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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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erfunden wurde, weil die Kehle zu verführerisch, zu gefährlich sei. Der Instinkt, die Haut seines Liebhabers genau an dieser Stelle zu schmecken, ist so natürlich …«
    Sie ließ ihre dünnen Finger über meinen Hals wandern und das Kribbeln wurde zu einem wohligen Prickeln. Jetzt war ich doch ein wenig verlegen. Noch nie hatte mich ein anderes Mädchen auf diese Weise berührt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Sagan mich schon einmal so berührt hatte.
    »Du bist nicht entspannt«, stellte Lena fest. »Aber hierfür musst du so entspannt wie möglich sein, sonst bringt es nichts. Schließ die Augen und denk an etwas Angenehmes. Das hilft vielleicht.«
    Während ihre Finger weiter über meine Haut strichen, schloss ich die Augen und dachte an Sagan. Seine Lippen auf meinem Hals. Sein Mund.
    »Ähm … ich bin mir nicht sicher, ob ich dabei locker werde«, sagte ich und kicherte ein wenig nervös.
    »Mit der Zeit wird es leichter«, beruhigte mich Lena abermals. »Du bist noch nicht oft berührt worden, oder?«
    »Merkt man das?«
    »Halte die Augen geschlossen und konzentriere dich weiter auf das Angenehme, an das du vorher gedacht hast.«
    Wieder sah ich Sagan vor mir … wie er ausgesehen hatte, als wir den Kompressor in den Jeep gehievt hatten. Er hatte das Hemd ausgezogen und seine Haut war von einem dünnen, glitzernden Schweißfilm überzogen gewesen. Auch seine markanten Gesichtszüge wurden von blitzendem Schweiß besonders hervorgehoben.
    »Lass mich nicht fallen«, sagte ich und atmete tief ein und aus.
    »Die Kehle, die gorge , ist das Zentrum des champs einer Person«, fuhr Lena fort. »Indem man etwas in die Kehle spricht, kann man innerhalb seines champs Veränderungen hervorrufen. Man kann sich sogar über längere Distanzen mit anderen Vampiren unterhalten.« Sie kniff mich sanft in den Hals. »Besonders mit denjenigen, die dich hier gekostet haben.«
    »Na wunderbar, wie Moreau«, sagte ich.
    »Hör auf«, wiegelte Lena ab. »Mit ihm wäre es am einfachsten, ja. Aber konzentriere dich auf das Gute. Die Worte müssen nicht einmal hörbar sein. Nur in der Kehle müssen sie gesprochen werden.«
    Was soll ich sagen? , sprach ich abermals in meine Kehle hinein. Inzwischen kam es mir gar nicht mehr albern vor.
    Abermals fuhr Lena mit ihren Fingern behutsam, fast zärtlich, über meine Haut.
    »Bist du bereit?«, fragte sie.
    »Ich glaube, ich …«
    Sie hieb ihre Zähne in meinen Hals.

24
    Nahrungsaufnahme
    Ich muss ein wenig zusammengezuckt sein, denn wir fielen fast vom Schornstein. Doch Lena ließ nicht locker. Der Schrecken saß tief. Da ich den Kopf nur bis zu einer bestimmten Stelle drehen konnte, riss ich instinktiv die Augen auf und bewegte sie so weit wie möglich zur Seite, weil ich unbedingt sehen musste, was sie tat – auch wenn es nach einer Weile schmerzte.
    Lena hing noch immer auf mir und trank. Ich griff nach ihr, aber sie umschlang mich mit beiden Armen … Ich wusste, dass ich stärker war, ich wusste, dass ich mich befreien könnte … doch aus irgendeinem Grunde tat ich es nicht.
    Im nächsten Moment strömte eine Welle des Wohlbefindens durch meinen Körper – so intensiv, wie ich es noch nie erlebt hatte. Es war nicht das wohlige Gefühl, das ich von meinen Anfällen kannte – ein Teil von mir fürchtete sich und war wütend. Ich hatte Angst ausgetrickst worden zu sein. Hatte Lena mich auf hinterlistige Art und Weise auf ihre Seite gezogen? Der andere Teil jedoch befand sich im siebenten Himmel.
    Je weniger Widerstand ich leistete, desto größer wurde das Wohlbefinden. Ich wusste, dass sie mir das Blut aus dem Herzen saugte, doch das war mir egal. Die nervigen Tücken des Alltags, das Gefühl, immer auf der Hut sein zu müssen, jederzeit zum Angriff bereit … all das löste sich mit jedem Tropfen Blut, den ich verlor, in Luft auf.
    Ich kam nicht dagegen an. Dabei ging es nicht um mangelnde Kraft, sondern um mangelnden Willen. Ich wollte, dass sie mich aussaugte. Ich wollte, dass sie mich so weit in ihre Welt brachte wie möglich … gerne noch weiter. Nichts war falsch an dem, was wir taten. Nichts war falsch daran, dass ich dieses Gefühl liebte. Das sich über alles spannende Gefühl, geliebt, bewundert, gewollt zu sein.
    Ich hatte das Gefühl, noch nie so wichtig für jemanden gewesen zu sein, wie in diesem Moment für Lena. Nicht für meine Mutter, nicht für Manda, nicht für Sagan. Ich war wichtig für sie. Das war alles, was zählte. Der Gedanke, dieses

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