Verküsst & zugenäht!
behielt das Schneckentempo bei.
„So, hier ist also Ihr Lieblingsplätzchen, hm?“
Sie lächelte ihn schief an. „Ehrlich gesagt ist es Austins Lieblingsplatz, er neigt dazu, es auch zu meinem zu machen.“
„Haben Sie heute Abend irgendwas Wichtiges vor?“
„Wie bitte? Nein.“ Verdammt noch mal . Falsche Antwort. Er hatte sie so unvorbereitet erwischt, dass sie ihn einfach nur anstarren konnte, statt ihn nach Strich und Faden zu belügen und zum Beispiel zu behaupten: Ja, allerdings. Was Wichtiges. Seeehr Wichtiges. Wir müssen uns beeilen.
Aus dem Stegreif zu lügen hatte sie noch nie draufgehabt.
„Sehr gut“, sagte er ruhig. „Ich möchte nicht gleich nach Hause und es ist ein so schöner Abend. Wir sollten die Gegend erkunden.“
Nein, sollten wir nicht . Sie wollte allerdings kein großes Theater deswegen machen, das war es nicht wert. Nach zehn Minuten würde sie ihm erklären, dass sie einen langen Tag gehabt hatte und dass nach wenigen Stunden Schlaf ein noch längerer vor ihr lag.
Als ihre Blicke sich trafen, hatte sie Mühe, das Flattern in ihrem Bauch zu ignorieren. „Schön.“
9. KAPITEL
O kay, Jenny war also nicht gerade begeistert, na und? Jakes erster Reflex war, diese Tatsache zu ignorieren und einfach die Freiheit auf dem Wasser zu genießen. Eine Hand lag schon auf dem Gashebel, bereit, ihn nach vorn zu drücken und das Boot über den Kanal fliegen zu lassen, doch dann legte er den Leerlauf ein, drehte sich um und sah sie an. „Sie sind sauer auf mich.“ Obwohl sie den ganzen Nachmittag außerordentlich höflich gewesen war, hatte er die unterschwellige Reserviertheit deutlich gespürt.
Sie hob die Augenbrauen. „Bin ich das?“
Ihr schimmerndes dunkles Haar, das sie zuvor zu einem festen Knoten zusammengebunden hatte, schmiegte sich jetzt halb gelöst an ihr linkes Ohr. Seidige Strähnen flatterten vor ihrem Gesicht und um ihren Nacken.
Er ignorierte das plötzliche Kribbeln in seinen Fingern. „Ich weiß, ich hatte versprochen, das mit Austin ohne weitere Hilfe von Ihnen hinzukriegen, und ich schwöre bei Gott, das wollte ich auch, doch dann … Verdammt Jenny, natürlich hätte ich die ganze Sache mit dem Boot nicht vor seinen Freunden zur Sprache bringen sollen und ihn damit in eine peinliche Situation, aber ich mache mir einfach Sorgen, wenn er ganz allein mit so einer schnellen Maschine auf dem Wasser ist. Da ist es mir so rausgerutscht.“ Er warf ihr einen strengen Blick zu. „Sie können mir glauben. Normalerweise überlege ich mir genau, was ich sage.“
„Tatsächlich?“, fragte sie in trockenem Ton. „Wie schön für Sie.“
Er strich sich durchs Haar. „Hören Sie, ich will nicht prahlen, ich bin einfach sonst in dieser Hinsicht sehr vorsichtig. Die Tatsache, dass ich bei diesem Vorschlag vorher keine Sekunde überlegt habe, hat mich selbst überrascht. Ich scheine bei Austin alles falsch zu machen – ganz im Gegensatz zu Ihnen.“
„Soll das ein Witz sein? Ich mache natürlich auch Fehler.“ Ihre Mundwinkel kräuselten sich. „Trotzdem … ich fühle mich geschmeichelt.“
Einen Moment lang sahen sie sich schweigend an, dann sagte Jenny: „Wollen Sie meinen wirklichen Lieblingsplatz kennenlernen?“
Es gab eigentlich keinen Grund, sich über ihren Vorschlag derart zu freuen, er tat es dennoch: „Klar.“
„Wissen Sie, wo Oak Head ist?“
„Ist das nicht der Strand drüben in der Dabob-Bucht?“
„Ja. Bringen Sie uns hin, und als Gegenleistung erzähle ich Ihnen etwas Schmeichelhaftes zu Ihren Erziehungsmethoden.“
„Abgemacht.“ Er gab Vollgas, das Boot schoss über das Wasser und er grinste, als er ihr Lachen hörte. Er war immer schon gern Boot gefahren, auch wenn er es ewig nicht mehr getan hatte, seit er aus Razor Bay weggezogen war, um genau zu sein. Bis dahin aber hatte er die Sommer mit Boot- und Wasserskifahren und Bodyboarding verbracht und dabei jede Bucht und jeden Badeplatz am Kanal erkundet.
Kurz darauf näherten sie sich Oak Head. Ein paar Meter vom Ufer entfernt stellte Jake den Außenbordmotor ab und hob den Propeller. Der Bayliner kratzte über den steinigen Untergrund an den Strand.
Jenny mühte sich mit Leine und Anker in der Hand ins Heck und er beobachtete, wie ihr Haarknoten noch ein Stückchen weiter nach unten rutschte. Sie sprang an Land und zog an der Leine, um das Boot zu halten, und er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die eigenen Aufgaben.
Sobald er ebenfalls an Land war, nahm er ihr die
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