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Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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hin und her zu reisen? Das war nur eine von zahllosen unbeantworteten Fragen.
    Aber wenn er sich irrte, was die mögliche Rückkehr anging, bestand die Möglichkeit, dass er wieder in dieser Welt aufwachen könnte. Aidans Mundpartie spannte sich an. Wenn seine Anwesenheit Lyssa gefährdete, durfte er das nicht zulassen. Er würde es verhindern müssen, mit jedem Mittel, das notwendig war.
    Oben im Bad wurde der Wasserhahn der Dusche zugedreht, was ihn veranlasste, sofort zur Tat zu schreiten. Aidan wusch sich eilig im unteren Badezimmer, ging dann in die Küche und wappnete sich innerlich auf den Abschied, der rasch näher rückte.
    Als er den leisen, trällernden Vogelruf hörte, der ihm sagte, dass er gefahrlos weitergehen konnte, biss Connor grimmig die Zähne zusammen und betrat den Tempel der Ältesten. In einer solchen Situation war es nicht möglich, Funkgeräte oder andere Mittel zur elektronischen Verständigung einzu setzen, denn ihre Übertragungen würden aufgeschnappt und später gegen sie verwendet werden. Diese Mission musste sich zwangsläufig auf das Notwendigste beschränken. Das waren ihm die liebsten.
    Philip hatte den Wachposten am Eingang mit einem Betäubungspfeil aus einem Blasrohr außer Gefecht gesetzt. Dann hatte er den Pfeil aus dem Hals des bedauernswerten Mannes gezogen und ihn wieder an sich gebracht, um keine Indizien zurückzulassen. Der Wachposten würde mit dem vagen Gefühl aufwachen, er sei eingeschlummert, vielleicht aus Langeweile. Dasselbe würde Connor mit dem einsamen Wachposten in der Schaltzentrale tun. Sie hofften, ihre sorgfältige Planung würde verhindern, dass sie gesehen wurden und sich jemand an sie erinnerte. Falls es ihnen gelingen sollte, an einige Antworten zu kommen und sich dann unentdeckt wieder zurückzuziehen, würde er die Mission als durchschlagenden Erfolg ansehen.
    Dieses Ziel hatte Connor vor Augen, als er sich mit geschärften Sinnen wachsam durch die Schatten bewegte und jeder seiner Schritte mit Bedacht darauf ausgerichtet war, eine Aufzeichnung zu vermeiden. Er betrat den mittleren Gang, der vom Haiden fortführte. Der Gang weiter links zweigte zu den Unterkünften der Ältesten ab. Der Gang weiter rechts führte zu einem abgeschiedenen, unüberdachten Innenhof, der Meditationszwecken diente.
    So weit, so gut.
    Während er durch den Gang lief, lenkten Vibrationen unter seinen Füßen Connors Aufmerksamkeit auf den Boden. Der Stein schimmerte und wurde durchscheinend, und im ersten Moment erschrak er so sehr, dass er glaubte, der Boden sei vollständig unter seinen Füßen verschwunden und er würde in die endlose Sternendecke stürzen, die darunter zum Vorschein gekommen war. Instinktiv tastete er nach der Wand, um sich zu retten. Dann schmolz der Ausblick auf das All zu einem wirbelnden Kaleidoskop aus Farben zusammen.
    »Mich trifft der Schlag«, flüsterte er.
    Fasziniert von dem Schauspiel gaffte Connor mit aufgesperrtem Mund und fragte sich, ob das, was er sah, echt war oder irgendeine Art von Projektion.
    Dann zwang er sich, die Schwindelgefühle zu ignorieren, die der Boden verursachte, und lief weiter, da er wusste, dass die Zeit knapp bemessen war. Bei jedem Schritt breiteten sich zerfließende Farben in Kreisen aus, als liefe er durch ein seichtes Gewässer, das alle Farben des Regenbogens aufwies. Vor sich erspähte er einen Torbogen und presste verstohlen den Rücken an die Wand direkt daneben. Er warf einen Blick hinein und sah einen der Ältesten, der über eine beleuchtete Konsole gebeugt war.
    Connor zog den Dolch an seinem Oberschenkel, hielt ihn von sich fort und brachte die schimmernde Klinge in einen Winkel, in dem sie das Spiegelbild seines emsig arbeitenden Angriffsziels auffing. Er musste beim ersten Mal treffen. Wenn er sein Ziel verfehlte, würde er seinen Standort und sein Vorhaben verraten und konnte sich auf schwerwiegende Disziplinarmaßnahmen gefasst machen.
    Daher zog er mit der anderen Hand sein Blasrohr heraus und wartete geduldig, wobei er die Schweißtropfen ignorierte, die über seine Schläfen rannen. Als sich der Älteste endlich abwandte, um ein Buch aus der Bücherwand hinter sich zu ziehen, füllte Connor den Türrahmen aus und nahm sich einen Herzschlag Zeit zum Zielen, ehe er den winzigen Pfeil über die nicht unbeträchtliche Entfernung zwischen ihm und dem Ältesten aussandte.
    Dann kehrte er an seinen früheren Standort zurück, hielt den Blick auf den wüst wirbelnden Boden gerichtet und wartete, bis er

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