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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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des Steinhaus-Hotels. Als ich den Namen erwähnte, blieben alle drei abrupt stehen.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Emma, bist du dir sicher, dass er es war, der dich verwandelt hat?«, fragte Lena.
    »Ja, ich weiß zwar nicht genau, wie man ihn schreibt, aber so klingt er auf jeden Fall. Warum?«
    »Dieser … perdu  … ist ziemlich übel. Sehr übel«, klärte Anton mich auf.
    »Bei den perdus gibt es ja nicht wirklich eine Hierarchie, aber wenn sie eine hätten, würde er ziemlich weit oben stehen.«
    Donne verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Du hast großes Glück, dass du noch am Leben bist, Frischling.«
    Lena legte eine Hand auf meine Schulter.
    »Du interessierst dich doch für Historisches; ich möchte dir noch eine Geschichte aus der Vergangenheit erzählen«, sagte sie.
    »Es war einmal eine Familie, die 1818 in der Temperance Gemeinschaft im Telfair County in Georgia lebte. Der Vater besaß dort große Plantagen, eine eigene Bootswerft, eine Getreidemühle und eine Ziegelfabrik. Er war ein strenger, zielstrebiger Mann. Skrupel- und gnadenlos. Abgesehen von seinen Geschäftsinteressen hatte er nur noch eine einzige andere Leidenschaft: seinen einzigen Sohn, einen Jungen namens Karel.
    Eines Abends im März hatten Vater und Sohn am Ufer des Ocmulgee, wo der Lehm für die Ziegel abgebaut wurde, ihr Nachtlager aufgeschlagen. Eine kleine Gruppe feindlicher Creek-Indianer bemerkte das Lagerfeuer, schlich sich an und fiel über die beiden her.
    Karel war auf der Stelle tot und der Vater wurde schwer verwundet. Anschließend haben die Indianer angefangen die beiden zu skalpieren. Der Vater musste mit ansehen, wie sein geliebter Sohn skalpiert wurde. Dann war er selbst an der Reihe. Bei lebendigem Leib zogen ihm die Indianer das Fleisch vom Schädel. Der Vater schrie nicht, sondern lag nur reglos da und ertrug den unbeschreiblichen Schmerz, um mit dem Leben davonzukommen.
    Dann stieß noch jemand zu der Folterszene. Zunächst bemerkte sie niemand. Es handelte sich um ein großes, schlankes Mädchen. Sicher war es nicht älter als zwölf oder dreizehn Jahre alt. Die Creeks kümmerten sich nicht darum, waren sie sich doch sicher, das Mädchen jederzeit töten zu können, wenn es ihnen beliebte.
    Anstatt angesichts des grausamen Anblicks augenblicklich zu fliehen, trat das Mädchen neugierig näher, als wollte sie sehen, was dort vor sich ging. Dann griff es dem nächstbesten Indianer ins Haar, zog ihm den Kopf zurück … und riss ihm mit dem Mund die Kehle auf. Bei dem nächsten tat es das Gleiche. Der dritte, derjenige, der den Vater skalpiert hatte, warf das Messer fort und rannte. Das Mädchen holte ihn ein.
    Du siehst, Emma, in jener Nacht war mehr als ein Jäger im Wald auf Beutezug. Aber diese Jägerin jagte allein.
    Neugierig kehrte das Mädchen zu dem skalpierten Mann zurück, der noch am Ufer des Flusses lag. Es kniete nieder und trank zuerst Blut aus dem Körper des Kindes, solange es noch warm war. Dann wandte es sich dem Vater zu und nahm ihn sich ebenfalls vor.«
    Lena sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, der mir alle Haare zu Berge stehen ließ.
    »Dieses Mädchen, das allein im Wald unterwegs war, dieses unschuldig wirkende kleine Mädchen war la Mangeuse . Und der Mann, der skalpiert wurde, war Moreau. Bis heute antwortet er nur auf ihren Ruf.«
    Während wir weitergingen, berichtete ich den drei Vampiren ausführlich über meine grausamen Erlebnisse während jener Nacht in den Bergen von Georgia.
    »Warte mal«, sagte Donne und blieb stehen. »Du sagst, er hat aus deinem Bein getrunken?«
    »Ja«, antwortete ich. »Eigentlich wollte er mir an die Kehle, aber ich habe ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Er war richtig beleidigt, als sollte ich mich auch noch geehrt fühlen, von ihm als Nahrungsquelle auserwählt zu sein. Ich wünschte, ich hätte ihm die Nase gebrochen, sie ihm am besten gleich ins Hirn gerammt.«
    »Du hast ihn geschlagen!«, rief Donne erstaunt. »Huch.« Sie machte ein erschrockenes Gesicht.
    Auch Anton schnappte ungläubig nach Luft. »Die perdus betrachten das als große Beleidigung«, erklärte er.
    »Die Kehle ist den soleils und den perdus gleichermaßen heilig«, ergänzte Lena. » Sacré. Seiner Ansicht nach hättest du es als Ehre betrachten müssen, dass er aus deiner Kehle trinken wollte. Mit dem Schlag ins Gesicht hast du ihn entehrt.«
    »Du hast das Schlimmste getan, was man sich vorstellen kann«, fügte Anton hinzu. »Kein

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