Verlangen, das für immer brennt
und unzählige leuchtend bunte Vögel erfüllten die Luft mit ihrem Gezwitscher.
Luc trat an ihre Seite. „Und, wie gefällt es dir?“
Mit einem Lächeln sah sie zu ihm auf. „Es ist wunderschön hier. Und so friedlich! Einfach perfekt.“
„Leo und ich möchten die Insel zu einem Naturreservat erklären lassen.“ Er nahm ihre Hand. „Komm, ich zeige dir den Rest.“
Ihre Haut begann unter seinen Fingern zu prickeln. Ob Luc überhaupt bemerkte, wie intim und vertraut seine Geste in all ihrer Selbstverständlichkeit war?
Er geleitete sie zu einem leichten Geländewagen, der sie zu einem verwitterten, gemütlichen Gästehaus am anderen Ende der Insel brachte. „Denkst du, eine Stunde reicht dir zum Umziehen?“, fragte er, während er ihr aus dem Wagen half. Dann hielt er inne und sah ihr in die Augen. „Das ist dein großer Tag, Hattie. Vielleicht sind die Umstände anders, als du es dir erhofft hast, aber du tust etwas ganz Großartiges für Deedee.“
Einen kurzen Moment lang traten Hattie die Tränen in die Augen. Wie es wohl gewesen wäre, Luc unter anderen Umständen zu heiraten? Damals, als sie einundzwanzig und ihr Leben weniger kompliziert gewesen war? Entschlossen schob sie ihre wehmütigen Gedanken beiseite und strich Luc über die Wange. „Danke. Für alles. Ich weiß gar nicht, wo ich wäre ohne dich.“
Ganz plötzlich schien sich der Raum um sie herum zusammenzuziehen. Mit einem Mal lastete die warme Luft schwer auf ihnen. Ohne darüber nachzudenken, stellte sich Hattie auf die Zehenspitzen und suchte Lucs Lippen. Einige Sekunden lang gab es nur sie beide und die süßen, gefährlichen Erinnerungen, die der Kuss in ihnen weckte.
Aber es gab nicht nur sie beide.
Luc wich zurück, und ein fast schon schmerzhafter Ausdruck huschte über seine Züge. „Wir wollen doch nur das Beste für das Kind“, sagte er mit heiserer Stimme. „Das ist das Wichtigste.“
Sherman und Patti kümmerten sich um das Baby, während Hattie im Badezimmer verschwand, um die zarte Seidenwäsche überzustreifen, die sie nur für diesen Anlass gekauft hatte. Da das Bustier mit einer langen Knopfreihe im Rücken geschlossen wurde, musste Ana ihr schon hier zur Hand gehen. Danach steckte Hattie ihre Haare zu einem einfachen Knoten hoch, zog ein paar einzelne Strähnen heraus, die ihr in weichen Wellen ums Gesicht fielen, und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.
Da sie das Ergebnis zufriedenstellend fand, betrat sie das angrenzende Schlafzimmer, wo Ana darauf wartete, ihr in das Brautkleid zu helfen. Es stammte aus einer schicken kleinen Boutique in der edelsten Einkaufsmeile von Atlanta und entsprach genau Hatties Vorstellungen. Die Seidenkorsage saß wie angegossen und betonte ihr Dekolleté, und der Rock umspielte in zahlreichen cremefarbenen Schichten aus zart fließendem Chiffon ihre Beine. Sie trug schlichte Ballerinas, die mit um die Knöchel geschlungenen Seidenbändern zugebunden wurden.
Nachdem Ana den Reißverschluss hochgezogen hatte, hielten die beiden Frauen für einen Moment inne und begutachteten Hatties Aussehen im Spiegel. Sie sah aus wie die perfekte Braut für eine Strandhochzeit – romantisch und feminin, aber trotzdem leger. Hattie lächelte ihrem Spiegelbild zu. Sie wollte heute schön sein für Luc. Das war das Wenigste, was sie für ihn tun konnte, um sich zu revanchieren.
Ana packte ein kleines Diadem aus und steckte es sorgfältig in Hatties Haaren fest. Dann zupfte sie die vielen Chiffonschichten zurecht und trat zurück. „Sie sehen aus wie ein Engel. So, und jetzt noch ein bisschen Puder, und dann ab nach draußen! Ich wette, Ihr Mann wartet schon sehnsüchtig auf Sie. Ich gehe vor und spreche mit dem Friedensrichter. Schließlich ist man nicht alle Tage Trauzeugin.“
Kaum war Hattie allein, holten sie die Zweifel wieder ein. Wie gern hätte sie sagen können, dass sie sich vollkommen sicher war, das Richtige zu tun. Aber ging es nicht vielen Bräuten so? Hatten an diesem großen Tag nicht die meisten Frauen ebenso viel Angst wie Hoffnung?
Ein kurzes Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. Sie öffnete die Schlafzimmertür und sah sich Leo gegenüber. Er musterte sie von Kopf bis Fuß und warf ihr dann ein anerkennendes Lächeln zu. „Du siehst umwerfend aus, Hattie Parker, das muss man dir lassen.“ Dann reichte er ihr ein wunderschönes Bouquet aus Lilien und Eukalyptus. „Die sind von meinem Bruder. Er kann es kaum abwarten, dich zu ehelichen.“
Als er Hattie den
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