Verlangen
nett, und sie war wahnsinnig.
»Sind wir im Kindergarten fest miteinander gegangen oder so was?«, fragte sie, während sie stirnrunzelnd seine Züge musterte.
»Oder so was«, erwiderte er ausweichend. »Als Ärztin bist du dazu ausgebildet, nach konkreten Anzeichen zu suchen und dann aufgrund dieser Anzeichen die Möglichkeiten einzuengen, um eine Diagnose zu stellen.«
Lyssa sah ihren Traummann mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »So in etwa.«
»Aber manchmal musst du dich einfach auf deinen Bauch verlassen, stimmt’s? Wie jetzt. Du erinnerst dich nicht an mich, aber du bist dir deiner Sache, was mich angeht, trotzdem ziemlich sicher.«
»Nein. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich unzurechnungsfähig bin.«
Aidan schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Sowie sie aus der Schlinge dieses intensiven Blicks befreit war, konnte Lyssa seine übrigen Gesichtszüge genauer betrachten. Seine Wangen waren gerötet, die Lippen rot. Sie berührte seine Stirn mit der Innenseite ihres Handgelenks.
»Du hast hohes Fieber.«
»Das ist nicht ansteckend«, beteuerte er ihr. Seine Augen öffneten sich, und seine Arme schlangen sich enger um sie, als sie versuchte aufzustehen. »Ich stelle mich gerade um, glaube ich.«
»Worauf? Lass mich aufstehen.« Sie wand sich, um sich von ihm freizumachen. »Du gehörst ins Bett. Wir können uns ein anderes Mal in Erinnerungen darüber ergehen, woher wir einander kennen.«
»Ein Bett könnte ich wirklich gebrauchen. Ich habe seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen.«
Lyssa sah mit weit aufgerissenen Augen in Aidans nach oben gerichtetes Gesicht. »Ein langer Flug, was? Brauchst du Hilfe, um ein Hotel zu finden?«
»Das Einzige, was ich brauche, ist, bei dir zu sein.« Er ließ sich an die Sofalehne sinken und stöhnte. »Mir tut von Kopf bis Fuß alles weh.«
»Mist.« Was zum Teufel sollte sie jetzt mit ihm anfangen? »Das ist der Zeitpunkt, an dem ich die Polizei verständige, stimmt’s?«
Hallo? Ist da der Notruf? Der schärfste Mann, den ich jemals gesehen habe – und es gibt auch keinen, der besser küsst und besser riecht –, hat mich gerade behelligt und pennt jetzt auf meinem …
Sie beobachtete mit weit aufgesperrtem Mund, wie JB auf Aidans Schoß kroch, es sich dort gemütlich machte und seinen grauschwarz gemusterten Kopf an den Unterleib ihres Traummanns schmiegte.
Aidan hob die Hand und kraulte den Kater hinter den Ohren, obwohl es ihm offensichtlich hundeelend ging. Diese zärtliche Geste ließ sie innerlich zerfließen.
»Tu das bitte nicht«, hauchte er, und sein Kopf fiel zurück. »Du kennst mich. Du … ich … du und ich …« Er gähnte und sah zum Anbeißen aus. »Es tut mir leid. Ich will nicht einfach so einschlafen, aber ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so beschissen gefühlt. Und dein Sofa ist sehr bequem.«
»Ja, also … nicht der Rede wert«, sagte sie lahm. »Aber du solltest etwas gegen dieses Fieber nehmen.« Ehe sie wusste, was sie tat, ging Lyssa in die Küche und holte ein Fläschchen Tylenol. Ihre Hände zitterten, als sie es aufschraubte.
Aidan.
Sie hatte seinen Namen gekannt. Das hieß doch bestimmt, dass sie ihn kannte. Warum zum Teufel konnte sie sich nicht daran erinnern, woher?
Als das Telefon läutete, schreckte sie auf und ließ das Fläschchen zu Boden fallen. Sie hatte Glück gehabt, denn der kindersichere Schraubverschluss hatte sich noch nicht gelöst. Sie beugte sich über das Spülbecken und nahm das Telefon ab. Ein Seitenblick zeigte ihr, dass ihr Gast auf dem Sofa fest eingeschlafen war. Sein Anblick, so stämmig und beeindruckend, aber jetzt ausgestreckt daliegend und entspannt, entlockte ihr einen Seufzer. Sogar in schlecht sitzenden Kleidungsstücken machte Aidan Cross ihr den Mund wässrig.
»Dr. Bates«, sagte sie gedämpft, als sie das Telefon ans Ohr hielt.
»Hey, Doc.« Staceys fröhliche Stimme war wie eine Rettungsleine, die man einem Ertrinkenden zuwirft. »Ich wollte dich nur noch mal daran erinnern, dass wir morgen später aufmachen, weil in der Schule Justins Geburtstag gefeiert wird.«
»Alles klar. Danke. Ich hatte es vergessen. Mal wieder.« Lyssa ging um den Frühstückstisch herum und ließ sich auf ihren gewohnten Hocker gleiten, damit sie sich an Aidans attraktivem Anblick sattsehen konnte, während er schlief. »Stace?«
»Was ist?«
»Hier geht etwas ganz Unheimliches vor.«
»Affenscharfer Sex?«
Lyssa schnaubte. »Seit wann ist affenscharfer Sex
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