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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Tür auf.
    Wir fuhren auf der Hauptstraße nach links in Richtung Norden. Ich wünschte, der Abstand zwischen den Sitzen wäre kleiner.
    »Sind wir nicht schon wieder auf dem Weg zu einem der Tore?«, erkundigte ich mich misstrauisch.
    »Ja.«
    »Sagan … ich verstehe es nicht. Wohin fährst du mit mir?«
    »Überraschung.«
    Sofort wurde ich nervös. »Warte mal … aber nicht schon wieder deine Familie? Sehe ich vernünftig aus?«
    Er lachte. »Wann siehst du jemals nicht vernünftig aus? Du bist unglaublich hübsch. Nein, keine Sorge, nichts mit Familie oder dergleichen.«
    »Was denn?«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es eine Überraschung ist.«
    Wir verließen die Autobahn und bogen danach mehrfach ab. Nach einer Weile brachte Sagan den Jeep auf einem großen Parkplatz zum Stehen und zog die Handbremse an.
    Das Erste, was ich sah, war eine Straßenschlucht mit Kopfsteinpflaster, an der sich links und rechts schicke Läden und Restaurants aneinanderreihten. Direkt vor uns sah ich eine riesige Filiale der größten Buchhandelskette des Landes.
    Viele Menschen waren hier unterwegs, einige in Shorts und Freizeitkleidung, andere in Anzug und Kostüm. Nach meiner Zeit in der Abgeschiedenheit des NASA-Geländes war es ein seltsames, fast klaustrophobisches Gefühl, von so vielen Leuten umgeben zu sein.
    »Wo sind wir …«, begann ich.
    »Ich möchte heute mit dir ausgehen«, sagte Sagan. »Ist das so ungewöhnlich?«
    Wir gingen über das Kopfsteinpflaster, und als Sagan mich schließlich durch eine große Glastür zog, fühlte ich mich bereits wie benommen.
    Dort reduzierte sich die Geräuschkulisse sofort auf sanfte Zimmerlautstärke. Der Geruch von köstlichem Essen strömte mir in die Nase.
    »Fleisch!«, stellte ich fest und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Irgendwo wurde ein Steak gegrillt. Ich hörte das Fett brutzeln, wie ich es noch nie wahrgenommen hatte … ein Wasserfall hätte nicht schöner klingen können.
    »Das hier ist das Lieblingsrestaurant meiner Familie«, verkündete Sagan, entfaltete seine Stoffserviette und legte sie sich auf den Schoß.
    » O’Connors! «, rief ich und blickte auf die mit Troddeln versehene Speisekarte, die vor mir lag.
    »Kennst du es?«
    Ich nickte begeistert. »Die Werbung habe ich unzählige Male gesehen.«
    »Aber du warst noch nie hier essen?«
    »So ist das, wenn man eine alleinerziehende Mutter hat.«
    »Als sechsköpfige Familie kommen wir auch nur selten her, aber wir alle lieben es.«
    »Das Holz um uns herum war dunkel, schwer und edel, und in dem großen Kamin brannte ein Feuer. Nachdem ich so viel draußen gewesen war, fühlte ich mich vollkommen fehl am Platze, doch das war mir egal. Ich blätterte die Speisekarte durch und staunte über die Auswahl.
    »Warum beginnen wir nicht mit einer kleinen Vorspeise?«, schlug Sagan vor. »Magst du Lobster Dip?«
    Ja. Dem Lobster Dip ließen wir einen Salat aus jungem Spinat und Erdbeeren folgen. Anschließend gab es etwas, was sich »Krabbenbisque« nannte. Dahinter verbarg sich eine cremige Suppe, die mir fast die Schuhe auszog. Eine Stunde später schob ich mir den letzten Bissen des Hochrippensteaks mit Blauschimmel-Knoblauchkruste in den Mund und stöhnte förmlich vor Genuss. Mir fehlten die Worte, um das Menü angemessen zu beschreiben. Deshalb begnügte ich mich damit, zufrieden zu seufzen und mich in meinem Stuhl zurückzulehnen.
    »War es gut?«, erkundigte sich Sagan lächelnd.
    » Gut ist stark untertrieben. Vielen Dank.« Ich drückte seine Hand.
    »Und zum Nachtisch …«
    »Nachtisch? Ich bin total satt.«
    Er prüfte auf seinem Handy, wie spät es war. »Gut, ich hatte auch eher an ein Eis nach dem Kino gedacht.«
    »Kino?«
    In einem Kino zu sein, war ein noch größerer Schock. Diese vielen Köpfe, so viele lachende, schwatzende Menschen. So normal. Ich hatte das Gefühl, mindestens sechs weitere Augen zu benötigen. Der Film lief bereits seit mindestens zwanzig Minuten, als ich langsam begann ruhiger zu werden. Mir wurde bewusst, wie misstrauisch ich geworden war.
    Was wir sahen, hieß Karma Chameleon und handelte von einem Mädchen, das der Meinung war, ihr Karma sei für ihr verkorkstes Liebesleben verantwortlich. Ich fand es süß, dass Sagan einen Mädchenfilm für mich ausgesucht hatte. Deshalb habe ich ihm auch nie gesagt, dass ich den Science-Fiction-Thriller, in dem Zombies in der ersten Stadt auf dem Mond einfielen, vorgezogen hätte.
    Das Kino war nur zu einem Drittel

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