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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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gefährlich.
    »Ich glaube, ich habe gewonnen, Graf.« Victoria senkte ihre mit einem eleganten Handschuh bekleidete Hand und breitete ihre Karten auf dem mit grünem Flanell überzogenen Tisch aus. Sie schenkte dem Gegenspieler ihr strahlendstes Lächeln.
    »Glückwunsch, Miss Huntington. Das Glück ist heute abend offensichtlich ganz auf Ihrer Seite.« Stonevale, dessen graue Augen Victoria an durch die Dunkelheit der Nacht schwebende Geister erinnerten, schien ob seines Verlierens nicht im geringsten enttäuscht zu sein. Vielmehr wirkte er still zufrieden, als hätte ein sorgsam ausgeklügelter Plan soeben Früchte getragen. Eine Aura kühler Erwartung umgab ihn.
    »Ja, mein Glück heute abend war erstaunlich, nicht wahr?« entgegnete Victoria leise. »Man möchte beinahe vermuten, ich hätte Hilfe gehabt.«
    »Ich weigere mich, eine derartige Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Ich kann Ihnen nicht erlauben, Ihre eigene Ehre in Zweifel zu ziehen, Miss Huntington.«
    »Wie galant von Ihnen, Graf. Doch es war nicht meine Ehre, um die ich besorgt war. Ich versichere Ihnen, daß ich mir sehr wohl bewußt bin, nicht falsch gespielt zu haben.« Victoria hielt den Atem an in dem Bewußtsein, daß sie sich mit dieser Bemerkung auf sehr dünnes Eis gewagt hatte. Sie unterstellte dem Grafen damit praktisch, mit gezinkten Karten gespielt zu haben, um ihren Sieg sicherzustellen.
    Über den Tisch hinweg trafen Stonevales Augen auf die ihren und hielten sie in seinem Bann. Sein Gesicht war ausdruckslos. Beängstigend neutral, dachte Victoria mit einem leichten Schaudern. Es hätte ein Anflug von Gefühlen in diesem kühlen, grauen Blick liegen sollen. Doch sie konnte nichts in seinem Gesicht erkennen außer einer gewissen lauernden Wachsamkeit.
    »Hätten Sie wohl die Güte, diese Bemerkung zu erläutern, Miss Huntington?«
    Schnell entschloß sich Victoria zum Rückzug auf festeren Grund. »Ich bitte Sie, meinem Ausspruch keine Beachtung zu schenken, Graf. Ich bin lediglich ebenso verblüfft über mein heutiges Glück beim Kartenspiel wie Sie. Ich bin bestenfalls eine mittelmäßige Spielerin. Sie hingegen haben, wie man mir berichtete, den Ruf eines geschickten Spielers.«
    »Sie schmeicheln mir, Miss Huntington.«
    »Ich glaube nicht«, sagte Victoria. »Ich habe von dem Geschick gehört, das Sie an den Tischen von White’s und Brook’s und in gewissen anderen Clubs mit, sagen wir, weniger respektablem Ruf, hier in der Stadt unter Beweis stellen.«
    »Erheblich ausgeschmückte Berichte, denke ich. Doch Sie machen mich neugierig. Da wir uns eben zum ersten Mal begegnet sind, wo haben Sie diese Geschichten gehört?«
    Sie konnte schwerlich zugeben, daß sie ihre Freundin Annabella Lyndwood in dem Moment nach ihm gefragt hatte, als er vor zwei Stunden den Ballsaal betreten hatte. »Ich bin sicher, daß Ihnen bekannt ist, wie derartige Gerüchte kursieren, Graf.«
    »In der Tat. Doch eine Frau von Ihrer offensichtlichen Intelligenz sollte Besseres im Sinn haben, als auf Gerüchte zu hören.« Mit einer leichten, mühelosen Bewegung ordnete Stonevale die Karten zu einem übersichtlichen Stapel. Er ließ seihe elegante, schmale Hand darauf ruhen und lächelte Victora kühl an. »Nun, Miss Huntington, haben Sie sich bereits Gedanken über die Art Ihres Gewinnes gemacht?«
    Victoria beobachtete ihn argwöhnisch, unfähig, die in ihr aufwallende Erregung zu unterdrücken. Besäße sie noch etwas Verstand, sie würde das Ganze sofort und auf der Stelle beenden, sagte sie sich. Doch heute abend war es schwierig, mit der kühlen, klaren Logik zu denken, die sie für gewöhnlich in derartigen Situationen anwandte. Nie zuvor war sie jemandem wie Stonevale begegnet.
    Das Gesumme aus Unterhaltung und Gelächter in Lady Athertons Spielsalon trat in den Hintergrund, und die Musik aus dem Ballsaal erschien schwach und weit entfernt. Das riesige Londoner Haus der Athertons war angefüllt mit elegant gekleideten Mitgliedern der besseren Gesellschaft sowie mit zahllosen Bediensteten, doch Victoria hatte plötzlich das Gefühl, als sei sie völlig allein mit dem Grafen.
    »Mein Gewinn«, wiederholte Victoria langsam in dem Versuch, ihre Gedanken zu ordnen. »Ja, ich werde mir wohl etwas überlegen müssen, nicht wahr?«
    »Ich denke, als Einsatz hatten wir einen Gefallen vereinbart, nicht? Als Gewinnerin sind Sie berechtigt, mich um einen Gefallen zu bitten. Ich stehe Ihnen zu Diensten.«
    »Leider, Graf, wüßte ich momentan keinen Dienst, den

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