Verlangen
auch zärtlich und verständnisvoll – der Blick eines Liebenden. Er schlang seine Faust in ihr Haar und zog ihren Kopf zurück, um an ihrer Kehle zu knabbern und mit seiner Zunge darüberzustreichen. Die reine erotische Glut, die er verströmte, überwältigte sie .
Sie war nicht so überrascht, wie sie es eigentlich hätte sein sollen. Seine Geste war ungemein beruhigend, und die Berührung seiner Lippen auf ihrer Haut erschien ihr so natürlich wie das Atmen. Er war auf arrogante Weise selbstsicher, restlos überzeugt davon, dass es ihm zustand, sie nach Lust und Laune zu berühren.
»Ich habe den Verstand verloren«, sagte sie seufzend und gab sich geschlagen. »Endlich.«
»Hm?« Er knabberte an ihrem Ohrläppchen.
»Oder vielleicht bin ich eingeschlafen, und das ist mein Traum? Es wäre absolut in Ordnung, im Traum mit scharfen Fremden rumzumachen.«
Aidan unterbrach sein Knabbern. »Es wäre absolut in Ordnung, mit diesem Fremden rumzumachen.«
»Ich habe zu viele Liebesromane mit Alpha-Männern gelesen«, murmelte sie. Dann knurrte ihr Magen. Und zwar laut.
Im ersten Moment dachte sie, es sei JB , aber nein; der Kater rieb sich an Aidans Beinen und schnurrte wie ein Katzenbaby, was Jelly Bean niemals getan hatte, noch nicht einmal, als er ein Katzenbaby war . Der verflixte Kater war schon missmutig geboren worden.
Sie waren also beide verrückt geworden, was seltsamerweise tröstlich war.
»Du hast schon wieder den ganzen Tag nichts gegessen?«, schalt Aidan und blickte finster auf sie hinunter.
»Äh, Traummänner schimpfen einen nicht aus.« Als er sie vor sich hinstellte, klammerte sich Lyssa an seine steinharten Unterarme, um sich abzustützen. »Ich bekomme von meiner Mutter schon genug Schelte.«
»Du brauchst Schelte, damit du regelmäßig isst. Du wirst deine Kraft brauchen.« Er trat zurück und taumelte dann.
»Fehlt dir etwas?« Sie stabilisierte sein beträchtliches Gewicht mit großer Mühe.
»Das ist der Jetlag, glaube ich.«
Sie seufzte laut. Fantasiegestalten bekamen keinen Jetlag – also war all das entweder wahr und sie hatte gerade mit einem Wildfremden geknutscht, oder es war der befremdlichste Traum aller Zeiten. Natürlich hatte sie erst kürzlich begonnen, sich an verschwommene Szenen aus Träumen zu erinnern, und daher waren vielleicht all die Träume, an die sie sich nicht erinnern konnte, auch ein bisschen anarchistisch und bekloppt gewesen. Wie deprimierend.
Während sie ihn in Richtung Sofa schob, ließ sie sich auf dieses bizarre Szenario ein und fragte: »Woher kommst du gerade?«
Aidan lächelte, und ihr Herz schlug einen kleinen Salto. »Aus San Diego.«
»Okay. Du bist also von San Diego hergeflogen.«
»Nein. Ich bin von San Diego herge fahren .« Er setzte sich und ließ sich mit einem genüsslichen Seufzen in die Daunenpolster sinken. »Die Fahrt sollte keine Stunde dauern, verstehst du, wenn nicht so viele Autos im Weg sind.«
»Verkehr. Ja, ich weiß. Und wo hast du dir dann den Jetlag geholt?«
»Auf dem Weg nach San Diego.«
»Okay.« Lyssa trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. »Und von wo aus bist du nach San Diego gekommen? Aus Irland? Ich gebe zu, ich bin echt schlecht darin, Akzente einzuordnen. Und deiner ist außergewöhnlich sinnlich.«
Da ihre eigenen Worte einen plötzlichen Déjà-vu-Effekt auf sie hatten, sah Lyssa gebannt zu, wie Aidans Lächeln strahlender wurde und ihn noch fantastischer aussehen ließ. Warum habe ich das Gefühl, ihn so gut zu kennen? Und warum habe ich das Gefühl, wir hätten dieses Gespräch schon einmal geführt?
Es war surreal, nicht von der Seite eines Fremden zu weichen, der sie gerade bewusstlos geküsst hatte. Aber ganz gleich, was sie sich einredete – sie konnte sich nicht davon überzeugen, dass sie etwas Unrechtes getan hatte.
»Du bist sehr sexy, wenn du mürrisch bist«, sagte er.
»Ach ja? Also, du bist sehr sexy, wenn du grinst wie ein Idiot. Außerdem bin ich nicht mürrisch. Und jetzt sag mir, woher du kommst.«
»Aus deinen Träumen.«
»Okay. Jetzt weiß ich, dass ich schlafe. Im echten Leben reden scharfe Typen keinen so schmalzigen Blödsinn.« Es hatte allerdings gar nicht wirklich schmalzig geklungen. Es hatte ganz reizend geklungen, irgendwie atemlos, als sei er tatsächlich froh, sie zu sehen.
Er packte ihre Hand und zog sie auf seinen Schoß. Sie spielte mit dem Gedanken, symbolisch zu protestieren, doch dann dachte sie: Scheiß drauf. Er war scharf, und er war
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