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Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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vielleicht ein bisschen wirr im Kopf sein. Scharfe Typen waren im Allgemeinen nicht so reizend. »Ich wette, das sagst du zu all den Damen, bei denen du unangemeldet reinplatzt.«
    »Das habe ich noch nie in meinem Leben zu irgendjemandem gesagt, Baby.«
    »Lass das sein. Du machst mich noch ganz rührselig.«
    Wieder setzte der Déjà-vu-Effekt ein.
    »Versprich mir …« Aidan gähnte, während er nach ihrer Hand griff. »Versprich mir, dass du etwas essen wirst, während ich ein Nickerchen halte. Und schlaf bloß nicht ein.«
    Sie zog ihre Augenbrauen hoch. »Nein?«
    Er schüttelte den Kopf und hielt den Blick konzentriert auf ihr Gesicht gerichtet. »Nein. Bleib wach, bis ich aufstehe.«
    » Okay.« Sie legte ihm eine Hand auf die Wange und fühlte seine hohe Temperatur; im nächsten Moment zitterte er heftig. »Aber du musst mir versprechen, die hier zu nehmen.«
    Lyssa schüttelte zwei Tabletten aus dem Fläschchen und brachte ihn dazu, sie zu schlucken, obwohl er missvergnügt zurückschreckte. Dann arrangierte sie seine kräftigen Gliedmaßen auf dem Sofa und deckte ihn zu. JB begab sich mit einem aufgebrachten Peitschen seines Schwanzes an seinen angestammten Platz auf der Armlehne.
    »Iss was«, ordnete Aidan an. »Und schlaf bloß nicht ein.«
    »Verstanden.«
    Lyssa beobachtete, wie er in einen unruhigen Schlummer versank, und musterte hinterher noch lange Zeit eingehend seine Gesichtszüge. Dann machte sie sich ein Sandwich und setzte sich mit ihrem Buch über Träume und Reinkarnation an den Esstisch.
    Und dachte an Liebe auf den ersten Blick.
    Sengend.
    Als er zu sich kam, war es das Erste, was Aidan bewusst wahrnahm. Ein glühend heißer Windhauch streifte ihn und ließ seine Haut Blasen werfen, seine Nasenlöcher austrocknen und die Lippen rissig werden. Die Luft war dick, erfüllt vom Gestank nach Tod und Verzweiflung.
    Als er die Augen aufschlug, sah er sich der Pforte gegenüber, mit den Armen hinter seinem Rücken an einen Pfahl gefesselt. Endlose, unkontrollierte Mengen von Albträumen strömten heraus. Um ihn herum schrien Hunderte Stimmen und schoben ihm die Schuld an Handlungen zu, an die er sich nicht erinnern konnte. Er war allein, abgesehen von der schlanken Gestalt mit dem goldenen Haar, die ihre Hand nach der Tür ausstreckte …
    Nein!
    Aidan schreckte aus dem Schlaf auf und scheuchte damit JB auf, der alarmiert aufkreischte. Mit rasendem Herzen brauchte er einen Moment, um zu begreifen, wo er war. Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, und seine feuchte Kopfhaut, die sich klebrig anfühlte, ließ ihn zusammenzucken.
    Albträume.
    Diese Schurken. Im Schlaf war er nicht mehr sicher vor ihnen. Sie gruben sich tief in sein Gemüt, fanden seine Ängste und labten sich daran. Er fühlte sich ausgelaugt und angespannt zugleich.
    Da er noch nie zuvor ungeschützt auf seinen Feind getroffen war, fühlte er sich, als sei ihm Gewalt angetan worden. Elend. Sein Magen hob sich.
    Auf der Suche nach dem einzig wahren Trost, den er je gekannt hatte, wandte Aidan den Kopf zu dem leisen Summen des Fernsehers um und sah Lyssa an seiner Seite auf dem Boden sitzen. Es war dunkel, die Jalousien waren vorgezogen, und die einzigen Lichtquellen waren der flackernde Bildschirm des Fernsehers und das Aquarium im Esszimmer. Er streckte einen Arm nach Lyssa aus und ließ seine Hand durch die gelösten goldenen Strähnen gleiten, die er liebte. Sie bewegte sich, entglitt ihm langsam, und ihr Oberkörper senkte sich zum Boden hinab …
    … ein totes Gewicht.
    Die Panik, vor der er gerade erst zurückgewichen war, flackerte erneut auf und hämmerte in seinem Blut, bis sein Herz kurz vor dem Zerspringen stand. Er sprang vom Sofa und fing ihren hinabsinkenden Oberkörper gerade noch ab, ehe er auf den Boden traf.
    »Lyssa!« Er schüttelte sie heftig. »Verdammt noch mal, ich habe dir doch gesagt, dass du wach bleiben sollst!«
    Ihre Augenlider öffneten sich flatternd, doch ihr Unterbewusstsein war bereits mit dem tödlichen Zwielicht verbunden.
    Der Aufschrei, der sich ihm entriss, war sowohl verzweifelt als auch unmenschlich. Sein Albtraum war nicht vorbei.
    Er hatte gerade erst begonnen.

7
    Als sich eisige Scherben in ihr Fleisch gruben, schlug Lyssa vor Schmerzen wild um sich; ihr Unterbewusstsein riss sich von dem mechanischen Pochen und dem hinterhältigen Flüstern los, das sie bedrängte und ihren Kopf zu spalten drohte. Sie sog einen tiefen Atemzug in ihre zugeschnürte Lunge und öffnete die Kehle

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