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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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bekannten Lebemann oder Mitgiftjäger bekannt gemacht.
    »Vicky, ich habe dich bereits überall gesucht.« Annabella Lyndwood eilte hinüber zu ihrer Freundin.
    Mit einem leichten Schlag öffnete sie ihren Fächer und verdeckte damit ihre Lippen, während sie im Flüsterton sprach. »Hast du tatsächlich mit Stonevale Karten gespielt? Wie ungezogen von dir. Wer hat gewonnen?«
    Victoria seufzte. »Ich, leider.«
    »Hat er dir erzählt, daß Bertie ihn aufgefordert hat, uns heute abend zu begleiten? Ich war wirklich erzürnt deswegen, doch Bertie besteht darauf, daß wir einen zweiten männlichen Begleiter bräuchten.«
    »So wurde es mir erklärt.«
    »Oje, du bist ärgerlich. Es tut mir so leid, wirklich Vicky, doch es läßt sich nicht ändern. Bertie hatte mir versprochen, nichts von unseren Plänen zu verraten, doch anscheinend hat Stonevale ihn mit einem Trick dazu gebracht, ihm alles zu erzählen.«
    »Ja, ich kann mir vorstellen, wie so etwas geschieht. Wahrscheinlich ließ er solange Weißwein durch Berties Kehle fließen, bis die Wahrheit herauskam. Es ist gewiß bedauerlich, daß dein Bruder seinen Mund nicht halten konnte, aber mach dir keine Sorgen, Bella. Ich bin wildentschlossen, mich trotzdem zu amüsieren.«
    Annabellas himmelblaue Augen schimmerten in offensichtlicher Erleichterung. Ihre blonden Locken hüpften verführerisch, als sie mit dem Kopf nickte und lächelte. Annabella Lyndwood war in den Augen einiger strenger Verfechter der gängigen Mode ein klein wenig zu wohlgerundet, doch diese Neigung zur Fülligkeit schreckte ihre zahlreichen Verehrer in keinster Weise. Vor kurzem hatte sie ihren einundzwanzigsten Geburtstag gefeiert und Victoria anvertraut, sie sei zweifelsohne verpflichtet, einen der verschiedenen Anträge anzunehmen, die ihr in dieser Saison gemacht worden waren. Wegen des verfrühten Todes ihres Vaters war Annabella erst sehr spät auf dem Heiratsmarkt erschienen, doch als sie schließlich in der Londoner Gesellschaft ihren Auftritt hatte, erwies sie sich als ungemein beliebt.
    »Was weißt du über ihn, Bella?« fragte Victoria ruhig.
    »Wen? Stonevale? Nicht viel, um ehrlich zu sein. Bertie sagt, er genieße einiges Ansehen in den Clubs. Seinen Titel hat er, glaube ich, erst kürzlich erhalten. Der vorherige Graf war wohl irgendein entfernter Verwandter. Ein Onkel oder so. Bertie erwähnte irgendwelche Güter in Yorkshire.«
    »Hatte Bertie sonst noch etwas über ihn zu berichten?«
    »Laß mich nachdenken. Bertie zufolge ist die Linie der Familie so gut wie ausgestorben. Sie wäre fast ganz ausgestorben, glaube ich, als Lucas Colebrook vor etwa einem Jahr gegen Napoleon in Spanien schwer verwundet wurde.«
    Victoria spürte, wie sich ihr Magen unangenehm zusammenzog. »Das Hinken?«
    »Ja. Es war anscheinend das Ende seiner militärischen Laufbahn. Nun denn, diese Karriere hätte sowieso geendet, als er sein Erbe antrat. Seine oberste Pflicht gilt jetzt selbstverständlich seinem Titel und seinen Gütern.«
    »Natürlich.« Victoria wollte die nächste Frage nicht stellen, doch sie konnte der Versuchung nicht widerstehen. »Wie ist das passiert?«
    »Die Verwundung seines Beins? Ich kenne keine Einzelheiten. Bertie sagt, Stonevale spricht nie darüber. Doch hat meinem Bruder zufolge Wellington höchstpersönlich den Grafen in verschiedenen seiner Depechen erwähnt. Es heißt, daß es Stonevale während der Schlacht, in der er verwundet wurde, gelang, im Sattel zu bleiben und seine Männer weiterzuführen, so daß sie noch das Angriffsziel einnehmen konnten, bevor er zusammenbrach und totgeglaubt auf dem Feld zurückgelassen wurde.«
    Totgeglaubt und zurückgelassen. Victoria fühlte sich elend. Sie verdrängte die aufsteigende Übelkeit und ermahnte sich selbst, daß Stonevale nicht die Art Mann sei, für die Mitleid zu empfinden sie sich leisten konnte. Außerdem bezweifelte sie stark, daß er ein solches Gefühl gutheißen würde. Es sei denn, natürlich, er fände einen Weg, dieses zu seinem Vorteil zu nutzen.
    Plötzlich kam ihr der Gedanke, ob Stonevale das Kartenspiel vielleicht vorgeschlagen hatte, um der Verpflichtung zu entgehen, eine Reihe von Volkstänzen zu absolvieren. Wahrscheinlich hielt ihn das Hinken von der Tanzfläche fern.
    »Was hältst du von ihm, Vicky? Ich habe gesehen, wie die perfekte Miss Pilkington und eine ganze Reihe anderer Damen im Saal ihn den ganzen Abend beobachtet haben. Ganz zu schweigen von ihren Frau Mamas. Es geht doch nichts über ein

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