Verlangen das wie Feuer brennt
Absender der E-Mail: Sie kam von dem Privatdetektiv, den er beauftragt hatte.
Jason klickte die Nachricht an.
Konnte den Mann aufspüren. Geld liegt auf Konto einer Bank in der Karibik. Ermittlungen weit genug gediehen, dass Polizei eingeschaltet werden kann. Erbitte Weisungen über weiteres Vorgehen.
Er wusste, er musste Lauren die Nachricht mitteilen. Auch wenn seine Chance, sie in San Francisco zu halten, damit endgültig vertan war. Sie brauchte ihn nicht mehr. Der Fortbestand ihrer Firma war gesichert.
Für Lauren gab es keinen Grund mehr zu bleiben. Offenbar liebte Jason sie nicht, und daran würde sich, so wie es aussah, auch kaum etwas ändern.
Aus dem Fenster seines Wagens betrachtete sie die Häuser an der Straße. Noch wenige Hundert Meter bis zu seinem Zuhause, das auch ihres war, wenn auch nur für eine weitere Woche.
Sie hatte versprochen, vierzehn Tage zu bleiben, bis der Vertrag mit Mr. Prentice unter Dach und Fach war. Und sie würde ihr Versprechen halten, selbst wenn sie auf Jasons Geld nun nicht mehr angewiesen war.
Noch auf der Yacht hatte er ihr von der erfolgreichen Arbeit seines Privatdetektivs erzählt. Inzwischen war die Polizei unterwegs, um ihren Buchhalter zu verhaften. Sein nicht unerhebliches Vermögen, das er auf verschiedene Konten verteilt hatte, war eingefroren worden.
Lauren würde also auf jeden Fall ihre halbe Million zurückerhalten.
In einer Woche würde sie wieder im kalten New Yorker Winter sitzen und ihre Firma leiten. Dank Jason und dem Detektiv würde sie ihr Leben weiterführen können wie bisher. Und schon bald würde sie Jason zurückgeben, was er ihr geliehen hatte.
Im Grunde hatte sie nun alles, was sie gewollt hatte. Warum fühlte sie sich dann so leer?
Die kommende Woche in Jasons Haus würde lang werden. Und traurig. Wie hatte sie nur glauben können, der Abschied würde ihr nichts ausmachen? Mit Jason hatte sie eine intensive Zeit der körperlichen Nähe gelebt – nur war das nicht möglich ohne Beteiligung des Herzens, wie sie jetzt wusste.
Schweigend saß Jason am Steuer. Sein Duschgel roch angenehm frisch. Nicht der kühle Morgen hatte Schuld daran, dass Lauren fröstelte. Sie wollte jetzt einfach nur in ihrem Zimmer allein sein. Und Jason nicht sehen, um nicht der Versuchung zu erliegen, ihren Plan doch noch über den Haufen zu werfen.
Nein, sie würde nicht zu einem Mann ziehen, der ihr nie gesagt hatte, dass er sie liebte.
Liebe?
Ja, sie liebte ihn. Das war ihr immer klarer geworden. Aber noch immer erschrak sie allein schon vor dem Wort. Sie wusste nur zu gut, wie sehr Liebe ihre Eltern hatte leiden lassen, und wollte sich niemals selbst in eine solche Situation bringen.
Offenbar ging Jason mit Gefühlen ebenso vorsichtig um wie sie, denn er hatte ihr gegenüber nie erwähnt, dass er etwas Kompliziertes, Unbequemes … und Wunderbares empfand.
Und was, wenn sie die Chance nutzte und es ihm gestand? Vielleicht am Abend, nach dem Essen, wenn sie gemütlich vor dem Kamin saßen …
Als sie sich Jasons Haus näherten, blinzelte Lauren im hellen Licht des Morgens. Täuschte sie sich oder parkte dort eine große dunkle Limousine? An den Wagen gelehnt stand ein Mann mit schwarzen Haaren.
Kein Geringerer als Brock Maddox, Jasons Chef, wartete auf sie. Da er einen Anzug trug, ließ sich nicht sagen, ob er unterwegs zur Kirche oder zur Firma war. Wie auch immer, allein die Tatsache, dass er hier war, bedeutete vermutlich nichts Gutes.
Jason stellte seinen Wagen hinter Brocks Limousine auf der Straße ab. „Geh schon ins Haus“, sagte er zu Lauren. „Ich komme in ein paar Minuten nach.“ Dann stieg er aus. „Guten Morgen, Brock. Was gibt es denn?“
Lauren stieg ebenfalls aus und schloss die Beifahrertür. Zögernd blieb sie stehen.
Mit den Händen in den Taschen ging Brock auf Jason zu. „Mr. Prentice ist gar nicht glücklich.“
„Wovon redest du?“, fragte Jason stirnrunzelnd.
„Eure Scheinehe gefällt ihm nicht.“
Kerzengerade richtete Lauren sich auf. Auch wenn sie vorhatte, an die Ostküste zurückzukehren – eines wollte sie ganz bestimmt nicht: dass Jason seinen Job verlor.
Sie trat neben ihn und legte leicht zitternd den Arm um ihn. „Wer sagt, dass es keine echte Ehe ist?“
Etwas unschlüssig sah Brock die beiden an, als wüsste er nicht, ob er Lauren in die Unterhaltung mit einbeziehen wollte. Offenbar legte er keinen Wert darauf, ins Haus gebeten zu werden. Brock Maddox war ein distanzierter, fast gefühlskalter
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