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Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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gewusst hatte, dass er sie empfinden könnte.
    »Wo ist Eure gerühmte Geduld geblieben, Captain?«
    »Sie geht zu Ende«, warnte ihn Aidan.
    Sheron schüttelte missbilligend den Kopf. »Es ist dein Glück, dass die Träumerin, die du willst, in einer Gegend lebt, in der es von Sonderlingen wimmelt. In Kalifornien ist die Dichte medial veranlagter Menschen auffällig hoch. Sei dir über eines klar: Wenn du erst einmal fortgehst, ist kein Weg für eine Rückkehr bekannt.«
    »Hört auf zu reden, und legt Euch ins Zeug.«
    Aidan begann auf und ab zu laufen, die Hände hinter dem Rücken umeinandergeschlungen, während er sich aufmerksam umsah. Auf dem nahen Schreibtisch lagen lose Blätter und aufgeschlagene Bücher verstreut. Er wollte sich gerade wieder abwenden, als ihm ein eigentümliches Funke ln ins Auge fiel. Unter das ganze Durcheinander war ein schmales Buch mit einem juwelenbesetzten Einband gezwängt worden, von dem eine Ecke herausschaute. Ein rascher Blick auf Sheron zeigte ihm, dass der Älteste beschäftigt war und nicht auf ihn achtete.
    Aidan rief das Buch zu sich und blätterte stumm darin herum. Er erkannte die handgeschriebene Sprache aus alter Zeit. Er war aus der Übung, konnte jedoch genug Wörter entziffern, um zu wissen, dass es sich um ein Buch handelte, das er mitnehmen wollte. Insbesondere eine Seite gab ihm zu denken. Dort ging es um ein »Anhalten des verkürzten Ra ums«, was ihn sehr interessierte. Er nahm ein provisorische s Lesezeichen vom Schreibtisch, um die Seite zu kennzeichnen, und steckte den schmalen Band in seinen Hosenbund, wo ihn die Tunika vor Blicken verbarg.
    »Hier«, murmelte Sheron. »Du kannst diesen Strom er wischen.« Er drehte den Stuhl zu ihm um und stemmte beid e Hände auf die Knie. Da er seine Kapuze abgesetzt hatte und das nasse weiße Haar nach allen Richtungen abstand, bot er einen seltsamen Anblick, doch seine Gesichtszüge waren vertraut, trotz der fehlenden Farbe. Der Anblick ließ Aidan an die Zeit zurückdenken, als sie Mentor und Schüler gewesen waren und er ein idealistischer Jugendlicher, der große Hoffnungen auf die Zukunft gesetzt hatte. Jener Junge hätte das jetzige Ereignis niemals vorhersehen können.
    »Ich bitte Euch eindringlich, es Euch noch einmal zu überlegen, Captain. Ihr seid nicht der erste Wächter, der gegenüber einer Träumerin ein unnatürliches Gefühl der Zusammengehörigkeit entwickelt hat. Dieses Problem kann mit der Zeit gelöst werden.«
    Einen Moment lang hielt Aidan inne und gab seinem Herzen und seinem Verstand eine letzte Chance, Einwände zu erheben.
    Doch er wusste, dass er die richtige Entscheidung traf. Er hoffte, die Geheimnisse, nach denen er gesucht hatte, in seinen Besitz gebracht zu haben. Entweder würde er dahinterkommen, dass die Ältesten recht hatten – dann konnte er seinen Kampf mit erneuter Entschlossenheit wieder aufnehmen. Oder er würde herausfinden, dass sie im Unrecht waren – in diesem Fall konnte er die anderen aufklären. Er würde seinen Leuten helfen, ganz gleich, von welcher Warte aus er es betrachtete. Er wollte den Ältesten glauben, er wollte es wirklich, aber Aidan sah keinen Grund dafür, dass sie Informationen geheim hielten, die nicht in irgendeiner Form belastend waren.
    Und dann war da auch noch Lyssa, eine ganz reizende und wundervolle Frau, die es nicht verdient hatte, in diesen Kampf hineingezogen zu werden. Eine Frau, die ihr Leben lang aufgrund ihrer Träume an Krankheiten und Unbehagen gelitten hatte.
    Doch was würde er auf ihrer Daseinsebene vorfinden? Eine Welt, die er nur aus Träumen kannte, und eine Geliebte, die sich nicht an ihn erinnern würde.
    Aber die Möglichkeiten … die Chance, mit Lyssa zusammen zu sein und das zarte Band zu erkunden, das sich zwischen ihnen herausgebildet hatte … sie wirklich zu berühren, zu küssen, zu lieben. Hautnah. Der Gedanke war eine Oase in einem endlosen Dasein, das lange so karg gewesen war wie die Wüste.
    »Du musst keinen derart drastischen Schritt unternehmen«, sagte Sheron leise, aber eindringlich.
    »Doch«, sagte Aidan mit einem gequälten Lächeln. »Ich muss es tun.«
    Sheron beobachtete, wie Captain Cross hinter der Konsole zu den diversen Slipstreams ging, die Säulen aus Licht bildeten und den Boden der Höhle mit der Decke verbanden. Ohne jedes Zögern trat Cross in den Strom, in dessen Richtung er gewiesen worden war, und verschwand. Mit einer Geschicklichkeit, die Äonen der Übung entsprang, glitt er in den

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