben wollen, dass er sich ändert, aber das tun die Männer so gut wie nie. Möchten Sie vielleicht einen Latte macchi-ato? Ich habe eine tolle neue Kaffeemaschine!«
    Es ist eine bewährte Methode, einer Frau die Angst zu nehmen, indem man das Gespräch auf eine ganz normale hausfrauliche Tätigkeit lenkt, die in 90 % der Fälle ihr - ich weiß, das wird heute nicht gern gehört, aber ich sage es trotzdem mal - naturgegebenes Interesse erregt, und die durch die Kaffeezubereitung und den gemeinsamen Genuss entstandene Vertrautheit macht es viel leichter, sich dann den heiklen Dingen zuzuwenden. Nicht umsonst geht man genauso vor, wenn man sexuelle Absichten hat, wovon ich mich in diesem Fall, ich gebe es offen zu, nicht ganz freisprechen konnte.
    »Das ist wirklich eine tolle Maschine«, staunte sie wenig später, »Sie haben überhaupt tolle Geräte, Ihre Musikanlage ist auch so toll und dann der Fernseher mit den ganzen Zusatzgeräten!«
    »Na ja, man gönnt sich ja sonst nichts«, sagte ich stolz, »107 cm Bildschirmdiagonale müssen schon sein, 30 Watt Stereo-Musikleistung, ab da macht doch Fernsehen erst Spaß. Und im Schlafzimmer habe ich das gleiche Modell noch einmal, im Arbeitszimmer komme ich auch mit 99 cm Bildschirmdiagonale aus. Wollen Sie sich das Teil im Schlafzimmer mal anschauen?«
    Ich wusste selbst nicht, welcher Teufel mich da ritt, ich fühlte mich einfach irgendwie gut, so gut wie unwiderstehlich.
    Trotzdem haute es mich fast um, als sie sagte: »Das stelle ich mir sehr nett vor, ich würde mich nur gern ein wenig frisch machen.«
    Ich zeigte ihr das Badezimmer und bemerkte, wie meine Achselhöhlen und Handflächen feucht wurden. Zum Glück steht im Regal neben der Eingangstür im Flur für Notfälle immer ein Eau de Toilette. Als sie aus dem Bad zurückkam, wirkte sie verändert, ich war aber zu verwirrt, um genau sagen zu können, was anders war.
    »Na dann schauen wir uns doch mal das Schlafzimmer an …«
    Und Sekunden später: »Toll, einfach toll, das hätte ich auch gerne, aber so was kann sich eine kleine Angestellte bei der GEZ natürlich nicht leisten. Die Geräte sind übrigens nach unseren Informationen noch nicht angemeldet, sicher ein Versehen, oder?«
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HOMERS FRAU
    Als Homer den letzten Vers der Odyssee beendet hatte, lehnte er sich zurück, nahm einen Schluck Retsina, rülpste aus Herzensgrund und rief: »Weib, jetzt kannst du mir das Bifteki machen, bin gerade fertig geworden.«
    Wenig später aß er mit großem Appetit, sagte dann: »Komisch, nach Bifteki kriege ich immer Sodbrennen, bring mir doch noch einen Ouzo, und dann lege ich mich ein bisschen hin, so ein Jahrtausendepos macht doch müde. Du kannst in der Zeit Korrektur lesen.«
    Abends in der Taverna fragte er seine Frau: »Nun, Weib, wie findest du es?«
    »Wer ist eigentlich die Muse?«
    »Wie jetzt, Muse?«
    »Na die Schwarte fängt doch an: ›Erzähle mir, Muse, von den Taten des vielgewanderten Mannes.‹«
    »Na, das ist doch nur ein Kunstgriff!«
    »Es ist also nicht eins von deinen Groupies, der du versprochen hast, sie zu erwähnen, wenn sie dich ranlässt?«
    »Liebe Frau, ich bin 50 Jahre alt, was denkst du von mir, nein, jetzt im Ernst, meinst du, das Buch wird ein Erfolg?«
    »Ich sag mal so: Es ist nicht gerade ein Frauenbuch. Dieser ganze Segelkram, das ist doch wohl mehr was für Männer.«
    »Wie jetzt, da ist doch auch jede Menge Liebe drin, hier die ganze Geschichte mit Circe, die seine Gefährten mithilfe von Drogen in Schweine verwandelt und die sich ihn dann krallen will, und am Ende will er gar nicht mehr weg von ihr ...« »Das findest du gut, du Machoarsch? Welche Ehefrau will denn so was lesen? Überhaupt mit den Drogen hast du's ja: Die drei Seeleute bei den Lotusessern fressen auch von diesen komischen Kirschen, vergessen alles und wollen nicht mehr nach Hause!«
    »Ja gut, aber diese tollen Actionszenen mit dem Zyklopen!«
    »Das ist ja wohl das Blödeste überhaupt: Sie blenden ihn mit einem angespitzten Baum, er brüllt, die Nachbarn kommen, um zu helfen, und weil Odysseus sich als ›Niemand‹ vorgestellt hat, ruft der Zyklop: ›Niemand will mich umbringen‹, und die Nachbarn gehen wieder; sind wir hier bei