Verkehrte Welt
keinen Bock mehr drauf«, antwortete Ela, »ich glaube, die tägliche Nahrungsaufnahme wird bei Weitem überschätzt.«
»Das gilt dann aber auch für die Zugriffsmöglichkeit der Frau auf ein gemeinsames Konto, auf das nur der Mann einzahlt, für Geschenke zu allen möglichen Gelegenheiten, für den eigenen Wagen, für eheliche Treue . wo hab ich denn mein Adressbuch mit der Nummer dieser rothaarigen Furie, die schon lange scharf auf mich ist, die werd ich doch gleich mal zum Essen einladen, ah, da haben wir sie ja!«
Schon im Gehen wählte Robbi die Nummer, und als eine überaus erotische Stimme sagte: »Ja, hallo?«, war er schon aus der Tür.
»Das klappt ja wie am Schnürchen«, dachte Ela, »da sag noch einer, diese Ratgeber sind allesamt ihr Geld nicht wert.«
Dann strich sie noch einmal zärtlich über das Taschenbuch »Trennung ohne Stress«, legte es weg und griff zu einem anderen mit dem Titel: »Wie finde ich in einer Woche meinen Traummann?«
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INTERVIEW MIT TOPMODEL
I.)
Hallo, Miss K., vielen Dank, dass Sie für uns Zeit haben, unsere Leserinnen kennen Sie sehr genau, davon können wir ausgehen, ich würde daher gerne ein paar Dinge besprechen, die man noch nicht überall gelesen hat.
K.)
Warum nicht?
I.)
Weil die Fragen noch nicht gestellt worden sind. Zum Beispiel die: Wenn Sie sich etwas aussuchen müssten, wären Sie dann lieber fett oder hässlich?
K.)
Die Frage stellt sich auch jetzt nicht, denn, wie Sie sicher sehen, bin ich ja schlank und schön, also müssten Sie schon fragen: Wären Sie lieber schlank und schön oder fett und hässlich, und dann würde ich sagen: Lieber schlank und schön, denn das kenne ich, und das gefällt mir, fett und hässlich kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, das können Sie sicher viel besser beurteilen.
I.)
Wie meinen Sie das?
K.)
Na ja, wenn Sie schlank und schön wären, bräuchten Sie sich nicht so abstruse Fragen auszudenken, die keinen Menschen mehr interessieren. Wofür gibt es denn bitte schön Schönheitskliniken? Die Zeiten, wo nur abstehende Ohren oder krumme Nasen korrigiert wurden, sind doch längst vorbei.
I.)
Sie sind also der Überzeugung, heutzutage ist jeder für seine Schönheit selbst verantwortlich. Dann würden Sie sicher auch an sich Korrekturen vornehmen lassen, oder haben es bereits gemacht?
K.)
Es kommt doch auf den Beruf an, in dem man arbeitet. Ich bin in einer Branche tätig, in der es darum geht, gut auszusehen, also schöpfe ich die vorhandenen Möglichkeiten aus, so wie ein Radrennfahrer auch, der möglichst schnell Rad fahren muss, er trainiert, er ernährt sich bewusst, nimmt die neuesten und besten Dopingmittel …
I.)
Was war das gerade, Sie finden Doping gut?
K.)
Nein, Sie Dummchen, das sollte ein Scherz sein, wer von uns beiden ist hier eigentlich blond? Für mich als gläubige Christin ist das Herumpfuschenlassen am eigenen Körper so, als würde man privat versuchen, ein Elektrogerät zu reparieren, dann erlischt ja auch die Garantie des Herstellers, verstehen Sie?
I.)
Nein, offen gestanden nicht. Sie vergleichen ja Schönheit mit technischer Perfektion, aber da gibt es doch einen großen Unterschied, so wie z. B. zwischen einer künstlichen und einer echten Rose.
K.)
Aber doch nicht aus zwei Metern Entfernung, Sie Schlaumeierin. Einer Fahrradleuchte sieht man von Weitem auch nicht an, ob sie dynamo- oder batteriebetrieben ist. Alles eine Frage des Standpunktes, und den kann man wechseln wie eine Hüfte, ein Herz, eine Niere, eine Leber oder was auch sonst immer seinem Besitzer den Dienst verweigert.
I.)
Jetzt schlägt's aber dreizehn! Für Sie ist es also dasselbe, ob einem Menschen ein neues Herz eingesetzt wird, weil er sonst sterben muss, oder ob sich eine fehlgeleitete Neureiche die Lippen aufspritzen lässt?
K.)
Vor unserem Gespräch hätte ich gesagt: Nein, aber gerade ist mir klar geworden, dass es absolut dasselbe ist. Der Grund des Eingriffs ist ein anderer, im einen Falle, dem des Herzens, geht es um Leben oder Tod, im anderen Falle geht es um gut leben oder schlechter leben, von daher rücke ich von meinem Argument mit dem Garantieverfall wieder ab.
I.)
Aha, ich halte fest: Die Rettung eines Menschenlebens ist für Sie kein höher zu bewertender Grund für einen medizinischen Eingriff als der Wunsch, einem zufälligen
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