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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Hilfe. Es ist mir gleich, ob ich diese Frau jemals in meinem Leben wiedersehe. Ich werde nicht nach London fahren, wenn ich dort einen Ball besuchen muß, den sie uns zu Ehren veranstaltet. Das ist undenkbar.«
    Lucas ging hinüber zu ihrem Stuhl, beugte sich hinab und küßte ihren Lockenkopf. »Meine Liebe, du reagierst deutlich zu empfindlich. Die Vorstellung, Jessica uns zu Ehren einen Empfang geben zu lassen, erscheint mir durchaus vernünftig.«
    »Das ist das Unvernünftigste, was ich jemals gehört habe.«
    »Wir werden die Angelegenheit später besprechen, wenn du dich beruhigt hast. Jetzt muß ich gehen. Der Pfarrer wird in Kürze erscheinen.«
    »Ich werde meine Meinung nicht ändern, Lucas. Ich warne dich.« Sie blickte ihm nach, als er den Frühstücksraum verließ, und dann, als sie sich etwas abgeregt hatte, griff sie nach dem dritten Brief. Sie betrachtete ihn neugierig, doch sie erkannte weder die Handschrift noch das Siegel.
    Ungeduldig öffnete sie das Kuvert. Eine Broschüre, ein Zeitungsausschnitt und eine Nachricht fielen heraus. Die extrem kurze Nachricht war nicht unterschrieben.
    Madam: Angesichts Ihres Interesses an wissenschaftlichen Studien sende ich Ihnen die beigefügten Artikel. Es scheint, als seien die Toten nicht immer auf ewig tot.
    Die Nachricht war mit einem einzigen Buchstaben unterzeichnet, einem »W«.
    Mit zunehmendem Entsetzen nahm Victoria die Broschüre und las die Überschrift: »Über die Verwendung von Elektrizität zur Wiederbelebung der Toten.«
    Der Zeitungsartikel enthielt eine detaillierte Beschreibung der Hebung eines Sarges, der, wie sich herausstellte, leer war. Der Diebstahl der Leiche schien das Werk eines Rings von Leichenräubern zu sein, die die Medizinischen Fakultäten mit toten Körpern versorgten. Es gab jedoch auch Spekulationen, denen zufolge die Leiche von einer Gruppe von Wissenschaftlern für Experimente mit Elektrizität erstanden wurde. Die Behörden waren ratlos.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben stand Victoria kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Sie nickte dem Pagen zu, ihr schnell Kaffee nachzuschenken. Die dunkle Brühe schien in Zeitlupe aus der | Kanne in die Tasse zu rinnen.
    Da sie ihren zitternden Händen nicht traute, hob Victoria die feine Porzellantasse mit größter Vorsicht an ihre Lippen und leerte sie mit einem Schluck. Das Schwindelgefühl legte sich.
    Als sie meinte, sich wieder bewegen zu können ohne zusammenzubrechen, erhob Victoria sich, sammelte die Umschläge samt Inhalt ein und begab sich nach oben auf ihr Zimmer.
    Lucas war bester Laune, als er sich durch die Eingangshalle in die Bibliothek begab. Zufrieden sah er sich um.
    Stonevale unterschied sich inzwischen deutlich von dem Platz, den er geerbt hatte. Feines Holz glänzte unter der Politur. Die verblichenen Vorhänge waren gestopft oder erneuert worden. Die alten Teppiche waren gereinigt worden, so daß ihre wunderschönen Muster zu erkennen waren, und die Fenster blitzten in der Morgensonne.
    Das Haus verfügte wieder über ausreichend Bedienstete, und die Routine des Alltags hatte Einzug gehalten. Die Pagen trugen
    stolz ihre neuen Livreen, und die Mahlzeiten, die serviert wurden, waren frisch und gut zubereitet.
    Durch das Fenster der Bibliothek konnte Lucas sehen, welche Fortschritte die Gärtner unter Victorias Anleitung machten. Das kleine Gewächshaus, das sie bestellt hatte, würde bald fertiggestellt sein. Mehrere Schalen mit ungewöhnlichen Pflanzen wurden aus London erwartet.
    Lucas wußte, daß die gesamten Veränderungen im Haus und in den Gärten das direkte Ergebnis der Zeit und Mühe waren, die Victoria investiert hatte. Ihr Geld allein hätte niemals das Wunder bewirkt, Stonevale zu einem Heim zu machen. Diese Aufgabe erforderte die Anstrengungen einer Frau.
    Sie hatte etwas unendlich Wertvolleres als ihre Erbschaft in diese Ehe eingebracht. Sie hatte sich selbst mit ihrem natürlichen Enthusiasmus, ihrer Intelligenz und ihrer Großzügigkeit eingebracht. Die Bediensteten und die Pächter beteten sie an. Die Dorfbewohner waren stolz, daß sie gern in ihren Läden einkaufte. Die Tatsache, daß die Rechnungen der Händler immer umgehend beglichen wurden, blieb ebenfalls nicht unbemerkt. Die Qualität der im Dorf erhältlichen Waren hatte sich bereits merklich verbessert.
    Er hatte eine gute Wahl getroffen, sagte sich Lucas, als er den Garten betrachtete. Er hatte fast alles, was er sich von einer Ehefrau wünschen konnte, tagsüber eine intelligente Lady,

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