Verlangen das wie Feuer brennt
höflich das Cape abnahm und sich danach erkundigte, wie die Anreise verlaufen war.
Ob das gutgeht? fragte sich Lauren und hoffte, es würde ihnen allen erspart bleiben, dass Jacqueline auf diese abrupte Art von ihrem Enkelkind erfuhr. Die Chancen standen nicht schlecht, denn Jacqueline lauschte gebannt Jasons Ausführungen über seine neue Stellung in Kalifornien. Weder er noch sie würdigten Lauren dabei eines Blickes.
Ihre Mutter war so fasziniert, dass sie sogar vergaß, mit ihrer Kette zu spielen.
Wie anders es doch war, wenn sich jemand Drittes um Jacqueline kümmerte! Leider hatte sich Laurens Vater schon lange den Problemen entzogen. Aber Lauren machte ihm keinen Vorwurf, schließlich waren ihre Eltern geschieden, und ihr Vater lebte sein eigenes Leben.
Nach fünfzehn Minuten angeregter Unterhaltung sagte Jason: „Hat mich sehr gefreut, Jacqueline, Sie kennenzulernen. Hoffentlich halten Sie mich nicht für unhöflich, aber ich bin eigens von Kalifornien hierhergekommen, um Lauren zu besuchen, und muss schon bald wieder zurückfliegen …“
Sofort erhob sich Jaqueline und warf ihr Cape über. „Ich möchte euch zwei Turteltäubchen auf keinen Fall stören.“ Sie lachte. „In diesem Fall ziehe ich mich ins Hotel Waldorf zurück, ich habe dort ein Zimmer gemietet.“
Zu Lauren sagte sie: „Wir beide essen mal gemeinsam zu Mittag, wenn Jason wieder in Kalifornien ist.“
„Ja, Mom. Wir müssen uns wirklich mal wieder unterhalten.“
Lauren atmete auf. Nun hatte sie die Chance, ihrer Mutter ein andermal in aller Ruhe von der Schwangerschaft zu berichten.
„Ich kenne ein schönes Vollwertrestaurant. Das Essen dort wird dir guttun. Dein Gesicht wirkt ein wenig aufgedunsen.“ Jaqueline legte zum Abschied die Wange an die Wange ihrer Tochter und flüsterte: „Jason ist ein feiner Kerl. Verdirb bloß nicht wieder alles!“
„Nein, Mom.“
Auf keinen Fall wollte Lauren neuerliche Ratschläge, wie sie den „Richtigen“ finden konnte, schon gar in Jasons Gegenwart. Um Ärger zu vermeiden, ließ sie auch das „aufgedunsene Gesicht“ auf sich sitzen. Hauptsache, dieser Blitzbesuch ihrer Mutter würde ohne Streit enden.
Jacqueline würde bestimmt das Baby als Vorwand nehmen, ihrer Tochter weiter die Leviten zu lesen, damit sie endlich unter die Haube kam. Ihr ungeborenes Kind für einen solchen Zweck eingespannt zu sehen, widerstrebte Lauren zutiefst.
In der Tür winkte Jacqueline noch einmal über die Schulter, drehte sich aber nicht mehr nach Lauren um, da Jason sie in den Hausflur begleitete.
Als sie weg war, stellte Lauren die Tasche auf den Boden und ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken. Sie legte die Hand auf den Bauch und spürte die Bewegungen des Babys. Es sollte für nichts als Vorwand dienen, auch nicht für einen sozialen Aufstieg!
Eine Träne lief ihr über das Gesicht.
Mit dem Handrücken wischte sie sie weg. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass sie weinte. Die Wohnungstür fiel ins Schloss, und Jason kam zurück ins Wohnzimmer.
Lauren versuchte zu lächeln. Sie wollte nicht, dass er ihre plötzlichen Tränen sah. „Ich kann dir gar nicht genug danken.“
„Wofür denn?“, fragte er, zog einen Stuhl heran und setzte sich zu Lauren an den Tisch.
„Dass du Mom in ein Gespräch verwickelt hast. Und dass du ihr gegenüber weder das Baby noch die Unterschlagung erwähnt hast.“
„Ich will einfach nur unserem Baby und uns das Leben erleichtern.“
Unserem Baby! Lauren wusste nicht, ob sie sich freuen sollte, oder ob die Angst überwog. Sie dachte an den Kuss von vorhin und begriff, dass sie jederzeit wieder in seinen Armen landen konnte. Und mit ihm im Bett. Irgendwie schaffte Jason es immer, dass sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ, und genau das war es, womit sie schwer zurechtkam.
Auch in diesem Moment spürte sie deutlich den Wunsch, seine Hand zu berühren.
„Ehrlich, du hast dich einfach großartig benommen: Du bist hierhergekommen, sobald du von dem Baby erfahren hast, hast mich zum Essen eingeladen und dich sogar mit meiner Mutter angefreundet!“
Dennoch konnte sie nicht vergessen, dass er sich vier Monate lang nicht gemeldet hatte. Nicht einmal eine E-Mail hatte er geschickt. Dabei mussten sie über jene Nacht unbedingt reden. „Du hast mich nie gefragt, wieso ich eigentlich schwanger geworden bin.“
Nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Weil das Kondom versagt hat, nehme ich an.“
Lauren dachte an den Kuss vorhin im Hausflur – und an die
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