Verlangen
es nicht.«
»Es erleichtert mich, das zu hören.«
Victoria seufzte. »Ich möchte einfach weder heute nacht noch irgendwann anders mit dir über deinen Erben sprechen, bis wir diese Sache, die zwischen uns steht, bereinigt haben.«
»Die einzige Sache, die zwischen uns steht, ist dein Stolz und deine Angst, deine Freiheit zu verlieren. Fühlst du dich besser, wenn ich dir sage, daß du nicht die einzige bist, die nicht mehr frei ist?«
Sie bedachte ihn mit einem Seitenblick. »Sprechen Sie von sich, Sir?«
»Ja.«
»Sie scheinen mir genug Freiheit zu besitzen.«
»Sieh dich doch einmal um, Vicky. Ich habe die Freiheit, die ich besaß, an dem Tag verloren, als ich Stonevale erbte. Für den Rest meines Lebens bin ich an dieses Land und an meine Verpflichtungen gegenüber unseren Nachfahren gebunden.«
»Und Sie sind ein Mann, der seine Verpflichtungen immer erfüllt, komme was wolle.« Sie sah über den Kopf ihrer Stute hinweg auf die Straße und dachte über ihre Worte nach.
»Ich werde mein möglichstes tun, Vicky, auch wenn einige
dieser Verpflichtungen nicht nach deinem Geschmack sind. Ich möchte dich jedoch daran erinnern, daß ich, selbst wenn wir miteinander streiten, immer das tue, von dem ich annehme, daß es für uns und unsere Zukunft das Beste ist. Ich setze mich nicht einfach leichtfertig über deine Wünsche und Vorstellungen hinweg.« Er lächelte. »Glaube mir, es ist viel zu anstrengend, mit dir zu kämpfen, als daß ich meine Zeit und Energie mit unwichtigen Auseinandersetzungen vergeuden würde. Ich ziehe es vor, mich deinen Wünschen zu beugen, wann immer es mir möglich ist.«
Sie war entrüstet. »Sich meinen Wünschen zu beugen? Sie denken, Sie beugen sich meinen Wünschen? Sie überschätzen sich erheblich, Graf.«
Er zeigte auf die nächtliche Umgebung. »Sieh dich um, meine Liebe. Wer von deinen anderen männlichen Bekannten würde um diese Zeit sein warmes Bett verlassen, nur um dir eine Freude zu machen?«
Sie unterdrückte ein Grinsen. Irgend etwas an ihren nächtlichen Ausflügen mit Lucas versetzte sie jedesmal in Euphorie. Im Augenblick hatte sie sogar der heiße Zorn verlassen, den sie den ganzen Tag über gehegt hatte. »Nun, was das betrifft, Graf, hatte ich keine Gelegenheit, Vergleiche anzustellen. Vielleicht würde ich ja noch ein oder zwei andere Nobelmänner finden, die bereit wären, mir eine solch kleine Freude zu bereiten, wenn ich ein wenig herumfragen würde.«
»Wenn ich dich dabei erwische, werde ich dafür sorgen, daß du mindestens eine Woche lang nicht mehr richtig auf einem Pferd sitzen kannst.«
Ihre Belustigung verflog schlagartig. »So weit ist es also mit Ihrem Langmut her, Graf.«
»Er hat seine Grenzen, Madam. Und ich fürchte, Sie müssen lernen, diese Grenzen zu respektieren.«
»Ich habe ja immer noch den Ankleidetisch, den ich weiterhin jede Nacht vor meine Tür schieben kann«, warnte Victoria.
Lucas lächelte zuversichtlich. »Der Sims vor unseren Fenstern
ist breit genug, um selbst in mondlosen Nächten als sicherer Weg zu dienen. Aber ich warne Sie, Madam, wenn Sie mich zwingen, diesen Weg bei schlechtem Wetter zu benutzen, kann ich nicht dafür garantieren, daß meine Laune bei meiner Ankunft in Ihrem Zimmer die allerbeste ist.«
»Aber Sie werden auf jeden Fall in meinem Zimmer erscheinen?«
»Darauf kannst du dich verlassen, meine Süße. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
Victoria riskierte einen weiteren Seitenblick und sah, daß er sie mit glitzernden Augen anblickte. Ihr ganzer Körper reagierte auf die unwiderstehliche Macht, die Lucas über sie hatte. Er wollte sie, und er versuchte nicht, seine Begierde zu verstecken. Dies gab ihr eine Vorstellung von ihrer eigenen Macht, und zugleich erregte es sie.
In diesem Augenblick wieherte ihr Pferd leise.
»Lucas, ich...«
»Pst.« Er zog die Zügel seines Hengstes und griff hinüber, um ihre Stute zum Anhalten zu bewegen. Sein sinnlicher Blick war höchster Wachsamkeit gewichen.
Instinktiv flüsterte sie: »Was ist los?«
»Anscheinend sind wir nicht allein hier draußen«, sagte er. »Schnell, unter die Bäume.«
Sie fragte nicht weiter. Gehorsam folgte sie ihm in den Wald neben der Straße. Im Schutz der Bäume saßen sie auf ihren Pferden und beobachteten den mondhellen Weg.
»Vor wem verstecken wir uns?« fragte sie sehr leise.
»Ich bin mir nicht sicher, aber mir fällt nur eine andere Person ein, die um Mitternacht hier auf der Straße etwas verloren
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