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Verküsst & zugenäht!

Verküsst & zugenäht!

Titel: Verküsst & zugenäht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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geschickt, damit ich …“, mit Zeige- und Mittelfinger malte sie Anführungszeichen in die Luft, „… ein normales Leben führen kann, während sie sich darauf konzentriert, gesund zu werden.“ Sie ließ die Hände in den Schoß sinken, starrte auf sie hinab und sagte leise: „Die Wahrheit ist aber, dass ich mir nicht sicher bin, ob sie wieder gesund wird.“ Plötzlich hatte sie Tränen in den Augen.
    Oh Mist, blöder Mist! Weinende Mädchen jagten ihm eine Heidenangst ein, weil er nie wusste, was er dann tun sollte. Trotzdem griff er nach ihrer Hand und drückte sie. „Du glaubst, dass sie sterben wird?“
    Sie wurde sehr steif, nur ihre süßen kleinen Brüste bewegten sich, als sie erschauernd Luft holte. „Nein“, sagte sie leise.
    „Sieh mal“, sagte er. „Meine Grandma und mein Grandpa sind dieses Jahr gestorben, also weiß ich genau, wie es ist, jemanden zu verlieren. Ich kann dir nicht versprechen, dass alles gut wird, denn manchmal wird es das nicht, aber Jenny sagt immer, dass es nicht schwieriger ist, positiv zu denken als negativ zu denken – und dass es manchmal hilft, positive Energie ins Universum zu schicken. Weil man die dann zurückbekommt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleichtklingt das zu abgedreht, aber ich habe festgestellt, dass es irgendwie hilft, so zu denken, wenn alles gerade mies läuft.“
    Als sie den Blick hob, lag in ihren Augen so viel Schmerz und zugleich so große Entschlossenheit, dass es ihn fast umhaute.
    „Ja?“, fragte sie leise. „Warum hörst du dann nicht auf deinen eigenen Rat?“
    „Hm?“
    „Wenn du so positiv denkst, wieso lässt du dann nicht zu, dass dein Dad und dein Onkel dich besser kennenlernen?“
    Sein erster Gedanke war, ihr nun mal richtig die Meinung zu geigen, aber bevor er auch nur den Mund öffnen konnte, um ihr zu erklären, dass sie keine Ahnung hatte, fuhr sie bereits fort: „Es ist wirklich Mist, dass sie sich bisher nicht um dich gekümmert haben, und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sich das angefühlt haben muss. Mein Dad ist nämlich vor meiner Geburt in Afghanistan gestorben – was furchtbar ist, aber zumindest habe ich nicht das Gefühl, dass er mich einfach im Stich gelassen hat, aber verstehst du denn nicht? Allein die Tatsache, dass sie am Leben sind und dich kennenlernen wollen, ist doch was Gutes, oder nicht?“ Ihre blauen Augen schienen ihn zu durchbohren. „Nur angenommen, du würdest sie wirklich mögen, dann hättest du womöglich viele Jahre Zeit, tolle Sachen mit ihnen zu erleben.“
    Noch nie war ihm in den Sinn gekommen, dass Jake oder Max sterben könnten. Natürlich würde er nicht um sie trauern – dazu kannte er sie ja nicht gut genug.
    Er würde nicht trauern wie um Grandpa oder um Jenny, wenn ihr jemals was zustoßen würde, und trotzdem bekam er bei dem Gedanken ein ungutes Gefühl im Bauch, als würde etwas Glitschiges darin herumschlängeln.
    „Vermisst du ihn?“, fragte er. „Deinen Vater?“
    „Manchmal, an Vater-Töchter-Tagen in der Schule zum Beispiel.“ Sie rollte die Schultern. „Aber ich habe ihn ebennie kennengelernt – deswegen gibt es nichts Bestimmtes, das ich vermissen könnte.“
    „Das hätte bei mir eigentlich auch so sein sollen, denn ich hab meinen alten Herrn ja nicht gekannt, doch als Kind habe ich ständig gehofft, dass er plötzlich auftaucht. Zu irgendwelchen besonderen Anlässen.“
    „Welche zum Beispiel?“
    „Na eben … du weißt schon. Bei meiner Abschlussfeier in der Grundschule. Beim Tag der offenen Tür. Bei Baseballspielen. Okay, eines hat Jake inzwischen ja gesehen, aber er hat nicht gesehen, wie ich den Truthahn im Schultheater gespielt habe, oder das Weihnachtsstück, als ich einer der Heiligen Drei Könige war. Meine Grandma hat mir ein Gewand und ein passendes Kopftuch genäht.“ Seine Großmutter zu erwähnen, stach ihm ins Herz. Er drehte sich zu Bailey um und runzelte die Stirn, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. „Wenn du keinen Vater hast, wer hat dir dann das Baseballspielen beigebracht?“
    „Ich hatte Trainer so wie du, aber es war meine Mom, die abends und an den Wochenenden mit mir Bälle werfen und fangen geübt hat.“ Sie lächelte ihn an. „Und sie mag Sport nicht mal besonders. Trotzdem hat sie Stunden damit verbracht, mir zu helfen und mich zu ermutigen, nur weil ich Baseball mag. Bis sie krank wurde, hat sie kein einziges meiner Spiele verpasst.“ Sie holte zitternd Luft. „Mann. Das ist einfach so schwer.“
    „Ja.

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