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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Offerten.«
    »Wer garantiert mir denn, daß sie tatsächlich noch Jungfrau ist?« schrie ein anderer. »Ich riskiere fünfzig Pfund und keinen Schilling mehr.«
    »Interessant«, erwiderte die Alte, »aber nicht annähernd genug. Los, ich erwarte mehr von Ihnen. Sie geben ja für ein Pferd mehr aus.«
    »Ja, auf einem Pferd kann ich auch länger reiten als auf ’ner Jungfrau«, wieherte ein dritter.
    »Unsinn. Auf unserer Molly läßt es sich hervorragend reiten, nicht wahr, Molly?« Mit gespielter Zuneigung strich die Matrone Molly über die blonden Haare. Das Mädchen erschauderte.
    »Achtzig Pfund, für mehr ist sie nicht hübsch genug. Und ich will mein Geld zurück, wenn Sie mich wegen ihres Zustandes belogen haben.«
    Molly begann zu schluchzen, woraufhin das Gelächter im Raum noch mehr anschwoll. Victoria sah das Mädchen an. Hoffentlich blieb sie stark, bis Victoria sie erlösen konnte.
    Die Angebote stiegen zwar, jedoch nicht in sonderliche Höhen. Die geizigen Offerten bestätigten Victorias Vermutung. Nicht jeder im Raum war überzeugt, daß Molly eine große Summe wert war, und außerdem waren heute nacht keine besonders wohlhabenden Gäste anwesend. Reiche Männer zogen es vor, eine Geliebte zu unterhalten. In Etablissements wie dieses hier verirrten sie sich höchstens des gelegentlichen Vergnügens wegen.
    Victoria wartete noch ein paar Minuten, bis die Angebote neunzig Pfund erreicht hatten. Dann hob sie lässig die Hand hinter dem Paravent. »Dreihundert Pfund.«
    Lucas stöhnte.
    Die mittelalterliche Frau verbeugte sich in Richtung des Paravents. »Nun, Sir, wer immer Sie sind, Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack. Hervorragend. Ich glaube, die kleine Molly steht heute nacht ganz zu Ihrer Verfügung.« Sie tätschelte die Hand des jungen Mädchens. »Was für ein Glück du hast, meine Liebe. So ein netter, diskreter Gentleman. Lauf los, und mach bloß kein Theater, sonst setzt’s was.«
    »Sie haben gar keine dreihundert Pfund bei sich«, erinnerte Lucas Victoria knurrend. »Und Sie können der alten Hexe wohl kaum einen Schuldschein geben, oder? Sie würde dann erkennen, wer Sie sind.«
    Victoria blinzelte. »Sie haben vollkommen recht. Also werden Sie die Frau bezahlen müssen. Sagen Sie, es sei in meinem Namen, da ich sehr zurückhaltend bin. Beeilen Sie sich, Lucas.«
    »Zum Teufel, Victoria«, murmelte Lucas, während er sich langsam erhob. »Denken Sie bloß nicht, ich würde das Geld nicht zurückfordern.«
    »Ich versichere Ihnen, ich verfüge über ausreichende finanzielle Mittel«, sagte Victoria unerbittlich.
    Er stand auf und begab sich hinüber zu der Bordellbesitzerin, wobei er die obszönen Rufe und saftigen Kommentare der Umstehenden ignorierte. Als er die Mitte des Raumes erreichte, gab er Molly einen sanften Stoß in Richtung des Paravents. »Los, Mädchen, beweg dich.«
    Molly sah ängstlich zu ihm auf, bevor sie automatisch auf den Befehlston reagierte. Sie ging durch die lachende Menge hin zu Victoria.
    »Los jetzt, alles wird gut werden«, flüsterte Victoria, als sie die zitternde Hand des Mädchens ergriff und sie zur Tür führte, wobei sie ihren Hut so tief wie möglich ins Gesicht zog. Dann schob sie Molly in die Eingangshalle.
    Molly war viel zu verängstigt, um zu protestieren. Vielleicht erschien ihr die Alternative, in die Dunkelheit der Nacht geführt zu werden, weniger bedrohlich als die Räume oben. Das Mädchen stolperte leicht. Zweifellos hatte man ihr zuvor einige Gläser Wein oder ein Opiumgebräu eingeflößt.
    »So, so, und wo woll’n Sie mit der Neuen hin? Es ist nicht gestattet, die Ware mit aus dem Haus zu nehmen.« Ein riesiger, grobgesichtiger Mann stellte sich Victoria in den Weg. Er sollte wohl der Butler des Etablissements sein, aber Victoria konnte sehen, daß er auch noch eine andere Aufgabe hatte.
    »Meinen Spazierstock, bitte«, sagte sie in gebieterischem Ton.
    »Ich hab’ gerade gesagt, daß Sie das Mädchen nicht mit aus dem Haus nehmen können«, tobte er.
    »Ich werde sie nicht von Ihrem Grundstück entfernen«, sagte Victoria gelangweilt. Sie erinnerte sich an das, was eine der Prostituierten über Ruten und Peitschen gesagt hatte. »Ich habe jedoch bestimmte Vorlieben. Und ich habe festgestellt, daß mein Spazierstock für meine Zwecke höchst geeignet ist. Er hat genau das richtige Gewicht und die geeignete Größe, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Die kleine Molly unterdrückte einen Schrei, aber der Hüne schien

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