Verlangen das wie Feuer brennt
behutsam. „Alles in Ordnung?“
Sofort richtete sie sich auf und antwortete schnell: „Ja, klar. Was soll schon sein? Es war wunderbar mit dir unter dem Sternenhimmel, und ebenso schön wird es in der Kabine werden.“
Daran zweifelte Jason bicht im Geringsten. Aber bevor er sich die gemeinsame Nacht auszumalen begann, musste er unbedingt wissen, was Lauren verstörte. Sie wirkte verspannt und abwehrend, daher setzte er sich mit einigem Sicherheitsabstand zu ihr. „Was hat dich aus der Fassung gebracht? So, wie du aussiehst, ist dir nicht nach Sex zumute.“
„Glaub mir, es ist nichts“, log sie und spielte nervös mit dem Saum des T-Shirts – ein Verhalten, das so gar nicht zu ihrer sonst so ruhigen Art passte.
„Das stimmt doch nicht“, widersprach Jason und legte beruhigend seine Hand auf ihre. „Sag es mir einfach.“
Lauren seufzte tief. Nun erst sah Jason das Handy auf dem Sofa liegen. „Meine Mutter hat angerufen.“ Wütend warf sie das Telefon in die andere Sofaecke.
Ihre Mutter? Jason erschrak, denn es war bereits nach Mitternacht. In New York musste es drei Uhr morgens sein – kein guter Zeitpunkt für einen Anruf bei der Tochter. Und schon gar nicht, wenn diese ein Baby erwartete und ihren Schlaf brauchte.
Dann begann er zu begreifen. Dass es Jacqueline nicht gut ging, wenn sie um diese Zeit zum Telefon griff, lag auf der Hand. Bisher wusste er wenig über manisch-depressive Menschen, aber er beschloss, dass sich das ändern musste.
„Lauren, hättest du doch etwas gesagt. Du weißt doch, ich helfe dir.“
Zaghaft lächelte sie. „Danke. Ich weiß dein Angebot zu schätzen, ehrlich. Aber du kannst doch nicht immer für mich ans Telefon gehen.“
„Was hat sie denn gesagt?“
„Nichts wirklich Schlimmes. Nur der Zeitpunkt …“ Lauren rückte näher zu ihm, und Jason legte vorsichtig einen Arm um ihre Schulter.
„Sie findet das Baby schlecht geplant, aber die Hochzeit an sich ist für sie in Ordnung. Obwohl sie sich daran stört, dass wir in ihren Augen wegen dem Kind geheiratet haben.“
Zärtlich strich er ihr über das Haar. „Bist du denn auch zu Wort gekommen?“
Lauren biss die Lippen aufeinander. „Sie riet mir, bei der Scheidung auf gute Bedingungen für mich zu achten, und legte auf. Danach hat sie mir per SMS die Rufnummer ihres Anwalts geschickt.“
Jason zog es vor zu schweigen, um nicht schlecht über Laurens Mutter zu reden. Am liebsten hätte er dieses Handy ins Wasser geworfen! Nach einer Weile sagte er: „War nicht gerade das, was eine frisch verheiratete Frau von ihrer Mutter hören möchte, oder?“
„Ich weiß, es klingt seltsam“, antwortete Lauren, „natürlich haben wir nicht vor, verheiratet zu bleiben. Aber mich hat es verletzt, dass ich dich offenbar einfach so abschieben soll. Außerdem hat sie mich an die halbe Million erinnert, die du mir geliehen hast – und plötzlich erschien mir das einfach nicht mehr richtig.“
Wütend boxte sie ein Sofakissen. „Ich hätte standhaft bleiben und das Geld nicht annehmen sollen, egal, ob meine Firma das übersteht oder nicht. Es war ein Fehler.“
„Warte, warte, nicht so schnell!“ Jason umfasste ihre Schultern und drehte Lauren zu sich, damit sie ihn ansah. Niemals würde er zulassen, dass sie sich solche Vorwürfe machte. Insgeheim verwünschte er Jacqueline, dass sie der gerade aufkeimenden Zuversicht ihrer Tochter derart den Garaus gemacht hatte.
„So etwas will ich nie wieder hören. Erstens wurdest du bestohlen. So etwas kommt – leider – in den besten Familien vor. Und in der Geschäftswelt auch. Zweitens sind unsere Geschicke durch das Baby für immer miteinander verbunden. Darum sollten wir zusammenhalten. Wenn ich ein Problem hätte, würde ich ja auch erwarten, dass du mir zu Hilfe kommst.“
„Hallo?“ Er berührte ihr Kinn. „Hörst du mir überhaupt zu?“
Langsam nickte sie. „Ja, ich habe zugehört. Und was du sagst, klingt gut.“
„Und drittens“, fuhr er fort, „solltest du dich einfach nicht darum kümmern, was deine Mutter denkt. Ich will nämlich nicht, dass sie dich so aus dem Gleichgewicht bringt.“
Lauren schlang die Arme um seinen Hals. „Der dritte Punkt klingt nicht ganz so vernünftig wie die beiden anderen, kommt mir vor.“
Damit hatte sie nicht ganz unrecht, und Jason musste sich eingestehen, dass er sich bis zu diesem Tag an der Meinung seines alten Herrn orientierte. „Wenn es um dich geht, bin ich nicht ganz so objektiv wie sonst.“ –
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