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Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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Dämmerzustand des ausgewählten Mediums.
    Als Sheron allein war, tippte er eine Reihe von Tasten und erstattete Meldung: »Cross ist fort.«
    »Ihr habt Eure Sache gut gemacht, Sheron« , hallte die kollektive Stimme der anderen Ältesten. »Perfekt ausgeführt.«
    Er neigte den Kopf, um sich für das Lob zu bedanken, dann begab er sich zu den Auszubildenden, die bewusstlos am Boden lagen, um ihnen Beistand zu leisten. Als er sich hinkauerte, wanderte sein Blick zu dem nahen Schreibtisch. »Er hat das Buch mitgenommen.«
    Das Gefühl von Zufriedenheit stand greifbar im Raum.
    »Ausgezeichnet.«
    Das Wissen um das andere Buch behielt er für sich.

6
    Aidan stieß sich von dem rauen Teppich ab, auf dem er lag, und stöhnte vor Schmerz. Sein Körper tat bis in die Haarwurzeln weh. Als er den Kopf hob und den Raum durchsuchte, nahm er blassgelbe Wände und zwei Pe rsonen wahr, die ganz in seiner Nähe saßen. Sie wirkten vollkommen erstarrt, wie in einem bestimmten Moment gefangen.
    Einer der beiden Männer war korpulent, hatte einen Knöchel auf das Knie seines anderen Beins gelegt und einen Notizblock auf dem Schoß, wogegen der andere auf einer Chaiselongue ausgestreckt war und die Augen geschlossen hatte. Sein Bewusstseinsstrom war das Vehikel, das Aidan für seine Ankunft benutzt hatte.
    Aidan zuckte bei jeder Bewegung zusammen und konnte sich nicht erinnern, sich jemals in seinem Leben so grässlich gefühlt zu haben. Taumelnd stand er auf, streckte eine Hand aus und umfasste die Kante des nahen Schreibtischs, während er mehrmals tief Luft holte, weil sich der kleine Raum um ihn heftig im Kreis drehte.
    Ein lang gezogenes gedämpftes Klicken erklang.
    Aidan blickte zu der Wanduhr auf und verstand, dass seit seiner Ankunft eine Sekunde vergangen war. Die Zeit begann sich zu erholen, was bedeutete, dass ihm nicht mehr viel blieb. Er wusste, dass ein Typ mit einem Schwert hier nicht gut ankommen würde.
    Er verdrängte sein körperliches Unbehagen und begab sich zu dem nahen Kleiderschrank, der dadurch erkennbar war, dass sich seine vergleichsweise kleineren Türen von den zwei Türen daneben unterschieden. Darin fand er etliche Kleidungsstücke, die von der chemischen Reinigung mit Zellophan umhüllt worden waren.
    Ein schneller Blick über die Schulter bestätigte ihm, dass der Hypnotiseur etwa seine Körpergröße hatte, doch während das Körpergewicht des Mannes – grob geschätzt – seinem ähnelte, bestand sein Körper weitgehend aus Fett. Dennoch sahen die Kleidungsstücke aus, als könnten sie ihm passen, also schnappte sich Aidan ein blassblaues Hemd und eine dunkelblaue Hose und verließ dann rasch den Raum.
    Im Empfangsbereich war eine junge Frau gerade dabei gewesen, Briefe in Umschläge zu stecken, als die Zeit angehalten hatte. Aidan warf einen Blick über ihre Schulter, um den Absender zu lesen – San Diego, Kalifornien –, und lächelte. Sheron hatte seine Sache bemerkenswert gut gemacht, wenn man bedachte, wie wenig Zeit dem Ältesten zur Verfügung gestanden hatte.
    Aidan griff unter den Schreibtisch, hob die Handtasche aus burgunderrotem Leder auf, die dort lag, wühlte darin herum und entnahm ihr den Gegenwert von hundert Dollar in kleineren Scheinen und einen Autoschlüssel. Er schrieb ein schlichtes »Danke« auf einen Zettel, steckte ihn in ihre Geldbörse und legte die Handtasche wieder dahin, wo er sie gefunden hatte.
    In dem neutralen Flur vor der Praxis, der zu den Aufzügen führte, fand Aidan eine Toilette, in der er sich umzog. Die übermäßig weite Hose machte gewisse Veränderungen am Gürtel erforderlich, damit sie ihm nicht über die schmalen Hüften rutschte, doch dafür brauchte er nur einen Moment. Gleich darauf setzte er sich wieder in Bewegung. Er nahm all seine Sachen mit, denn er war nicht bereit, sich ohne seine Kampfausrüstung in einer fremden Welt aufzuhalten. Der darauf folgende lange Weg die Treppe hinunter gab ihm in seinem geschwächten Zustand beinah den Rest. Er blieb mehrmals stehen, hielt sich am Geländer fest und keuchte, während er seinen unkooperativen Körper durch reine Willenskraft dazu brachte, ihm zu gehorchen.
    Tick, tack.
    Ungeachtet dessen, was die Uhren sagten, verging die Zeit für ihn weiterhin, und er musste vor Anbruch der Nacht bei Lyssa eintreffen.
    Als Aidan das Foyer erreichte, rückte die Zeit bereits mit voller Geschwindigkeit voran. Die Aufzüge waren wieder in Betrieb, und Menschen hasteten emsig durch die Eingangshalle, die ins

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