Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
machte sie einen Schritt zurück, als er vor ihr auf den Rasen sprang. Sie beobachtete, daß er, um nicht zu stolpern, sein Gewicht auf das rechte Bein verlagerte.
    »Graf«, zischte sie. »Sie sollten zur Kutsche zurückkehren. Die Lyndwoods werden bereits warten.«
    »Zunächst habe ich Ihnen noch ein oder zwei Dinge zu sagen.« Er stand inmitten des duftenden, dunklen Gartens, eine große, schlanke, bedrohliche Gestalt, so dunkel und gefährlich wie die Nacht.
    Victoria nahm all ihren Mut zusammen. »Ich muß sagen, daß ich nicht den geringsten Wunsch nach einer Strafpredigt wegen der heutigen Geschehnisse verspüre. Es ist mir durchaus bewußt, daß keiner von uns in Gefahr gekommen wäre, wenn ich nicht darauf bestanden hätte, auf den Jahrmarkt zu gehen.«
    »Da haben Sie recht, Miss Huntington.«
    Die völlig Gefühllosigkeit in seiner Stimme war weit schlimmer, als Schelte es gewesen wäre. Doch plötzlich erinnerte sich Victoria daran, wie er sie in der Gasse verteidigt hatte. Spontan berührte sie seinen Arm.
    »Ich weiß, ich stehe tief in Ihrer Schuld, Graf, doch ich muß ehrlich sagen, daß ich mich bis zu dem Moment, als die Menge in Aufruhr geriet, sehr gut amüsiert habe. Ich erinnere mich nicht, einen Ausflug jemals so genossen zu haben.«
    Als sie keine Antwort erhielt, atmete sie tief ein und fuhr fort: »Des weiteren möchte ich Sie wissen lassen, Graf, daß Sie wunderbar waren. Ein Fels in der Brandung, wie man sagt. Sie haben uns von dem Gesindel befreit, und ich versichere Ihnen, daß ich niemals vergessen werde, wie Sie mit diesen beiden Straßenräubern fertiggeworden sind. Dafür danke ich Ihnen.«
    »Ihr Dank«, wiederholte er in nachdenklich kühlem Ton. »Ich bin nicht sicher, daß mir dies unter diesen Umständen als Lohn genügt.«
    Victoria sah zu ihm hinauf. Plötzlich bemerkte sie, daß Tante Cleos botanischer Garten zu dieser Stunde ein sehr dunkler und einsamer Ort war. Während eines schrecklichen Augenblickes fragte sie sich, ob Stonevale die Beherrschung verlieren würde und was sie in diesem Fall tun sollte. Etwas verspätet machte sie einen Schritt zurück.
    »Graf?«
    »Nein«, sagte er, als habe er sich entschieden. »Ihr dürftiger Dank ist nicht genug für das, was ich durchgemacht habe und für das, was ich zweifellos noch werde ertragen müssen.«
    Ohne jegliche Vorwarnung umfaßten Lucas’ Hände plötzlich ihre Schultern, und mit einer heftigen Bewegung hatte er sie mit dem Rücken gegen die Gartenmauer gedrängt.
    Ehe Victoria reagieren konnte, kam Lucas ihr näher, so nahe, daß sie seine harte unnachgiebige Gestalt bis auf die Haut spürte.
    Lucas’ Stiefel drängte zwischen ihre Beine. Für einen Moment erstarrte Victoria, gehalten von der Wärme seines muskulösen Schenkels an ihrer Seite. Ihre Augen weiteten sich im Mondlicht, als sie hinaufsah in Stonevales scharf geschnittenes Gesicht.
    »Sie sind ein hitzköpfiger, leichtfertiger Wildfang, der dringend der Zähmung bedarf. Wenn ich noch einen Funken Verstand besäße, würde ich das auf der Stelle beenden«, flüsterte Lucas mit heiserer Stimme.
    Victoria befeuchtete ihre trockenen Lippen. »Was beenden, Graf?«
    »Das.« Sein Mund näherte sich dem ihren mit einer glühenden, räuberischen Hitze, die ihr endlich das volle Ausmaß seiner gefährlichen Stimmung zeigte.
    Auf seinen Ärger war sie gefaßt gewesen, doch nichts hätte sie auf die männliche Erregung vorbereiten können, die sich nun mit brennender Leidenschaft über ihr ergoß.
    Stonevale wollte sie.
    Einen Augenblick lang war Victoria über diesen sinnlichen Angriff verblüfft. Sie war zwar zuvor ein paarmal von wagemutigen oder verzweifelten Freiern geküßt worden, und ein- oder zweimal, da ihre eigene Neugierde die Oberhand gewonnen hatte. Doch nie zuvor hatte sie einen derart rauhen, tiefen, fordernden Kuß bekommen wie den, der sie jetzt gefangenhielt.
    Sie zitterte, und ihre Finger krallten sich in Lucas’ Oberarme. Er antwortete mit einem heiseren Stöhnen, und dann stieß er sie gegen den Efeu, wobei sein Schenkel ihre Beine weiter öffnete. Victoria spürte das leichte Stechen der Ranken. Tief sog sie den Geruch der zerdrückten Blätter sowie den Moschusduft von Lucas’ Körper ein. Ihr Kopf schwirrte, als würde sie über eine Tanzfläche gewirbelt.
    Als sie Lucas’ Zunge spürte, die über ihre Unterlippe strich, öffnete sie ihm ihren Mund in derselben instinktiven, bedingungslosen Art, in der sie ihm zuvor in die Sicherheit

Weitere Kostenlose Bücher