Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
haben könnte.«
    »Der Wegelagerer.« Victoria stockte der Atem. »Dann hat er die Region also doch nicht verlassen. Lucas, wie aufregend. Ich habe noch nie einen richtigen Wegelagerer gesehen.«
    »Dafür sollten Sie dankbar sein, Madam. Ich muß wohl mir die Schuld daran geben, daß Sie jetzt vielleicht einen zu Gesicht bekommen.«
    Victoria hörte entferntes Hufgeklappere. Kurz darauf kam eine dunkle Gestalt auf einem Ackergaul herangeritten. Der Wegelagerer trug einen zerlumpten schwarzen Umhang. Sein Gesicht war mit einem Schal verhüllt.
    Als er den Weg heruntergeritten kam, bemerkte Victoria, daß er seinem Pferd ungeduldig in die Flanken trat. Die aufgeregte Stimme des Reiters drang deutlich durch die Nachtluft.
    »Los, beeil dich, du blöder Gaul. Meinste, wir hätten die ganze Nacht Zeit? Die Kutsche kann jede Minute kommen. Beweg dich, du fettes Mistvieh.«
    Das Pferd trottete gemütlich weiter, bis der Reiter es seitlich in den Wald auf der gegenüberliegenden Straßenseite führte.
    Victoria stellte fest, daß sie und Lucas auf dieser Seite des Weges in der Falle saßen. Sie konnten sich nicht auf die Straße hinauswagen, ehe der Wegelagerer geruhte, die Örtlichkeit zu verlassen. Neben ihr glaubte sie Lucas leise fluchen zu hören. Bevor sie ihn jedoch fragen konnte, was er zu tun gedachte, wurde die Stille von ratternden Kutschenrädern unterbrochen.
    Anscheinend würden sie Zeugen der jüngsten Unternehmung des Straßenräubers.
    Ein paar Sekunden später kam die Kutsche, ein altes, klappriges Gefährt, das von zwei ebenso altersschwachen Pferden gezogen wurde, um die Kurve.
    Der Wegelagerer trieb sein Pferd aus dem Wald heraus mitten auf die Straße. Er zog eine riesige Pistole.
    »Halt«, schrie er laut. »Bleibt stehn und ergebt euch.«
    Der Kutscher schrie überrascht auf, zog die Zügel und brachte die Pferde zum Stehen.
    »Aber hallo«, rief er beklommen. »Was soll das denn heißen?«
    »Haste doch gehört, Mann. Sag den Passagieren, daß sie aussteigen und alles rausrücken solln, oder ’s passiert was.«
    Lucas seufzte. »Nun, ich fürchte, derartigen Unfug können wir hier nicht dulden. Bleib wo du bist, Vicky. Rühr dich nicht vom Fleck, bis ich dich rufe. Verstanden?«
    Ihr wurde klar, daß er vorhatte, den Überfall zu beenden. »Ich kann dir doch helfen.«
    »Das wirst du nicht tun. Beweg dich nicht von der Stelle. Das ist ein Befehl, Vicky.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog er eine Pistole hervor, ritt hinaus auf den Weg und näherte sich von hinten dem Wegelagerer.

15
    »Genug jetzt. Gib mir die Pistole, bevor jemand zu Schaden kommt, Junge.«
    Lucas sprach in dem erstaunlich ruhigen und doch überwältigenden Befehlston, den er zwar selten, aber immer mit großer Wirkung anwandte. Auf jeden Fall erzwang dieser Ton sofortigen Gehorsam. Victoria mußte sich eingestehen, daß sie beeindruckt war.
    Der Räuber fuhr im Sattel herum. »Was zum Teufel...? Verdammt, wer sin Sie? Das is meine Kutsche. Suchen Se sich ’ne andere Beute. Ich hab bestimmt nich vor, mit jemand wie Ihnen zu teilen.«
    »Du verstehst mich falsch, Junge. Ich will die Kutsche nicht. Ich arbeite auf einem gänzlich anderen Gebiet. Und nun gib mir die Pistole.«
    »Wer sin Sie?« Die Stimme des Wegelagerers zitterte plötzlich. »Wer sin Sie, Mister? Sie sin doch wohl nich der Geist, von dem sie gesagt ham, daß er zurückgekommen is? Das is unmöglich.«
    »Die Pistole, bitte.« Lucas verschärfte seinen Ton ein wenig, 308 und umgehend wurde die Waffe in seine ausgestreckte Hand gelegt. »So ist es vernünftig, Junge. Und jetzt kümmern wir uns um die Passagiere.«
    In diesem Augenblick sah der Kutscher, der zweifellos den Eindruck hatte, es plötzlich mit zwei Banditen zu tun zu haben, seine Chance, sprang vom Kutschbock und rannte ins Gebüsch.
    Ein spitzer Schrei ertönte aus dem Inneren der Kutsche, als einer der weiblichen Fahrgäste bemerkte, daß der Kutscher sein Gespann einfach im Stich ließ.
    Dieser Verzweiflungsschrei schreckte die Pferde auf, und mit wild flatternden Zügeln stürzten sie los.
    »Verdammt.« Vergeblich versuchte Lucas, eines der Pferde zu erwischen, als die Kutsche an ihm vorbeiraste.
    Der Wegelagerer sah eine Möglichkeit zu entkommen, und trat seinem plumpen Gaul kräftig in die Flanken. Das Pferd bäumte sich erschreckt auf und raste dann im Galopp den Weg hinab, genau in entgegengesetzter Richtung der Kutsche.
    Ein weiterer Schrei ertönte durch das offene Fenster des Gefährts.

Weitere Kostenlose Bücher