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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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hundert Jahren stattfindet? Oder in zweihundert? Sagan sagt, die letzte, die von 1859, sei die stärkste seit 500 Jahren gewesen …«
    »Sagan. Wer ist Sagan?«, hakte Anton sofort nach.
    »Ich wusste es«, sagte Donne, nachdem ich die letzte Stunde damit verbracht hatte, ihnen zu erklären, wie Sagan und ich Freunde geworden waren. »Ich wusste, dass sie irgendetwas vor uns verbirgt.«
    »Du hattest Recht«, gab ich zu. »Ich hätte es eher sagen sollen. Aber ich wusste nicht, wie ihr es aufnehmen würdet. Ich hatte Angst, dass ihr mich rauswerfen würdet.«
    »Na ja, dein Instinkt hat dich nicht getäuscht«, fauchte Donne. »Du hast unser Vertrauen missbraucht. Hast jemandem von uns erzählt. Jemandem, den wir jagen müssen, um zu überleben. Jemandem, der uns früher oder später verraten wird.«
    »Das würde Sagan niemals tun«, wehrte ich mich und zwang mich ruhig zu bleiben. »Glaubt ihr nicht, dass es auch gute Menschen gibt?«
    »Doch, natürlich tun wir das«, antwortete Lena.
    »Wir haben nur noch nie welche kennengelernt«, fügte Donne hinzu.
    »Weil ihr es nie versucht habt«, entgegnete ich. »Und ich weiß auch warum. Weil ihr glaubt, ihr könnt es nicht. Sie sind unsere … Nahrung. Das verstehe ich. Aber bei Sagan müsst ihr aus eigenem Interesse eine Ausnahme machen. Bitte! Er kann helfen! Ich weiß es.«
    »Und wie?«, wollte Anton wissen.
    »Ich kenne mich mit Technik nicht so gut aus«, begann ich. »Aber er hat Zugang zu Geräten, mit denen man vorhersagen kann, was die Sonne zu einem bestimmten Zeitpunkt tun wird. Veränderungen können im Voraus festgestellt werden. Er würde bereits in dem Moment, in dem die nächste éruption du soleil die Sonne verlässt, von ihr wissen! Vor jedem anderen auf der Welt.«
    »Ist das wahr?« Anton schien sehr interessiert und ich erzählte ihnen alles, was ich von STEREO und dem Solarobservatorium noch wusste. Dabei trug ich ziemlich dick auf.
    »Und, was meinst du, Lena?«, fragte ich schließlich.
    »Schaden kann es nicht, denke ich.«
    »Und wieder werde ich überstimmt«, meckerte Donne. »Warum sollte dieser humain uns helfen wollen?«
    »Was ist das denn nun schon wieder«, erkundigte ich mich.
    »Ein Mensch, ein Mensch, der nie verwandelt worden ist«, übersetzte Anton.
    »Weil er es mir gesagt hat«, beantwortete ich Donnes Frage. »Und ich glaube ihm.«
    »Warum?« Sie blieb misstrauisch.
    »Weil …« Weil er mich liebt.
    Ich sah Sagan gern beim Arbeiten zu. Immer wieder sah ich aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber. Besonders, als ihm so warm wurde, dass er sein Hemd auszog und es übers Geländer hängte. Wenn ich beobachtete, wie sich seine Muskeln bewegten, bekam ich dieses seltsame Prickeln im Mund. Ich fragte mich, ob ich genauso empfindsam gewesen war, bevor ich ein Vampir geworden bin. Ich hatte das Gefühl, meine Sinne öffneten sich in einer Weise, wie ich es mir nie hätte vorstellen können.
    »Sie kommen also wirklich heute Nacht?«, fragte Sagan und trank einen Schluck Wasser.
    »Hä?« Ich hatte gerade beobachtet, wie sein Adamsapfel in seiner Kehle auf- und abhüpfte. »Ja, das haben sie zumindest gesagt.«
    »Und du glaubst, dass es in Ordnung ist?«
    Ich versuchte, nicht besorgt auszusehen. Noch immer hatte ich Donnes Worte im Ohr.
    »Okay, okay. Ich komm ja mit! Und wenn wir ihn nicht mögen, fallen wir einfach über ihn her.«
    »Donne!«, hatte Lena gemahnt.
    »Du weißt, dass es so ist! Was sollen wir sonst tun, wenn er von uns weiß.«
    »Sie hat Recht«, hatte Anton ihr zugestimmt.
    »Alles ist gut«, sagte ich betont fröhlich. »Du musst dich nur einmal in ihre Lage versetzen. Sie haben so abgeschieden gelebt. Bei ihnen ging es immer nur darum, sich versteckt zu halten und nicht gesehen zu werden. Aber als ich ihnen von dem Observatorium erzählte, ihnen erklärte, was du kannst …
    Sagan stöhnte, fast klang es wie ein Lachen.
    »Nein wirklich. Du könntest ihnen so sehr helfen. Vielleicht könntest du sogar einen neuen Unterschlupf für sie finden … hier auf dem Gelände.«
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, erwiderte er. »Dass dann vier von euch hier herumlaufen.«
    »Bleib ernst.«
    »Tut mir leid, aber das bin ich. Ich kann es noch immer nicht wirklich glauben, dass es Vampire geben soll. Auch nach allem, was ich inzwischen gesehen und was du mir gezeigt hast. Und drei von ihnen werde ich also heute Nacht tatsächlich kennenlernen?«
    »Ja, es ist ein großer Schritt für sie. Ich musste dich praktisch

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