Verlangen
Lucas. Wenn Sie die
Sache so betrachten, werde ich Sorge tragen, daß man Sie umgehend bezahlt.«
»Es besteht keine Eile, Vicky. Ich kann warten.«
»Aber Sie beabsichtigen, Ihr Geld einzufordern?«
Lucas öffnete die Augen und sah Victoria an. »O ja, meine Liebe. Da dürfen Sie sicher sein.«
Lucas nahm ein Glas Champagner vom Tablett und begrüßte Jessica Atherton, die sich zielstrebig einen Weg durch die Menge in seine Richtung bahnte. Wie immer sah sie bezaubernd aus in ihrem rosaroten Ballkleid und mit ihrer von zwei rubinbesetzten Kämmen gehaltenen modischen Frisur.
Ihrem Gesichtsausdruck war jedoch zu entnehmen, daß sie sich auf einer heiligen Mission befand. Lucas stellte bei der Frau, die er einst geliebt und verloren hatte, eine gewisse Verkniffenheit fest.
Was er einst als geziemliche Bescheidenheit betrachtet hatte, erschien ihm nun eher wie der Ausdruck beständiger Mißbilligung. Und in ihren Augen lag etwas, das ihn störte, Distanziertheit und Reserviertheit, als hätte sie die Welt gesehen und festgestellt, daß sie ihren hohen Ansprüchen niemals genügen würde.
In dem Moment, als sie ihn erreichte, wurde ihm klar, was genau es war, das ihn an ihrem Blick so störte. Sie hatte kein Feuer, sondern nur die unangenehme Kälte engelhafter Rechtschaffenheit und eine Aura weiblichen Märtyrertums. Gott sei Dank mußte er weder in der heutigen noch in irgendeiner anderen Nacht das Bett mit diesem unberührbaren, ätherischen Wesen teilen.
In der kurzen Zeit, seit er begonnen hatte, Victoria Huntington auf so unkonventionelle Weise zu hofieren, hatte er eine Leidenschaft für Feuer entwickelt.
»Liebster Lucas, ich habe dein Kommen bereits ungeduldig erwartet.« Jessica schenkte ihm ein schmerzliches Lächeln, als hätte sie befürchtet, er hätte sich irgendwann in den letzten Tagen einfach in Luft aufgelöst. »Geht es dir gut?«
»Sehr gut, vielen Dank, Jessica.« Vorsichtig nippte Lucas an seinem Champagner, während er in der Menge nach Victoria Ausschau hielt.
Höchst melodramatisch senkte Jessica ihre Stimme. »Ich habe mir größte Gedanken hinsichtlich unserer Pläne gemacht. Es hat ein paar Gerüchte gegeben, nichts Wichtiges, du verstehst?«
Lucas mißfiel die Art, in der Jessica von unseren Plänen sprach, so als habe sie auf irgendeine intime Weise mit seinem Werben um Victoria zu tun. Er konnte jedoch schwerlich leugnen, daß sie die ganze Angelegenheit ins Rollen gebracht hatte. Ohne Jessica wäre er Victoria niemals begegnet. »Von welchen Gerüchten sprichst du, Jessica?«
»Einfach, daß du auf Festen und Soireen häufig mit Miss Huntington gesehen wirst, und daß ihr mehr als einmal gemeinsam im Park ausgeritten seid. Es ist eine Sache, Vorträge oder ähnliche Veranstaltungen in Gesellschaft ihrer Tante zu besuchen, aber es ist etwas gänzlich anderes, Miss Huntington im Park zu treffen. Ich fühle mich verpflichtet, dich zu fragen, ob wir durch diese Dinge unser gewünschtes Ziel erreichen, Lucas.«
Lucas knirschte mit den Zähnen, als Jessica erneut von uns sprach. »Wärest du bitte so freundlich, dir um mich keine Sorgen zu machen. Ich bin durchaus zufrieden mit dem Stand meiner Beziehung zu Miss Huntington.«
»Wirklich, Lucas, du brauchst nicht so gereizt zu reagieren. Ich sorge mich nur um den Erfolg deiner für dich so wichtigen Bemühungen um eine reiche Erbin. Ich weiß, daß du diese Heirat brauchst, und ich tue mein Bestes, um dir behilflich zu sein. Schließlich gibt es ja auch noch Miss Pilkington, weißt du?«
Lucas unterdrückte einen Fluch und bemühte sich, dankbar zu erscheinen. »Danke, Jessica. Ich weiß deine Bemühungen zu schätzen. Du warst mir eine große Hilfe.«
Sie war etwas besänftigt. »Das war das mindeste, was ich aufgrund unserer früheren Beziehung tun konnte. Ich hoffe, du weißt, daß ich immer freundschaftliche Gefühle für dich hegen werde, Lucas.«
Freundschaftliche Gefühle waren so ziemlich das größte, was Jessica Atherton jemals für irgend jemanden empfinden würde, dachte Lucas. Sie besaß nicht einen Funken Leidenschaft.
Er lächelte innerlich, als er Victoria endlich am anderen Ende des Raumes entdeckte. Sie unterhielt sich angeregt mit ihrer Freundin Annabella Lyndwood. Wenn Victoria sich verliebte, würde sie in Flammen stehen, sagte er sich.
Als spürte sie seinen Blick, sah sich Victoria nach ihm um. Sie sagte etwas zu Annabella und machte sich auf den Weg durch die Menge.
Lucas beobachtete, wie sie sich
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