Verlangen, das für immer brennt
worden. Natürlich war das hier nur eine Scheinehe. Aber konnte er nicht wenigstens so tun, als würden ihm die gemeinsamen Flitterwochen etwas bedeuten?
Als gegen neun Uhr ihr Handy klingelte, waren ihre Augen zwar noch rot und geschwollen, aber sie hatte sich wieder einigermaßen im Griff. Die Nummer war ihr unbekannt, hatte aber die Vorwahl von Atlanta.
Hattie staunte nicht schlecht, als sie am anderen Ende der Leitung Leos Stimme vernahm. „Ich muss mit meinem Bruder sprechen, und der geht nicht an sein Handy.“
Hattie setzte sich auf. „Er ist nicht hier, Leo.“
„Was zur Hölle soll das denn heißen?“
„Dass er weg ist. Irgendetwas mit einem Designer und dem Büro in Miami.“
„Ist das dein Ernst?“
Hattie schluckte und nahm sich zusammen. „Leider ja.“
Leo seufzte tief. „Tut mir leid, Hattie. Ich hätte selbst nach Florida fliegen sollen, aber ich habe erst zu spät mitbekommen, was los ist.“
„Aber das ist doch nicht deine Schuld! Wahrscheinlich will Luc mir auf diese Weise einfach nur zeigen, wer in dieser Ehe die Hosen anhat. Oder er will sich rächen. Du weißt schon, wegen damals. Er ist immer noch ziemlich wütend auf mich, was man ihm ja auch nicht verübeln kann.“
„Die Krise in Miami ist echt, Hattie.“
„Das glaube ich gern“, erwiderte sie leise. „Aber du weißt genau, dass keine normale Braut so etwas mitmachen würde. Ich habe allerdings keine Wahl. Gute Nacht, Leo.“
Luc stand auf dem Balkon seines Hotelzimmers und sah aufs Meer hinaus. Mein Gott, wieso nur war er so verdammt stur? Es hatte nicht einmal eine Stunde gedauert, die Krise abzuwenden, und er hätte gleich wieder nach Key West zurückfliegen können. Zu seiner Ehefrau. Aber im letzten Augenblick hatte er dann doch entschieden, über Nacht fortzubleiben. Es war wichtig, dass Hattie begriff, wie gut er seine Leidenschaft unter Kontrolle hatte. Und er war kurz davor gewesen, vor ihr auf die Knie zu sinken und sie anzubetteln, mit ihm zu schlafen.
Zum Glück war Hattie gestern Abend so unentschlossen gewesen, dass sie ihn unbewusst davor bewahrt hatte, sich zum Idioten zu machen. Es war ein Fehler gewesen, sich von seiner Lust hinreißen zu lassen. Er hatte preisgegeben, wie sehr er Hattie noch immer begehrte. Und dieses Wissen verlieh ihr Macht.
Sie sollte ihn anbetteln, nicht andersherum!
Gegen zwei Uhr morgens fiel Hattie in einen unruhigen Schlaf. Als Marcel um neun Uhr morgens an die Tür klopfte, musste sie sich förmlich aus dem Bett quälen, um zu öffnen. Doch draußen stand nicht Marcel, sondern Leo.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie verwirrt.
Er wirkte ungewöhnlich ernst. „Darf ich reinkommen?“
Ihre Knie drohten nachzugeben. „O Gott, ist etwas mit Luc?“ Sie packte ihn am Hemd. „Bitte, Leo, sag, dass es ihm gut geht!“ Kleine gelbe Punkte begannen, vor ihren Augen zu tanzen. Dann wurde alles um sie herum schwarz.
Als sie wieder zu Bewusstsein kam, lag sie auf dem Sofa. Leo kniete neben ihr und tätschelte ihr die Hand. „Tut mir leid, dass ich dir so einen Schrecken eingejagt habe. Luc geht es bestens.“ Er sah sie anklagend an. „Du liebst ihn noch immer, oder?“
Vorsichtig setzte sie sich auf. „Selbstverständlich nicht.“
„Bist du schwanger? Bist du deswegen umgekippt?“
„Leo, verdammt noch mal. Ich hatte weder Abendessen noch Frühstück, das ist alles. Würdest du mir jetzt bitte verraten, warum du hier bist?“
Er zuckte mit den Schultern und ließ sich in einem Sessel nieder. „Ich habe nachgedacht. Auf der Hochzeit gestern hätte selbst ein Blinder mit Krückstock bemerkt, dass Luc noch starke Gefühle für dich hat.“
„Deine Fantasie ist beeindruckend.“
„Du kannst es leugnen, so lange du willst. Aber wie auch immer – es war absolut unmöglich von ihm, dich einfach so hier sitzen zu lassen.“
„Und jetzt bist du extra gekommen, um ihm den Marsch zu blasen?“
„Nein, es gibt ein paar Verträge, die er unterzeichnen muss. Und da er offenbar beschlossen hat, in den Flitterwochen zu arbeiten, dachte ich, ich komme einfach vorbei. Wir können uns ja einen schönen Tag machen, bis er zurückkommt.“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Ich dachte, ich bin hier die Böse.“
„Manchmal, ganz selten nur, kommt es vor, dass ich mich irre.“ Er musste lächeln.
„Lieb von dir. Aber ich brauche wirklich keinen Babysitter.“
„Jetzt hör schon auf und zieh deine Badesachen an. Wir können am Pool frühstücken.“
Als
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