Verlangen
einkaufen gegangen?«, fragte Cathy und sah sich um. »Vielleicht hat er gesehen, was du dir unter einem Frühstück vorstellst, und beschlossen, etwas Nahrhaftes zu kaufen. Also wirklich, Lyssa. So was kannst du einem Mann nicht als Mahlzeit vorsetzen.«
»Er ist oben. Er schläft.«
»Na so was.«
Lyssa bereute augenblicklich, dass sie es ihrer Mutter gesagt hatte. Cathy eilte die Treppe hinauf, ehe Lyssa Einwände erheben konnte. Ihr blieb gar nichts anderes übrig, als ihrer Mutter nachzulaufen und zu zischen: »Das ist sogar für deine Verhältnisse ziemlich schlechtes Benehmen, Mom!«
»Ich will nur einen kurzen Blick auf ihn werfen. Ich verspreche dir, dass ich ihn nicht wecken werde.« Ihre Mom blieb in der Schlafzimmertür stehen und erstarrte. Lange Zeit sagte sie kein Wort und dann: »Herr im Himmel. Ist der echt?«
»Nein. Er ist eine aufblasbare Gummipuppe. Das Spitzenmodell.«
Ihre Mutter warf ihr einen finsteren Blick über die Schulter zu. »Du Klugscheißerin.« Sie wandte ihren Blick wieder dem Bett zu. »Wo hast du ihn gefunden, und gibt es noch mehr von seiner Sorte?«
»Er hat mich gefunden, oder hast du das schon wieder vergessen?« Und Gott sei dafür gedankt, dass er sie gefunden hatte.
Lyssa zog sich auf die Zehenspitzen, damit auch sie ihn sehen konnte. Aidan Cross, der schlafend auf ihrem Bett lag, war der erotischste Anblick aller Zeiten.
Sie standen schweigend da, beide gefesselt von diesem Prachtstück von einem Mann, das im Schlummer ausgestreckt und verletzlich wirkte. Das einzige Geräusch im Zimmer war der leise Atem, den seine Lunge einsog und wieder ausstieß. Ihre Mutter machte einen Schritt in das Zimmer hinein …
… und das beschützende Knurren, das JB plötzlich ertönen ließ, jagte beiden einen Mordsschreck ein. Cathy machte einen Satz und schrie laut auf. Damit erschreckte sie Lyssa so sehr, dass auch sie mit einem Satz zurückwich und laut aufschrie.
Aidan gab keinen Mucks von sich.
Lyssa wusste, dass ihre Mutter mit diesem Schrei Tote zum Leben erwecken konnte, und ihr eigenes Kreischen schnitt auf dem Gebiet auch nicht schlecht ab. Ihr Herz, das von den Vorfällen der letzten Zeit ohnehin schon raste, legte noch mehr Tempo zu. Hier stimmte etwas nicht. Und zwar ganz und gar nicht. »Du musst jetzt gehen, Mom.«
»Warum?«
»Ein scharfer Typ. In meinem Bett. Mach dir selbst einen Reim darauf.« Ein scharfer Typ, der sich nicht rührte und auch nicht auf äußere Reize ansprach.
»Ich weiß nicht, wie zum Teufel du ihn zu wecken gedenkst, wenn zwei schreiende Frauen es nicht geschafft haben. Der arme Kerl. Du hast ihn fix und fertig gemacht.« Cathy ging auf die Treppe zu und hielt ihre Hand immer noch auf die Brust gepresst. »Dieses Tier ist besessen, Lyssa. Du wirst dir niemals einen Mann angeln, solange du diese Bestie um dich hast.«
»Mach dir darüber jetzt keine Sorgen.« Lyssa drängte ihre M utter schleunigst ins Erdgeschoss zurück, umarmte sie an der Tür mit ungewohntem Eifer und atmete Coco von Chanel ein, den vertrauten Duft. Für den Fall, dass sie nicht noch einmal die Gelegenheit haben würde, sagte sie. »Ich hab’ dich lieb, Ma. Sehr lieb.«
» Das weiß ich doch, Kleines.« Cathys Hand strich ihr über den Kopf und den Rücken, und Tränen stiegen in Lyssas Augen auf. »Werde ich deinen Traummann irgendwann mal wach sehen?«
Lyssa zog die Schultern zurück. »Ich werde tun, was ich kann, damit es dazu kommt. Das verspreche ich dir.«
»Connor, verdammt noch mal. Wo zum Teufel steckst du?«
Wie es bei einem Träumer der Fall gewesen wäre, war sich Aidan seiner Umgebung voll und ganz bewusst. Im Gegensatz zu einem Träumer war sein Strom jedoch von verminderter Intensität, was den Effekt von trübem Glas hervorrief.
Connor vergeudete kostbare Momente auf den Versuch dahinterzukommen, ob er seinen besten Freund von der Konsole aus erreichen konnte oder ob er fortgehen musste. Am Ende löschte er rasch sämtliche Aufzeichnungen der letzten Minuten im Tempel und traf sich dann draußen mit Philip.
»Cross ist im Traumzustand ins Zwielicht zurückgekehrt.«
Philip blickte finster drein und nickte dann. »Geh zu ihm. Ich übernehme in der Schaltzentrale und sehe, was ich ausgraben kann.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage. Es ist zu gefährlich. Du wirst keinen zweiten Mann haben, der dir den Rücken deckt.«
» Scheiß drauf.« Philip tat den Einwand mit einem Schnau ben ab. »Wir haben uns all diese Mühe gemacht. Ich lasse
Weitere Kostenlose Bücher