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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ihn in dieser erinnerungswürdigen Nacht sein.
    Fast wie ein Hochzeitsgeschenk, fuhr es ihr durch den Kopf. Sie verdrängte diesen Gedanken schnell und begab sich an die Arbeit.
    Sie sah die Tabaksdose in dem Moment, als sie den Deckel ihres Farbkastens anhob.
    Ein paar Sekunden lang starrte sie nur überrascht darauf und fragte sich, weshalb irgend jemand eine schöne Tabaksdose in ihrem Farbkasten deponieren sollte. Es war ebenso seltsam, hier einen solchen Gegenstand zu finden, wie es vor ein paar Monaten ungewöhnlich gewesen war, das Halstuch mit dem Monogramm an der Tür zum Gewächshaus zu finden.
    Mit einem leichten Anflug von Furcht nahm Victoria die Tabaksdose und untersuchte sie sorgfältig. Es war ein schön gearbeitetes Kästchen, das allerdings keine Besonderheit aufwies außer dem auf der Deckelinnenseite eingravierten »W«.
    Eine Minute lang stockte ihr der Atem. Sie ermahnte sich eindringlich, daß sie nicht an Geister glaubte. Doch der Gedanke, daß irgend jemand ein makabres Spiel mit ihr treiben könnte, war noch bedrohlicher als die Vorstellung von einem Phantom.
    Und noch unmöglicher, sagte sie sich, während sie ein paar Mal tief einatmete, um sich zu beruhigen. Sie mußte vernünftig sein.
    Es konnte sich bei diesem Gegenstand ebenso wenig um die Tabaksdose ihres Stiefvaters handeln wie das Halstuch ihm gehört hatte.
    Dies alles war eine Reihe seltsamer Zufälle. Einer der zahlreichen Bekannten ihrer Tante hatte das Gewächshaus besichtigt und das Tuch und die Dose vergessen. Das Tuch hatte sie sofort gefunden, aber die Tabaksdose war in Vergessenheit geraten, um erst jetzt wieder aufzutauchen. Vor ihren Augen.
    Das war die einzig mögliche Erklärung, da niemand, niemand außer ihr selbst wußte, was in der furchtbaren Nacht, in der ihr Stiefvater ums Leben gekommen war, am Fuße der Treppe geschah.
    Vier Tage später sah sich Victoria in dem Meer wogender Abendkleider auf dem Ball bei den Middleships um und stellte fest, daß sie so nervös und aufgeregt war, als wäre sie die Braut auf ihrer eigenen Hochzeitsfeier. Heute war die Nacht.
    Da sie einer echten Hochzeitsfeier niemals näher zu kommen beabsichtigte, genoß sie den Abend am besten in vollen Zügen.
    Drei Tage zuvor hatte Lucas ihr ruhig erklärt, daß er alle Vorbereitungen für ihre erste gemeinsame Nacht getroffen habe. Die Pläne hingen davon ab, ob Lady Nettleship eine lange ausstehende Einladung zu einer Wochenend-Party auf dem Land annehmen würde, hatte er gewarnt. Doch das war kein Problem gewesen. Heute morgen war Cleo fröhlich in Richtung des Landsitzes ihrer besten Freunde aufgebrochen.
    »Bist du sicher, daß es dir nichts ausmacht, für einen Abend allein hier zu bleiben?« hatte Tante Cleo zum dritten Mal gefragt, während sie ihren Hut aufsetzte und mit mehreren Taschen die Reisekutsche bestieg.
    »Ich werde wohl kaum allein sein, Tante Cleo. Ich habe die gesamte Dienerschaft einschließlich Nan. Ich werde zurecht kommen. Außerdem erinnerst du dich bestimmt, daß ich heute abend bei den Middleships eingeladen bin, und deren Soireen enden nie vor Morgengrauen. Ich werde also kaum vor Sonnenaufgang zu Hause sein, und du bist ja bereits am Nachmittag zurück.«
    »Nun, du bist beinahe fünfundzwanzig. Ich wage zu behaupten, daß niemand etwas dagegen einzuwenden haben dürfte, wenn du eine Nacht ohne mich in deinem eigenen Haus verbringst, und auf den Ball wirst du ja von Lady Lyndwood und ihrer Tochter begleitet. Also ist alles in Ordnung. Paß auf dich auf, Vicky.«
    Cleo hatte ihr einen flüchtigen Abschiedskuß auf die Wange gedrückt, bevor sich die Kutsche in Bewegung setzte.
    Victoria hatte von den Eingangsstufen gewinkt und bemerkt, wie ihr Magen einige seltsame Hüpfer machte, als die Vorfreude in ihr aufwallte.
    Heute war die Nacht. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Das war es, was sie wollte; Lucas war der Mann, den sie wollte. Sie war auf der Schwelle einer romantischen Affäre mit dem Mann, den sie liebte. Die verwirrende Aussicht auf diese Art wissenschaftlicher Studien genügte, um ihr den Atem zu rauben.
    Es war an der Zeit. Victoria begann, sich durch die Menge in Richtung der Tür zu bewegen. Lucas würde bestimmt schon warten.
    »Sie wollen schon gehen, Victoria?« Isabel Rycott schien aus dem Nichts vor ihr aufzutauchen.
    »Ich fürchte, ich habe noch eine Reihe anderer Verpflichtungen heute abend«, erwiderte Victoria höflich. »Ich habe einer Freundin versprochen, daß ich noch kurz bei den

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