Verlangen
den dumpfen Aufprall hörte, mit dem der Älteste bewusstlos am Boden auftraf.
Ehe er den Raum betrat, stieß Connor einen Pfiff aus, um Philip über den Erfolg zu verständigen. Jetzt lief die Uhr. Das Beruhigungsmittel würde nicht lange vorhalten.
»E rzähl mir all deine Geheimnisse«, murmelte er und legte seinen Dolch in greifbarer Nähe auf das Steuerpult. Vor ihm lag ein halbkreisförmiges Bedienfeld mit beleuchteten Tast en. Darüber, in einen erhabenen Rand eingelassen, befanden sich ein Dutzend kleine Monitore, von denen jeder die Ansicht diverser Wächter zeigte, die ihren Aufgaben nachgingen. Er starrte die Bildschirme an, und die Erkenntnis, was genau er vor sich sah, brachte seinen Verstand ins Schleudern.
Die ganze Zeit über waren die Wächter davon ausgegangen, dass ihre Momente, die sie im Strom des Unbewussten eines Träumers verbrachten, vertraulich waren. Sie waren es nicht.
Was bedeutete, dass die Ältesten von den Verdachtsmomenten des Captains in Bezug auf die Träumerin gewusst haben mussten. Sie mussten das stärker werdende Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen den beiden beobachtet haben. Vielleicht hatten sie diese Bindung sogar gefördert, indem sie ihn zu ihr zurückgeschickt hatten. Sie hatten zugelassen, dass sich die Beziehung vertiefte, weil sie davon wussten, und nicht etwa, weil sie nichts davon geahnt hatten .
Fasziniert und zugleich entsetzt über diese Vorstellung machte sich Connor ans Werk. Mit geschickten Tastenanschlägen durchforstete er die Archive und versuchte, seine Vermutung zu beweisen oder sie zu widerlegen. Ein schneller Blick auf die Tür zeigte ihm, dass der Boden im Flur, da er jetzt nicht mehr draufstand, wieder das Aussehen von Marmor angenommen hatte. Zu viele Absonderlichkeiten in einer Welt, von der er einst geglaubt hatte, er verstünde sie vollständig.
All die Jahre, die er damit verbracht hatte, Aidan mit seiner übermäßigen Neugier aufzuziehen und ihn deswegen abzuqualifizieren, stiegen jetzt wie Galle in Connors Kehle auf. Sex und Kämpfe, das war alles gewesen, worauf er sich hatte konzentrieren wollen. Wie leichtfertig ihm das jetzt erschien. Das Leben war nicht so simpel wie eine halbherzige Suche nach einer jahrhundertealten Prophezeiung.
Wer sind die Ältesten? Wer hat sie in ihr Amt eingesetzt? Warum die drastische Veränderung in ihrem äußeren Erscheinungsbild? Wo haben sie von dem Schlüssel erfahren? Warum hören wir auf zu altern? Fragst du dich das denn nie?
Du stellst zu viele Fragen, Cross.
Wie hatte er nur so dumm sein können? Er brach nie zu einem Einsatz auf, ohne jede Facette der Situation zu kennen, und doch hatte er sein Leben völlig ahnungslos verbracht, wie die letzten Momente ihm überdeutlich klargemacht hatten.
»Damit ist jetzt Schluss.«
Er zog die Schultern zurück, und in einem einzigen erschütternden Moment der Erleuchtung verlagerte sich der Hauptschwerpunkt seines Lebens. »All das wird sich ab sofort ändern.«
Dann hörte er seinen Namen, erstarrte und versuchte zu erkennen, woher der Klang gekommen war. Er hörte ihn wieder, und seine weit aufgerissenen Augen hoben sich zu der Reihe von Monitoren. »Cross.«
Auf dem Bildschirm ganz rechts sah er Aidans Traum … und Aidan.
Während Lyssa eine Creme auf ihr Gesicht auftrug, dachte sie über ihr Dilemma nach und fragte sich, was sie tun konnte – oder ob sie überhaupt etwas unternehmen konnte. Sie konnte Aidan nicht bei den Büchern helfen, die er mitgebracht hatte, da seine Sprache ihr Fassungsvermögen überstieg, aber ihr war aufgefallen, dass sich die neuen Bücher, die er am Vortag gekauft hatte, um Stonehenge drehten. Sie wusste nicht, warum dieser Ort für ihn von so großem Interesse war, aber sie würde es herausfinden.
Ganz gleich, was sie tun musste – er war in ihr Leben getreten, und es kam überhaupt nicht in Frage, dass sie ihn einfach wieder gehen ließ. Nicht nach dem, was er ihr heute Morgen anvertraut hatte. Ihr unsterblicher Krieger hatte sein ganzes Leben lang keine Frau gebraucht oder geliebt … bis er sie gefunden hatte. Jetzt war sie sein Traum, und das war ein Geschenk, das sie nicht kampflos hergeben würde.
Als sie aus ihrem Badezimmer kam, hielt Lyssa mitten in der Bewegung inne. Aidan lag auf dem Bett und schlief. Sie lächelte liebevoll, und ihr Herz barst fast vor Gefühlsüberschwang. »Mein armer Liebling. Sogar Traummänner müssen sich manchmal ausruhen.«
Barfuß tappte sie über ihren kurzflorigen
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