Verlangen, das für immer brennt
Hattie wenig später in einem smaragdgrünen Badeanzug im Garten erschien, hatte Leo es sich schon am Pool gemütlich gemacht. Falls Marcel, der das Frühstück brachte, sich darüber wunderte, dass Hattie während ihrer Flitterwochen mit einem anderen als ihrem Ehemann die Zeit verbrachte, ließ er sich nichts anmerken.
Hattie und Leo plauderten, und die Zeit verging wie im Fluge. Danach streckten sie sich in der Sonne aus, und die Wärme und das leise Vogelgezwitscher machten Hattie so schläfrig, dass sie einschlief.
Nach einer Weile weckte Leo sie, indem er ihr mit dem Finger in die Seite pikte. „Hey, Prinzessin, du solltest dich langsam mal eincremen. Du wirst rot.“
Ohne die Augen zu öffnen, griff sie neben sich und reichte ihm die Sonnencreme. „Kümmerst du dich um meinen Rücken, bitte?“
Luc parkte vor der Villa, blieb aber noch für ein paar Sekunden im Wagen sitzen. Du hast alles unter Kontrolle. Du hast Hattie fest im Griff. Lass dich nur nicht wieder von deinem Verlangen überwältigen, redete er sich immer wieder ein.
Seufzend stieg er aus und wappnete sich innerlich für die bevorstehende Begegnung. Doch zu seiner Enttäuschung fand er die Suite leer vor. Er rief an der Rezeption an, um Marcel zu fragen, ob Hattie eine Nachricht hinterlassen hatte.
„Sie finden Ihre Frau am Pool. Sie hat gerade mit ihrem Begleiter gefrühstückt. Soll ich Ihnen etwas zu essen nach draußen bringen?“
„Nein, danke. Ich bin nicht hungrig“, stieß Luc hervor. Begleiter? Da war er gerade mal einen Tag lang fort, und schon hatte Hattie einen Ersatz gefunden? Kochend vor Wut, stürmte Luc in den Garten hinaus.
Hattie lag bäuchlings auf einer Liege, und ein großer Mann, der mit dem Rücken zu ihm saß, beugte sich über sie und cremte sie ein.
Verdammt noch mal, dafür würde dieser Mistkerl bezahlen!
Der Mann beugte sich vor und flüsterte Hattie etwas ins Ohr, das sie zum Lachen brachte. Von da an sah Luc rot.
Aufgebracht stürmte er bis zum Pool. „Was zur Hölle geht hier vor sich?“
Der Mann drehte sich um und warf ihm ein provozierendes Lächeln zu. Leo stand auf. „Hallo, Bruderherz. Wurde aber auch Zeit, dass du endlich mal auftauchst.“
„Was willst du denn hier? Wenn du unbedingt Flitterwochen machen willst, such dir eine eigene Ehefrau, verdammt!“
Leo lachte auf. „Tja, ich habe zufällig mitbekommen, dass du trotz deiner entzückenden Ehefrau nicht von der Arbeit lassen kannst. Und da wollte ich dir ein paar Unterlagen vorbeibringen, die dringend unterschrieben werden müssen.“
Mittlerweile war auch Hattie aufgestanden, und für einen kurzen Moment ließ Luc sich vom Anblick ihres Dekolletés ablenken. Doch dann zwang er sich, wieder seinen Bruder ins Visier zu nehmen. „Wer’s glaubt, wird selig. Verschwinde, Leo! Und Finger weg von meiner Frau!“ Es war Jahre her, dass sich die Brüder geprügelt hatten. Aber jetzt war Luc kurz davor, die Fäuste sprechen zu lassen.
Hattie legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. „Setz dich, Luc. Du bist unhöflich.“
Doch Leo musste noch einen oben draufsetzen. „Selber schuld, kleiner Bruder. Wenn du dich nicht wie ein absoluter Blödmann benommen hättest, wäre ich gar nicht hier.“
Damit brachte er das Fass zum Überlaufen. Luc stürzte sich auf seinen Bruder und versuchte, ihn zu Boden zu ringen. Doch er hatte seine Rechnung ohne Hattie gemacht. Sie packte die beiden Männer am Kragen und versuchte, sie auseinander zu zerren. „Schluss jetzt. Sofort! Ihr benehmt euch wie Kleinkinder.“
Doch Luc schüttelte ihre Hand ab. „Halt dich da raus, Hattie!“, knurrte er und rammte seine Schulter in Leos Brust. Doch der reagierte mit einem gezielten Gegenschlag, der Luc genau auf dem Solarplexus traf.
Wieder griff Hattie ein, doch diesmal versuchte sie, Luc am Rücken festzuhalten. „Das ist mein Ernst“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Hör auf damit! Er ist dein Bruder.“
„Eine unerträgliche Nervensäge ist er“, fuhr Luc sie an und schüttelte sie schwungvoll ab.
Hattie geriet ins Taumeln und ging zu Boden. Die Brüder erstarrten mitten in der Bewegung. Den Bruchteil einer Sekunde später kniete Luc neben ihr und nahm sie in die Arme. Leo sah betroffen auf die beiden herab. „Mein Gott, Hattie, ist alles in Ordnung?“, fragte Luc bestürzt.
Sie setzte sich auf und nickte. „Ja, mir geht es gut. Ich hoffe, das war euch beiden Spinnern eine Lehre. Könntet ihr euch jetzt bitte wieder
Weitere Kostenlose Bücher