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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Flaschen?«
    »Flaschen«, gab Ferdie zerknirscht zu. »Zumindest konnte ich nicht wissen, welchen Ruf Duddingstone hat. Anschließend ist mir zu Ohren gekommen, daß kein Ehrenmann mit ihm Karten spielt.«
    »Kein intelligenter Mann spielt mit ihm Karten«, verbesserte Lucas. »Ich bin froh, daß Sie nun über ihn Bescheid wissen. Ich werde Sie jetzt nicht mit einem Vortrag über Ihre Verpflichtungen gegenüber Ihrem Namen und Ihren Gütern langweilen, ich möchte Sie jedoch bitten, es sich zweimal zu überlegen, bevor Sie es nochmals riskieren, mehr bei einem Kartenspiel mit irgend jemandem zu verlieren als Sie sich leisten können, sei es nun ein Ehrenmann oder nicht.«
    Merivale grinste. »Sind Sie sich sicher, daß Sie mich nicht mit einem Vortrag langweilen wollen? Vollkommen unnötig. Ich schwöre, meine Mutter hat mir bereits drei oder vier gehalten.«
    Lucas grinste. »Entschuldigung. Ich fürchte, ich war zu lange beim Militär. Man gewöhnt sich daran, unerfahrenen Offizieren die Leviten zu lesen. Und ersparen Sie mir Ihren Dank. Um ehrlich zu sein, ich hatte gar nicht die Absicht, Ihnen an dem Abend zu Hilfe zu kommen. Ich hatte eigentlich ganz andere Dinge im Kopf.«
    »Weshalb haben Sie sich dann die Mühe gemacht, Sir?«
    »Meine, äh, Begleitung hatte Mitleid mit Ihnen und drängte mich, etwas zu unternehmen. Ich bin dem Wunsch nachgekommen. Das war alles.«
    »Das glaube ich nicht einen Moment lang, Sir. Sie waren freundlich genug, mich aus einer Situation zu befreien, in der ich hätte erhebliche Verluste erleiden können, und ich möchte, daß Sie wissen, daß ich tief in Ihrer Schuld stehe.« Ferdie Merivale verbeugte sich leicht und ging zurück zu seinen Freunden an die Bar.
    Lucas schüttelte leicht verwundert den Kopf. Victoria hatte recht gehabt. Ferdie Merivale war schließlich gar kein so übler Bursche. Wenn er sich so weiterentwickelte, würde er eines Tages wohl seinem Titel und seiner Familie alle Ehre machen.
    Dennoch konnte nichts die Tatsache vergessen machen, daß Victoria, nur weil er damit beschäftigt gewesen war, Merivale in eine Kutsche zu verfrachten, beinahe überfahren worden wäre. Jedesmal, wenn er sich an die schreckliche Szene erinnerte, erschauderte Lucas.
    Ärgerlich schüttelte er die Kälte ab. Er hatte heute nacht zu tun. Er nahm eine Flasche Bordeaux und durchquerte den Raum, um zu sehen, wer am Spieltisch saß. Er mußte dringend seine finanziellen Reserven aufstocken. Es kostete erschreckende Summen, sich in Victorias Kreisen zu bewegen.
    Das wirklich Lästige an diesem Werben war, daß das Geld, das er aus Tarnzwecken in das gesellschaftliche Drum und Dran investieren mußte, nicht in die ausgedörrten Ländereien von Stonevale fließen konnte.
    Lucas tröstete sich mit dem Gedanken, daß ein gewisser Einsatz manchmal unvermeidbar war, wenn man gewinnen wollte.
    Schnell fand er, was er suchte - eine Whistrunde, bei der die Einsätze hoch genug waren, um seine momentanen finanziellen Bedürfnisse zu befriedigen. Umgehend wurde er aufgefordert, Platz zu nehmen. Er setzte sich und stellte die Flasche auf den Tisch.
    Tatsächlich würde er heute abend nur sehr mäßig trinken. Er hatte bereits vor langer Zeit gelernt, daß ihm ein klarer Kopf einen beachtlichen Vorteil gegenüber seinen Mitspielern ver-schaffte, die sich für gewöhnlich mit zahllosen Flaschen Bordeaux und Portwein stärkten. Die Rotweinflasche vor ihm war reine Tarnung.
    Eine Ewigkeit später, nach fast vierstündigem ununterbrochenem Spiel, entschied Lucas, daß er genug gewonnen hatte, um seinen Schneider und den Schuhmacher zu bezahlen, und um seine Dienerschaft noch einige Wochen zufriedenstellen zu können. Er entschuldigte sich und ging, um Hut und Mantel zu holen.
    Er stellte fest, daß er müde war. Die Intensität und Konzentration, mit der er Karten spielte, erschöpfte ihn. Doch er wußte genau, daß es diese Intensität und Konzentration waren, wegen der er regelmäßig gewann.
    Es war modern unter den Männern der besseren Gesellschaft, wild und gedankenlos zu spielen. Spielen war nur eine weitere Art, seinen Reichtum und Stil zu zeigen, eine Methode, Macht und Männlichkeit zu demonstrieren, und die Kumpane durch Kaltblütigkeit zu beeindrucken.
    Enorme Verluste wurden mit lässiger Geringschätzung hingenommen, als würde Geld nichts bedeuten. Doch es war kein Geheimnis, daß manche Männer am Ende einer solchen Nacht am Spieltisch nach Hause gingen und sich eine Pistole an den Kopf

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