Verlangen
ihm näherte. Ihre Größe und ihr leuchtend gelbes Seidenkleid machten es leicht, sie im Auge zu behalten. Sie sah lebendig, königlich und beinahe unerträglich aufreizend aus heute abend. Natürlich war das Kleid mal wieder viel zu tief ausgeschnitten. All ihre Kleider schienen zu tief geschnitten zu sein. Dieses eine weckte in ihm das Bedürfnis, sie an sich zu ziehen, mit ihr in die Gärten zu gehen und das knappe Bustier über ihre Hüften zu streifen. Ihre Brüste waren eine Quelle beständiger Freude für ihn; hoch, sanft geschwungen und gerade passend, um in seinen Händen zu ruhen.
Während sie auf dem Weg zu ihm ab und zu stehenblieb, um ein paar freundliche Worte mit Bekannten zu wechseln, erinnerte er sich an die heiße Feuchtigkeit, die seine Finger letztens in der Kutsche gespürt hatten. Bei dem Gedanken straffte sich sein Körper. Die Eroberung seiner reichen Erbin war ein höchst anstrengendes Unternehmen.
Er wurde es leid, sich selbst zu versagen, was Victoria ihm bereit war zu geben.
Doch bei dieser besonderen Frau war Strategie das Wichtigste, und selbst ihr erster Höhepunkt, den sie bebend in seinen Armen erlebt hatte, war das Ergebnis sorgfältiger Planung gewesen. Nur indem er sich zwang, strategisch vorzugehen, konnte Lucas sein eigenes wildes Drängen bezähmen. Er war sich jedoch sicher, daß er nicht allzu viele dieser »Experimente« durchhalten würde.
Er grinste leicht, als er sah, wie Victoria stehenblieb und Jessica Atherton einen kritischen, abschätzenden Blick zuwarf. Dann sah er, wie sie ein verbindliches Lächeln aufsetzte und weiterschritt. Neben ihm sprach Jessica Atherton in vertraulichem Ton weiter.
»Weißt du, Lucas, ich mache mir einige Gedanken darüber, ob Victoria die passende Frau für dich ist. Sie verfügt zwar über hervorragende gesellschaftliche Verbindungen und über ein beachtliches Vermögen, aber ich denke nicht, daß sie besonders leicht zu bändigen sein wird.«
»Mach dir keine Sorgen, Jessica. Ich glaube, ich werde mit Miss Huntington durchaus fertig.« Lucas neigte den Kopf in Richtung von Victoria und begrüßte sie gelassen. »Guten Abend, Miss Huntington. Welch ein Zufall, Sie heute abend hier bei den Rydleys anzutreffen. Ist Ihre Frau Tante auch da?« Er bemerkte, wie sich Jessica neben ihm aufrichtete und verstummte.«
»Na, natürlich«, entgegnete Victoria. »Sie unterhält sich gerade mit Lady Rydley. Guten Abend, Jessica. Was für ein bezauberndes Kleid. Ich nehme an, Sie sind wohlauf?«
Jessica wandte sich ihr zu und lächelte huldvoll. »Es geht mir sehr gut, danke. Und Ihnen?«
»Ich fürchte, ich war etwas indisponiert während der letzten ein oder zwei Tage«, erwiderte Victoria mit einem warnenden Blick zu Lucas.
»Es tut mir leid, das zu hören«, sagte Jessica.
»Oh, es handelte sich glücklicherweise um nichts Ernsthaftes. Nur ein leichtes Verdauungsproblem. Ich fürchte, mein Appetit hängt häufig von meiner Stimmung ab, und ich muß gestehen, daß ich in der letzten Zeit nicht gerade allerbester Laune war. Schlägt Ihnen schlechte Laune auch auf den Magen, Jessica?«
»Ja, tatsächlich. Es ist nicht ungewöhnlich, daß ich völlig den Appetit verliere, wenn ich Kummer habe. Außerdem leide ich regelmäßig unter Migräne«, pflichtete Jessica ihr bei.
»Genau. Sie sind immer so verständnisvoll, Jessica. So empfindsam. Im Gegensatz zu manchen anderen Menschen«, lächelte Victoria mit einem boshaften Seitenblick auf Lucas.
Es gelang Lucas, so zu tun, als würde er nichts bemerken. »Ich hoffe, Sie fühlen sich inzwischen besser, Miss Huntington.«
»Oh, ich werde mich sofort besser fühlen, sobald ich die Gelegenheit habe, eine kleine Angelegenheit zu klären, die mich in letzter Zeit beschäftigt hat.«
»Ich weiß, was Sie meinen«, sprang ihr Jessica hilfreich zur Seite. »Die Verdauung bessert sich oft schlagartig, sobald man seinen Seelenfrieden wiederfindet.«
»Wie wahr.« Victorias Lächeln strahlte heller als die Sonne. Sie richtete es direkt auf Lucas. »Lord Stonevale, ich frage mich, ob ich kurz mit Ihnen sprechen könnte.«
»Selbstverständlich stehe ich Ihnen zu Diensten, Miss Huntington.«
Doch er machte keinerlei Anstalten, sie außer Hörweite von Jessica zu begleiten. Statt dessen nippte er erneut genüßlich an seinem Champagnerglas. »Worüber möchten Sie mit mir sprechen?«
Victoria räusperte sich bedeutungsvoll und sah zu Jessica hinüber. »Nur eine Kleinigkeit, Graf. Es betrifft einen
Weitere Kostenlose Bücher