Verküsst & zugenäht!
Gelegenheit wiederholen solltest, wie ich nun schon mehrfach sagte. Ich meine, zum Henker, Jenny! Du stehst doch ganz eindeutig auf ihn.“
„Deswegen ist es noch lange keine gute Idee.“
„Okay, vielleicht wird da keine richtige Beziehung draus, weil er ja in weniger als einem Monat wieder abreist.“
„Genau. Mit Austin im Schlepptau!“
Tasha runzelte die Stirn. „Ich weiß, Süße. Das wird hartfür dich, aber es wird so oder so passieren – und so ungern ich es auch zugebe, Austin könnte momentan wirklich einen männlichen Einfluss in seinem Leben gebrauchen. Am besten jemanden, der ihn nicht dermaßen verwöhnt, wie Emmett es getan hat.“
„Das kann ich nicht abstreiten. Vorausgesetzt, Jake verfällt nicht wieder in alte Gewohnheiten und macht sich erneut für Jahre aus dem Staub. Was geschieht zum Beispiel, wenn das Neue für ihn den Reiz verliert, Tash? Ich habe keine Ahnung, ob er sich auf lange Sicht bemühen wird. Ich kenne ihn nicht gut genug, um das beurteilen zu können.“
„Ihn noch ein paar Mal zu küssen würde da bestimmt weiterhelfen.“
Jenny stieß eine Mischung aus Gelächter und Schnauben aus. „Gott, du denkst wirklich immer nur an das eine.“
Tasha nickte. „Was soll ich sagen, auch ich befinde mich in einer Trockenphase.“ Sie verzog ihre üppigen Lippen. „Es wird Zeit, dass zumindest eine von uns Glück hat.“
„Ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen.“
„Geht mir genauso. Und wenn es schon du sein musst, dann lass es mich wenigstens aus zweiter Hand miterleben.“
„Das Küssen vermisse ich wirklich“, sagte Jenny wehmütig. „Vielleicht hat Jake mich ja deswegen derart umgehauen.“
„Klar, Küsse sind gut“, meinte Tasha. „Aber ich vermisse Sex. Das ist der Nachteil am Leben in einer Kleinstadt. Da gibt es nur wenige Männer, mit denen man sich etwas vorstellen kann. Und wenn man die durch hat oder einer von ihnen einfach nicht auf dich steht …“ Sie hob eine Schulter, dann durchbohrte sie sie mit ihrem Blick. „Tja, das ist der Grund, weshalb ein Mädchen aus Razor Bay sich so eine Chance wie mit Jake Bradshaw auf keinen Fall entgehen lassen sollte.“
Jenny war des Themas mit einem Mal überdrüssig. „Hör mal, wenn du ihn so verdammt scharf findest, warum versuchst du es nicht bei ihm?“
„Vielleicht werde ich das. Wenn du ihn nicht willst …“
Hitze schoss durch ihren Körper. Nur über meine Leiche, Schwester!
Zum Glück hatte sie das nicht laut ausgesprochen. Andererseits spielte es gar keine Rolle. Tasha kannte sie viel zu gut, sie begann wissend zu lächeln und betrachtete sie mit diesem speziellen Blick, der fragte: Wem willst du hier eigentlich was vormachen?
Laut sagte sie: „Oho. Dachte ich es mir doch.“
Jenny wurde von leisen Schritten geweckt. Die Geräusche kamen aus dem Wohnzimmer. Blinzelnd sah sie auf die rot leuchtenden Ziffern ihres Weckers. Viertel nach eins. War Austin etwa krank?
Sie schleuderte die Bettdecke von sich, stolperte halb blind durch den Raum und öffnete die Tür.
Zuerst begriff sie nicht, was sie sah. Wieso machte Jake die Tür zu Austins Zimmer auf und hatte einen Arm um den Jungen gelegt? Dann klärte sich ihr Verstand etwas.
Natürlich. Das Spiel. Sie waren zurück. Offenbar war Austin eingeschlafen – er hatte diesen katatonischen Gesichtsausdruck wie sonst auch, wenn er für seinen Geschmack zu früh geweckt wurde – was praktisch immer der Fall war.
„Na siehst du“, sagte Jake mit leiser, ermutigender Stimme, während er den Jungen zum Bett bugsierte. „Soll ich dir beim Ausziehen helfen?“
Diese Worte entlockten Austin ein erstes Lebenszeichen.
„Sehe ich vielleicht wie ein bescheuerter Grundschüler aus?“
Das war ganz klar eine rhetorische Frage, denn schon Sekunden später hatte er Jake die Tür vor der Nase zugeknallt. Allerdings drang ein leises, leicht genuscheltes „Danke, dass du Bailey und mich mitgenommen hast“ hindurch. Man hörte sein Bett laut knarren, als er sich vermutlich mit dem Gesicht voran auf die Matratze plumpsen ließ.
Jake hob eine Hand, als ob er klopfen wollte, legte dann aber die Handfläche an das Holz. Diese sehnsüchtige Geste tat Jenny im Herzen weh.
Als ob er ihren Blick gespürt hätte, wandte er sich mit einem Mal um und starrte sie an. Und erst in diesem Moment fiel ihr wieder ein, dass sie ein dünnes, spitzenbesetztes Babydollhemdchen trug – und dass der Vollmond hell ins Wohnzimmer schien.
Verdammt .
Zwar war das Nachthemd
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