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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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erfolgreicher Wiederbelebungsversuch in sämtlichen Zeitschriften und Zeitungen beschrieben worden wäre.«
    »Vielleicht nicht, wenn derjenige, der den Versuch durchgeführt hat, für sein Schweigen bezahlt wird.«
    Langsam erkannte Lucas, wie verängstigt sie war. Ohne weitere Fragen zu stellen, griff er nach dem Papierstapel auf ihrem Schreibtisch. Die Briefe von Annabella und Lady Nettleship legte er beiseite. Ein kurzer Blick auf die Broschüre und den Zeitungsausschnitt über verschwundene Leichen und Wiederbelebungsversuche genügten.
    »Interessant, aber ich sehe keine Berichte über erfolgreiche Versuche. Woher hast du diese beiden Sachen?« Er zeigte auf die Broschüre und den Artikel.
    »Sie wurden mir geschickt. Sie waren in dem dritten Umschlag, den ich beim Frühstück geöffnet habe. Zusammen mit dem hier.« Victoria gab ihm die kurze Nachricht.
    Lucas überflog sie eilig. Nur mit Mühe konnte er seine Wut unterdrücken. »Madam: Angesichts Ihres Interesses an wissenschaftlichen Studien sende ich Ihnen die beigefügten Artikel. Es scheint, als seien die Toten nicht immer auf ewig tot. Unterzeichnet >W.<.« Erbost warf er die Nachricht auf den Tisch. »Verdammter Hundesohn.«
    »Lucas, er ist es, es ist wieder dieses >W<, dasselbe wie auf dem Halstuch und der Tabaksdose.« Victoria bemühte sich, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    Lucas erkannte die Angst- und Schocksymptome. Er bemühte sich, seine Stimme ruhig klingen zu lassen, als spräche er kurz vor einer Schlacht mit einem mutigen, aber verängstigten jungen Soldaten. »Beruhige dich, Vicky. Dies alles hier ist jetzt weit genug gegangen. Ich werde Schritte unternehmen, um herauszufinden, wer hinter dieser Angelegenheit steckt, und ich werde der Sache ein Ende machen.«
    Ihr hübscher Mund zitterte. »Ich weiß, wer dahinter steckt. Samuel Whitlock. Der Mann, der meine Mutter getötet hat. Er ist zurückgekommen, Lucas. Irgendwie ist er von den Toten auferstanden, um mich umzubringen oder mich genauso in den Tod zu treiben wie ich -« Sie brach ab und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. »O Gott. O Gott.«
    Lucas erhob sich und zog sie an sich. Zitternd gab sie sich seiner schützenden Umarmung hin. Während er ihr sanft und beruhigend über den Rücken strich, wurde er erneut von heißem Zorn gepackt.
    Schließlich erstarb das Zittern, das Victorias Körper erfüllte, und langsam löste sie sich aus seinen Armen, um ein Taschentuch von ihrem Ankleidetisch zu nehmen.
    »Du mußt denken, ich sei eine dumme kleine Närrin, daß ich an Dinge wie die Wiedererweckung von Toten glaube«, flüsterte sie, während sie ihm den Rücken zuwandte und sich die Augen abtupfte.
    »Ich denke«, sagte Lucas, »daß du sehr verängstigt bist und daß jemand genau das angestrebt hat.« Er betrachtete ihr Gesicht im Spiegel über dem Ankleidetisch. »Wer könnte ein Interesse an so etwas haben, Vicky?«
    »Das habe ich eben bereits gesagt. Samuel Whitlock.«
    »Nein, meine Liebe, nicht Samuel Whitlock. Er ist tot. Die Unterschrift unter der Nachricht hat dich so entsetzt, daß du einfach nicht mehr logisch nachgedacht hast.«
    »Er muß es sein.« Sie wirbelte herum. »Siehst du das denn nicht, Lucas? Er ist nicht tot. Entweder ist er in jener Nacht am Fuße der Treppe nicht wirklich gestorben oder irgend jemand hat ihn mit Hilfe einer Elektrizitätsmaschine wieder zum Leben erweckt. Auf die eine oder andere Art ist er zurückgekommen, um mich zu verfolgen. Whitlock ist der einzige Mensch, der einen möglichen Grund haben könnte, solch fürchterliche Rache zu nehmen.«
    Lucas betrachtete sie aufmerksam. »Das bringt mich auf eine interessante Frage. Aus welchem Grund sollte er sich denn an dir rächen wollen?«
    Victorias Blick wurde von unendlicher Trauer umwölkt. »Lucas, das kann ich dir nicht sagen. Wenn ich es täte, wärst du so von Abscheu vor mir erfüllt, daß du es nicht länger ertragen könntest, mich auch nur anzusehen.«
    Lucas mußte widerwillig grinsen. »Eine solche Bemerkung zwingt dich erst recht, mir endlich die ganze Wahrheit zu sagen. Wenn du es nicht tust, werde ich vor lauter Neugierde sterben.«
    »Das ist kein Spaß. Lucas, du hast keine Ahnung von dem, was ich getan habe.«
    Er ging zu ihr hinüber und zog ihren steifen Körper erneut in seine Arme. »Ich versichere dir, es ist höchst unwahrscheinlich, daß du mir irgend etwas über dich erzählen kannst, das es mir unmöglich machen würde, deinen Anblick noch länger zu ertragen.

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